Der Jüngstre Tag
unserer Gefangenen so rücksichtslos sein sollte zu sterben.«
»Oder nicht mehr in der Lage ist, die Arbeit auszuführen«, fügte Susan hinzu.
»Dann müsstest du wenigstens nicht mehr für ihn kochen.«
Susan sah ihre Schwester an.
»Wenn einer nicht mehr arbeiten könnte, gäbe es keinen Grund, ihn am Leben zu lassen«, erklärte Diana in eiskaltem Ton.
»Vergiss ihr Sperma nicht«, warf Duncan spöttisch ein.
Diana wandte sich Theresa zu. Sie schien Duncans Einwand ernst zu nehmen. »Finde heraus, wie man Sperma langfristig lagert.«
»Möchtest du zuerst die gute oder die schlechte Nachricht hören?«, fragte Jennifer Jasper, als sie ihn an diesem Abend um zehn Uhr abholte.
»Zuerst die schlechte Nachricht.«
»Vor dir liegt eine Zwanzig-Stunden-Schicht. Du musst bis sechs Uhr morgen Abend auf der Tretmühle stehen.«
»Was? Warum?«
»Weil Damian krank ist.«
»Und was ist die gute Nachricht?«
»Ich habe arrangiert, dass du in Zukunft die Schicht von sechs Uhr früh bis zehn Uhr abends übernimmst.«
»Komm her«, sagte er. Ohne nachzudenken, ging Jennifer auf ihn zu. Er nahm sie in die Arme und küsste sie. »Danke.«
Plötzlich begriff Jennifer, in was für eine Gefahr sie sich begab, indem sie Jasper erlaubte, sie in die Arme zu nehmen. Außerdem übertrat sie sowieso schon die Vorschriften, weil sie ihn alleine eskortierte. Sie löste sich abrupt aus der Umarmung und trat ein paar Schritte zurück. Er sah sie verletzt an. Hin- und hergerissen zwischen Begierde und Pflicht, ging Jennifer wieder zu ihm und küsste ihn noch einmal.
»Komm, Sklave«, sagte sie lachend. »Nimm deine Kugel und Kette in die Hand.«
»Du könntest wenigstens die Kugel für mich tragen. Besser noch, du würdest sie abmachen.«
»Keine Chance«, entgegnete Jennifer.
Lächelnd verließ Jasper hinter ihr die Zelle.
30
Es dauerte eine Woche, bis Damian sich so weit erholt hatte, dass er wieder eine ganze Schicht arbeiten konnte. Er beklagte sich bitter, dass er jetzt die Schicht von zehn bis zwei Uhr übernehmen musste, die er als die schlimmste empfand. Doch da er der verhassteste der drei Brüder war, hatte niemand Mitleid mit ihm.
Jennifer musste feststellen, dass sich ihre Situation keineswegs verbessert hatte, sondern dass die Zeit trauter Zweisamkeit mit Jasper kürzer war als zuvor. Duncan, den jede Veränderung beunruhigte, bestand nun darauf, dass Jasper um zehn Uhr abends immer von zwei Personen zu seiner Zelle begleitet wurde. Er erstellte einen Plan und legte fest, dass entweder Kimberley und Rebecca oder Jennifer und Virginia die Eskorte durchführten.
»Mir macht es nichts aus, ihn heute Abend allein einzuschließen«, sagte Jennifer eines Abends zu Virginia. Sie hatte ihr dieses Angebot schon mehrfach gemacht. Mittlerweile war es einen Monat her, seit sie mit Jasper allein gewesen war, und sie verzweifelte langsam.
Virginia schaute sie verwirrt an. »Du bist doch nicht etwa verliebt in ihn, oder?« Diese Frage versetzte Jennifer einen mächtigen Schreck. Wenn Virginia ihren Verdacht Duncan oder noch schlimmer Diana gegenüber wiederholte, würde man ihr verbieten, Jasper zu eskortieren.
»Natürlich nicht! Ich verstehe nur nicht, warum wir beide bis zehn Uhr warten sollen, um ihn einzuschließen. Wenn wir uns abwechseln, könnte wenigstens eine von uns früh ins Bett.«
»Ich weiß, dass du ihn schon häufiger alleine begleitet hast, aber ich habe keine Lust dazu. Ich traue den Chatfield-Brüdern nicht.«
»Bei Damian und Greg sehe ich das genauso, doch Jasper ist harmlos. Hattest du jemals Probleme mit ihm?«
»Nein, aber …«
»Er ist ein gebrochener Mann.«
»Nun … ich muss zugeben, dass er immer sehr unterwürfig erscheint.«
»Das ist er auch. Du musst nur vorsichtig sein und gewisse Vorsichtsmaßnahmen ergreifen.«
»Zum Beispiel?«
»Du darfst nicht vertraulich mit ihm werden. Halte immer einen sicheren Abstand zu ihm. Wenn du die Tür aufschließt, muss er auf dem Gang stehen bleiben, und wenn du ihm das Essen hinstellst, muss er auf dem Bett sitzen. Und so weiter.«
»Du meinst, das reicht aus, um nicht in Gefahr zu geraten?«
»Mit einer Eisenkugel und einer Kette kann man sich wohl kaum schnell bewegen, oder?«
»Ich weiß nicht …«
Jennifer hielt es für besser, die Sache nicht zu forcieren. »Vergiss es. War nur so eine Idee. Wir machen so weiter wie bisher. Wenn du aber mal einen Abend frei haben möchtest, sag mir Bescheid.«
Es war Virginia, die das Thema ein
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