Der Junge aus dem Meer - Roman
der Promenade gehoben wurden.
»Das ist
Miranda
«, sagte CeeCee betont und gab mir einen Stoß in den Rücken, der mich nach vorne stolpern ließ. »Besuch aus New York, aber sie hat ihre Wurzeln in Savannah. Hey, genau wie du, T. J.!«, blubberte sie in gespielter Überraschung.
CeeCees Fröhlichkeit, mit der sie hier die Kupplerin spielte, ließ in mir irgendwie den Wunsch aufkeimen, sie kräftig in den Hintern zu treten. Sollte sie nicht damit beschäftigt sein, ihre Wahl zwischen Lyndon und Bobby zu treffen?
»Faszinierend«, sagte T. J. und heftete seine braunen Augen auf mich, was mich noch mehr erröten ließ. Helle Haut zu haben, ist echt ein Fluch.
»Wie ist dein Nachname?«
»Merchant«, erwiderte ich automatisch, bevor mir klar wurde, dass T. J. den Familienstrang meines Vaters, der ausdem ganz und gar nicht glamourösen Brooklyn stammte, weder kennen noch sich um ihn scheren würde. »Hawkins«, berichtigte ich, während CeeCee ihren Platz wechselte, um mit Lyndon oder vielleicht auch Bobby zu reden.
Beeindruckt breitete sich ein Lächeln über T. J.s kantiges Gesicht. »Natürlich«, erwiderte er. »Ich habe seit meiner Kindheit ständig was über die Familie Hawkins gehört! Meine Mutter würde förmlich niederknien, wenn sie dir begegnete – sie sagt, dass jede Lady aus den Südstaaten versuchen sollte, wie Isadora Hawkins zu sein.«
»Glaub mir, ein Hofknicks wäre bei mir völlig fehl am Platz«, sagte ich lachend und versuchte mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass ich mich tatsächlich mit diesem Jungen
unterhielt.
Obwohl mein Gesicht noch immer glühte, schlug mein Herz nicht schneller; T. J.s tadellose Manieren ließen mich definitiv Ruhe bewahren. Als ich so mitten in dieser Gruppe stand – die zwischen den Jungs und Mädels hin- und herflatternden Flirts schienen die Luft zum Knistern zu bringen –, überkam mich plötzlich eine gewisse Erregung. Konnte es wirklich sein, dass ich hier hineinpasste?
»Das wage ich zu bezweifeln«, erwiderte T. J. sanft, und mein Magen machte einen Satz. Ich konnte nicht sagen, ob sein offenkundiges Interesse an mir nur an unserer gemeinsamen Verbindung mit Savannah lag oder ob CeeCees Einsatz als Amor tatsächlich, und erschreckenderweise, Früchte trug. »So oder so«, fuhr er fort, »meine Mutter ist nicht hier. Sie verbringt den Sommer mit meiner Schwester auf Tybee Island, jetzt, wo meine Eltern … geschieden sind.« Er senkte die Stimme, so als ob seine letzte Bemerkung irgendwie schmutzig geklungen hätte.
»Meine Eltern sind auch geschieden«, platzte ich heraus,davon überrascht, dass T. J. und ich noch etwas Weiteres gemeinsam hatten.
»Das tut mir leid«, gab T. J. zurück und klopfte mit seinen hellbraunen Slippern einen kurzen Takt auf den Boden. »Ich glaube,
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute
kommt wohl nur noch im Märchen vor.«
»Ich habe eh noch nie an so etwas geglaubt«, erwiderte ich wahrheitsgemäß, und T. J. blickte mich aus zusammengekniffenen Augen an, als hätte ich eine fremde Sprache gesprochen.
»Hey, ihr Mädels kommt gerade rechtzeitig«, sagte einer der Jungs. Ich wandte mich von T. J. ab und sah einen lächelnden Lyndon (oder Bobby), der seinen Arm um CeeCees Taille gelegt hatte. »T. J. wollte gerade sein Päckchen aufmachen«, fügte er hinzu.
Mein Herz setzte für einen Schlag aus. »Äh, was?«, fragte ich und blickte T. J. an, der in sich hineingrinste.
»Keine Erben-Party ist ohne das Päckchen perfekt«, verkündete T. J. Offensichtlich spielte er auf eine Tradition ähnlich der Sommerflirts an. Dann klappte er eine Seite seines Blazers auf und enthüllte zwei silberne Fläschchen, die in seiner Innentasche steckten. Die anderen heulten jubelnd auf, und ein paar der Partygäste blickten amüsiert in unsere Richtung.
»Theodore Illingworth Junior«, verkündete Virginia, während sie sich von Rick abwandte und die Hände in die Hüften stemmte. »Du weißt wirklich immer, was angesagt ist.« Ihre Augen glänzten und ich fragte mich, ob sie T. J.s tatsächlich schon so müde geworden war, wie sie behauptet hatte.
»Treten Sie näher, meine Damen und Herren«, sagte T. J., holte eine Flasche hervor und genoss offensichtlich die ihmzuteilgewordene Aufmerksamkeit, »und probieren Sie den besten Rum nördlich von Kuba.«
Ich hielt mich im Hintergrund und kam mir wirklich albern vor, weil ich geglaubt hatte, dass diese verwöhnten Kids sich mit simplen Softdrinks zufriedengeben
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