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Der Junge aus dem Meer - Roman

Der Junge aus dem Meer - Roman

Titel: Der Junge aus dem Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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wohnen.«
    »Mach dir keine Sorgen, Miranda«, sagte CeeCee und drehte den Verschluss ihrer Sonnecremetube auf. »T. J. Illingworth würde dich nicht im Traum dorthin ausführen.«
    »Genau. Also, was gibt’s Neues von T. J.?«, kreiste Virginia mich ein.
    Ich biss mir auf die Lippe. Nach meinem Abend mit Leo hatte ich nicht ein einziges Mal an T. J. gedacht. Nun war ich einigermaßen schuldbewusst, weil ich ihn vergessen hatte.
    »Ach, nichts Besonderes«, sagte ich und zuckte mit den Achseln. »Ich hab nichts von ihm gehört …«
    »Ja, weil er und Mr. Illingworth das Wochenende in Savannah verbringen«, warf CeeCee ein. »Da gibt’s ein großes Golfturnier oder so was.« Sie gab ein gespieltes Gähnen von sich, und ihre Freundinnen brachen in Gelächter aus.
    »Was ist denn mit Mr. Illingworth?«, rief Delilah hinter uns. Ich blickte mich um und sah, wie Mom mit ihrer Ausgabe der Vanity Fair nach Delilah ausholte. Mein Magen zog sich zusammen.
    »Wir versuchen, Miranda mit seinem Sohn zu verkuppeln«, rief Jacqueline fröhlich, was dazu führte, dass Mom sich an ihrem Fruchtshake verschluckte. Sie hielt sich dieHand vor den Mund und hustete, bevor sie ihre Fassung wiedergewann.
    Delilahs Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. »Miranda und T. J. Illingworth? Wie … faszinierend.« Sie riss sich ihre Sonnenbrille vom Kopf und blickte Mom mit einer hochgezogenen Augenbraue an. »Geschichte wiederholt sich eben immer wieder, findest du nicht?«
    Moms Sonnenbrille verdeckte ihren Gesichtsausdruck, doch ich sah, wie sie die Zähne zusammenbiss, während sie aufmerksam die Seiten ihrer Vanity Fair umblätterte. Normalerweise hätte sie den
Scientific American
gelesen. »Delilah«, sagte sie dann in warnendem Tonfall.
    Mein Bauch schnürte sich weiter zusammen.
    »Uups.« Delilah legte den Finger vor die Lippen. »Mein Fehler«, sagte sie, doch ihre Augen tanzten vor Vergnügen.
    »Was meinst du damit, Mama?«, fragte CeeCee und drehte sich auf ihrem Handtuch herum. Virginia und Jacqueline rollten sich ebenfalls auf die andere Seite, und wir alle starrten Delilah an.
    Doch die Antwort kam von meiner Mutter. »Keine große Sache«, erwiderte sie knapp und schob ihre Sonnenbrille hoch. »Mr. Illingworth und ich haben uns manchmal getroffen, damals, als wir noch Kinder waren. Eine
uralte
Geschichte«, ergänzte sie und erwiderte meinen Blick für eine Sekunde, bevor sie sich wieder ihrer Zeitschrift zuwandte.
    Ich hatte schon vermutet, dass da irgendetwas zwischen Mom und Mr. Illingworth gewesen war, doch sie diese Worte aussprechen zu hören, war verblüffend. Wenn es wirklich keine große Sache war, wieso hatte mir Mom dann nicht einfach davon erzählt? Und wieso war ihr Gesicht so rosa?
    »Oh, mein Gott, gibt es so was wie Schicksal?«, rief CeeCee, während Jacqueline grinste und Virginia keine Miene verzog. »Ich schwöre, dass ich davon keine Ahnung hatte, als ich Miranda und T. J. zusammenbringen wollte. Vielleicht hab ich ja parapsychologische Kräfte!«
    »Du meinst wohl eher psychopathische«, grummelte Virginia und legte sich wieder auf den Rücken.
    Offensichtlich zufrieden machte es sich Delilah in ihrem Stuhl bequem.
    In diesem Moment tauchte Felice in ihrem tropfenden und für ihr Alter völlig unpassenden, mit Goldfäden durchwebtem Bikini wieder auf. »Das Wasser ist für meinen Geschmack viel zu kalt«, sagte sie und wickelte sich in ein Handtuch. Sie blickte unsere kleine Gruppe aus Müttern und Töchtern an und schien die in der Luft hängende Spannung förmlich zu riechen. »Was ist los?«, fragte sie. »Hab ich was verpasst?«
    Niemand antwortete.
    »CeeCee!«, sagte Mom laut und blätterte energisch durch die Seiten ihres Magazins. »War T. J. der junge Mann, mit dem ich auf der Erben-Party gesprochen habe? Derjenige, der mir sagte, wo Miranda hingegangen war?«
    »Jep«, erwiderte CeeCee und wippte ihren Körper ein bisschen auf und ab. »Ist er nicht göttlich?«
    »Er sieht ziemlich gut aus«, stimmte Mom zu, während Felice sich neben sie setzte. »Auch ausgesprochen höflich.« Moms Augen sahen wieder bedeutungsvoll zu mir herüber.
    Mein Kopf drehte sich. War meine eigene Mutter zur Kupplerin geworden? Nicht nur, dass sie sich auf einmal in meine romantische Zukunft einmischte, sie hatte sogar anscheinend eine romantische Vergangenheit mit dem Vater des Kandidaten. Das war einfach zu abgedreht.
    »Ich muss pinkeln«, verkündete ich, stellte meinen leeren Fruchtshakebecher ab und stand auf.

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