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Der Junge aus dem Meer - Roman

Der Junge aus dem Meer - Roman

Titel: Der Junge aus dem Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Meermann oder Ungeheuer oder bloß ein Jungevom falschen Teil der Insel. Ich wollte ihn nur wiedersehen.
    Denn der Gedanke, es vielleicht nicht zu können, erfüllte mich mit solch einem Schmerz, dass ich das Gefühl hatte, ich müsste ertrinken.

KAPITEL 12
Unmöglichkeiten
    I ch wachte auf und war fest entschlossen.
    Es war Freitag. Die Sonne drang durch die rosafarbenen Vorhänge und ich würde ohne Umwege direkt zum Research Center gehen und Leo treffen.
    Ich musste nur warten, bis das Meereskundezentrum mittags aufmachte. Aber als ich auf meinen Wecker neben dem Bett sah, stellte ich fest, dass es halb eins war.
    Abrupt setzte ich mich auf. Ich war überrascht: So lange hatte ich seit Gregs Schulabschlussparty im Mai nicht mehr geschlafen. Die Feuerwerke und meine Offenbarung der letzten Nacht hatten mich sichtlich geschlaucht.
    Als ich nach dem Haarband an meinem Handgelenk fasste, berührte ich stattdessen das kühle Metall von CeeCees Armband.
Richtig.
Obwohl ich CeeCees Kleid noch ausgezogen hatte, bevor ich ins Bett gefallen war, hatte ich vergessen, den Schmuck abzunehmen. Jetzt wirkten die glänzenden Anhänger wie Mahnzeichen. Ich erinnerte mich, wie Bobbys Boot anscheinend eine halbe Ewigkeit über das Wasser gedümpelt war und wie dann, als wir schließlich angelegt hatten, alle entweder nackt im Wasser schwimmen oder in Bobbys Haus Bier trinken wollten. Ich hatte beides abgelehnt und mich fix von einem verwirrt dreinschauenden T. J., einer bestürzt wirkenden CeeCee, einer triumphierend lächelnden Virginia und den anderen verabschiedet,bevor ich zum Alten Seemann zurückgelaufen war.
    Ich nahm das Armband ab, schlüpfte in meiner mit blauen Walen bedruckten Pyjamahose und dem weißen Tanktop aus dem Bett und lief in den Flur. Die typischen Geräusche von Moms lärmender Geschäftigkeit unten fehlten. Auf der anderen Straßenseite mähte irgendjemand den Rasen, doch im Alten Seemann war es ganz still.
    Ich spähte über das Geländer in die leere Vorhalle nach unten. Mom war vielleicht losgegangen, um Erledigungen zu machen, doch meine Intuition führte mich zu ihrer Schlafzimmertür, die halb offen stand. Auf Zehenspitzen beugte ich mich vor, spähte mit angehaltenem Atem ins Zimmer und entdeckte meine Mutter schlafend in dem grünen Himmelbett. Mit ihrem über die Kissen gebreiteten Haar und ihren entspannten Zügen sah sie erstaunlich verletzlich und jung aus. Fast wie das kleine Mädchen auf dem Foto unten.
    Leicht geschockt zog ich mich zurück. Wenn Verschlafen schon seltsam bei mir war, so war es bei Mom noch viel merkwürdiger. Ich hatte gestern Abend meinen Ersatzschlüssel benutzt, um ins Haus zu kommen, und war somit nicht sicher, um welche Zeit sie zurückgekommen war. Was hatte sie bloß gemacht?
    Ich wollte nicht darüber nachdenken. Also stürzte ich ins Badezimmer, um mich zu waschen. Ich drehte den Wasserhahn auf – mittlerweile kam sauberes Wasser heraus – und erschrak beim Anblick in den goldgerahmten Spiegel. Meine Haare hatten sich durch den Schlaf verknotet und standen wild ab, mein Augen-Make-up war verschmiert und rauchgrau und meine Lippen leuchteten noch immer in munterem Rot. Ich schüttelte den Kopf; bevor ich mich imMeereskundezentrum sehen lassen konnte, wäre wohl eine Dusche nötig.
    Aber was würde ich eigentlich zu Leo sagen, wenn ich ihn dort träfe? Während ich mir die Zähne putzte, stellte ich mir vor, wie er im Aquarienraum stand und Maurice, den Alligator, in der Hand hielt. Würde ich sagen, dass es mir wegen des Abends neulich leidtat? Dass ich nicht aufhören konnte, an ihn zu denken? Oder würde ich ihn einfach nur küssen? Mein Magen geriet in Aufruhr. Das wäre vielleicht nicht angemessen, wenn sich Kinder in der Nähe aufhielten. Aber vielleicht würde Leo mir ja auch klar machen, dass er gar kein Interesse mehr hatte, mich zu küssen? Angesichts unserer letzten Begegnung war dies durchaus möglich.
    Voller Zweifel drehte ich das Wasser ab und griff nach einem Handtuch, als ich unten ein Klopfen hörte – offensichtlich stand ein Besucher vor der Tür. Mom hatte recht: Auf Selkie kamen die Leute ständig unangemeldet vorbei. Ich warf einen kritischen Blick in den Spiegel und kam zu dem Schluss, dass es wahrscheinlich bloß CeeCee war, die mich wegen meines komischen Verhaltens am Abend zuvor ins Kreuzverhör nehmen wollte. Hoffentlich waren es nicht T. J. oder Mr. Illingworth! Um auf der sicheren Seite zu sein, ging ich kurz in mein Zimmer und zog

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