Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Junge aus dem Meer - Roman

Der Junge aus dem Meer - Roman

Titel: Der Junge aus dem Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
Ausnahme von dir«, sagte ich. »Deiner bin ich mir sicher.«
    Es gab einen gefährlichen, stillen Augenblick, in dem keiner atmete oder sprach und wir uns nur ansahen.
    Dann rückte Leo näher und legte seine Hände um mein Gesicht. »Wäre es in Ordnung, wenn ich dich jetzt küsse?«, fragte er ruhig.
    Ich grinste, fasste nach seinen Schultern und zog ihn an mich. Ich küsste ihn. Ich küsste ihn mit all der Leidenschaft, die ich weder bei Greg noch bei T. J. je verspürt hatte. Ich küsste ihn so, wie es ein braves Mädchen niemals gewagt hätte. Leo erwiderte meinen Kuss, hielt dann inne, hatte aber immer noch seine Hände um mein Gesicht gelegt. Ich schnappte nach Luft und war besorgt, dass er vielleicht immer noch sauer war.
    »Da gibt es etwas, das ich dir erzählen möchte«, sagte er nüchtern.
    Ich wurde ziemlich neugierig. Was würde Leo mir beichten?
    »Es gibt keine anderen Mädchen«, sagte er. »Nicht in diesem Sommer. Wie sollte das möglich sein? Jede andere wäre völlig lächerlich. Unmöglich.«
    »Oh!«, rief ich und spürte, dass ich lächeln musste. Ich befürchtete schon, dass mein erhitztes Gesicht seine Handflächen versengen könnte. In diesem Moment wurde mir klar, dass es Leo egal war, ob ich in einem Pyjama herumlief, ob ich mein Haar frisierte oder nicht, oder ob ich Makeup trug. Es war in seinen Augen deutlich zu erkennen. Er ließ mein Gesicht los, und wir verschränkten unsere Finger.
    »Für mich gibt es auch niemand anderen«, sagte ich. »Ich meine, also, es gab da einen, für kurze Zeit, und alle fanden, dass ich mit ihm gehen sollte, aber …« Ich schüttelte den Kopf, als ich mir T. J. an dem Abend zuvor in Erinnerung rief. »Er war nicht der Richtige für mich.«
    »Ich weiß.« Leo grinste teuflisch. »Adretter Junge mit glattem schwarzen Haar?«
    Mein Magen schnürte sich zusammen. Irritiert runzelte ich die Stirn. »Warte mal … woher weißt du …«
    Leo zuckte mit den Achseln. Sein Blick schien zu tanzen. »Ich kann sehen.«
    Mein Herz setzte fast aus und ich verdrehte die Augen. Ich dachte an das goldene Scheibchen, das ich im Meer gesehen hatte, als ich auf Bobbys Boot war. »Du liebst es wohl, mysteriös zu klingen, oder?«
    »Ich?«, neckte mich Leo. »Wie dem auch sei, ich glaube nicht, dass dieser Kerl eine ernsthafte Bedrohung war. Er ist überhaupt nicht dein Typ.«
    Ich bemühte mich, ihm Verdruss vorzuspielen, konnte aber nicht aufhören zu lächeln. »Und, wer ist dann mein Typ?«
    Leo grinste immer noch schelmisch. »Soll ich raten? Jemand … der fleißig ist?«
    Ohne es zu wollen, musste ich an Greg denken – er war fleißig, das stimmte, aber er war auch nicht mein Typ gewesen. Mein Typ, wenn es so etwas überhaupt gab, saß direkt neben mir.
    »Woran denkst du?«, fragte Leo und sah mich besorgt an.
    Greg. Ich spürte, wie ich schlucken musste. Vielleicht hatte Mom in gewisser Weise recht gehabt, vielleicht hatten mich die Erlebnisse mit Greg weitaus mehr berührt, als ichmir selbst eingestehen wollte. Ich sah Leo an und versuchte zu entscheiden, ob ich bereit war, ihm zu gestehen, was schon so lange in mir gebrodelt hatte – seit Mai. Ich nahm einen tiefen Atemzug und spürte meine Nervosität.
    »Leo«, sagte ich. Ich sprach leise, obwohl nur wir beide und das Meer anwesend waren. »Erinnerst du dich, als ich vor deinem Haus gesagt habe, dass alle Typen widerlich seien?« Er nickte, wurde ernst. »Damit meinte ich nicht dich«, sagte ich mit ruhiger Stimme. »Natürlich nicht. Ich … ich glaube, ich hab über jemand anderen gesprochen.«
    »Über wen denn?«, fragte Leo und drückte meine Hand.
    »Im letzten Schuljahr hatte ich … einen Freund.« Ich zögerte, doch Leo nickte bloß und ich fuhr fort. »Mein erster Freund überhaupt. Greg. Er war in der Oberstufe. Ich gebe anderen auf der Schule Nachhilfe in Physik, und er war einer meiner Schüler. Als wir anfingen, miteinander auszugehen, war es überhaupt nicht wie auf einer Achterbahn oder wie bei einem Feuerwerk. Es war nicht mal … ich weiß nicht … ein schwaches Flämmchen.« Leo kicherte, und ich spürte, wie meine Angst langsam nachließ. »Aber es war so … nett, mit jemandem zusammen zu sein, der mich küssen und Zeit mit mir verbringen wollte.« Ich wurde knallrot, musste aber fortfahren. Jetzt, wo ich bereit war, mein Geheimnis zu verraten, konnte mich nichts mehr stoppen. Als hätte man einen Wasserhahn aufgedreht. »Ich schätze, dass er an irgendeinem Punkt … du weißt schon

Weitere Kostenlose Bücher