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Der Junge aus dem Meer - Roman

Der Junge aus dem Meer - Roman

Titel: Der Junge aus dem Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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unser letzter Abend, dachte ich. Ich wollte alles in mir bewahren.
    Während Leo mich weiter küsste, räumte er mit einer Hand die Reste unseres Essens von der Decke. Ich verschränkte meine Arme um seinen Hals, und gemeinsam fielen wir nach hinten. Erneut brachen wir in Lachen aus, doch dann berührten sich wieder unsere Lippen und wir konnten gar nicht mehr mit dem Küssen aufhören. Wir atmeten heftiger, und meine Haut fühlte sich so heiß an wie der Sonnenschein über Selkie. Leo legte seine Hand ganz unten auf meinen Rücken und zog mich so fest an sich, dass ich spüren konnte, wie sich seine ganze Körperlänge gegen mich presste. Ich bebte. In meinem Innern baute sich eine Intensität auf, die ich so zuvor noch nie gespürt hatte.
    Ohne zu zögern, nahm ich Leos Hand und schob sie zum Reißverschluss meines Kleids.
    »Bist du sicher?«, flüsterte Leo und unterbrach unseren Kuss für einen Augenblick. Sein Gesicht war rot und seine grünen Augen glühten in der nahezu völligen Dunkelheit.
    »Ich bin ganz sicher«, sagte ich mit fester Stimme.
    In diesem Augenblick begriff ich es: Ich war nicht fürGreg bereit gewesen, weil Greg nicht der Richtige für mich gewesen war.
    Für Leo war ich bereit.
    Ich schloss die Augen und holte tief Luft, als Leo den Reißverschluss herunterzog und mich aus dem Kleid schälte. Meine Schultern und Arme wurden in der kühlen feuchten Luft gebadet. Ich dachte kurz daran, dass Isadoras Kleid ganz sandig werden würde, doch es war mir egal. Ich griff nach oben und zog den Reißverschluss von Leos Kapuzenjacke auf. Er zerrte sein T-Shirt über den Kopf und schleuderte es fort.
    Dann spürte ich, wie Leo innehielt.
    Ich öffnete die Augen und bemerkte, dass er mich amüsiert anblickte.
    »Du trägst einen Badeanzug«, stellte er fest.
    Genau.
    Mein Schwimm-Plan. Ich hatte es vergessen.
    Ich hob den Kopf, blickte auf mich selbst hinunter und betrachtete meinen schwarzen Badeanzug und die flachen Schuhe. Kurz überkam mich ein peinliches Gefühl, das aber gleich von Entschlossenheit abgelöst wurde. So sehr ich in diesem Moment auch mit Leo zusammensein wollte, musste ich doch zunächst mit ihm schwimmen gehen. Dieses Experiment konnte ich nicht auslassen.
    »Ja«, sagte ich und schüttelte mein Haar auf eine selbstsichere Art, die sonst CeeCee zu eigen war. »Ich dachte, wir könnten mal kurz ins Meer tauchen.«
    Leo runzelte die Stirn. »Jetzt?«
    »Klar«, erwiderte ich schnell, bevor die Gefahr bestand, dass ich meinen Mut verlor. Dann stützte ich mich auf meine Ellbogen.
    »Wieso?«, fragte Leo und setzte sich auf seine Fersen.
    Damit ich einen konkreten Beweis erhalte, dass du nicht irgendein seltsames Meerwesen bist.
    »Wieso nicht?«, konterte ich und setzte mich gänzlich auf.
    »Tja«. Geradezu anbetungswürdig biss sich Leo auf die Lippe. »Wir sind doch gerade mitten in einer … Sache, oder?«
    Ich lachte und stand auf. »Wir kommen später hierher zurück. Aber jetzt lass uns schwimmen gehen. Das macht bestimmt Spaß.« Vielleicht lag es am Wein, aber ich spürte eine plötzliche Impulsivität und wollte dieses Gefühl nicht verlieren.
    Leo sah mich immer noch an, als benähme ich mich völlig verrückt – was vielleicht nicht komplett von der Hand zu weisen war. »Miranda, es ist ziemlich dunkel da draußen«, sagte er und war jetzt ebenfalls aufgestanden.
    »Ich dachte, du würdest dauernd nachts schwimmen gehen«, gab ich zurück und duckte mich durch die Öffnung der Grotte.
    »Ja, aber du nicht«, betonte Leo und folgte mir mit den Zeitungsseiten und den Bechern in der Hand hinaus. Er warf sie in einen Mülleimer etwas weiter oben am Strand.
    In Badeanzug und flachen Schuhen stand ich im Sand und sah zum Himmel hinauf; eine marineblaue, mit Sternen gesprenkelte Hülle. Der Ozean donnerte gegen das Ufer und hinterließ eine halbrunde Linie gekräuselten Schaums.
    Leo stellte sich neben mich. »Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.«
    Sein Widerstand reizte meine Entschlossenheit. »Oh, sei doch kein Spielverderber«, frotzelte ich und stieß ihn mit dem Ellbogen an. »Wie wär’s damit: Ich stapfe erstmal rein und teste das Wasser, und dann kannst du mir Gesellschaft leisten.«
    »Okay«, erwiderte Leo widerstrebend.
    Bereit, ins Wasser zu gehen, schlüpfte ich aus meinen Schuhen, doch dann ging Leo neben mir in die Hocke und legte seine Hand auf meinen nackten Knöchel. Mein Magen krampfte sich zusammen.
    »Das wollte ich dich schon die ganze Zeit

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