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Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Read
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egal, es ging um sein Selbstwertgefühl. Jetzt konnte er sich endlich beweisen. Das hatte er mehr als verdient.
    Vor meinem unerschütterlichen Ehemann ein paar Kleinigkeiten zurückzuhalten, um das zu schützen, war gewiss nicht das Schlimmste, was ich je verbrochen hatte.
    Dann sprang ich aus dem Bett und rannte wieder aufs Klo.
    Trockenes Würgen, denn ich hatte keinen Bissen zu Abend gegessen.
    »Alles in Ordnung?« Pagan stand von hinten erleuchtet in der Badezimmertür.
    »Ich habe solche Angst.«
    »Einen Tag noch. Skwarecki bringt dich zum Gericht, und dann hast du es hinter dir, oder?«
    »Ich glaube«, sagte ich.
    »Weißt du was?«
    »Was?«
    »Die Sache ist es wert. Deinen Einsatz.«
    »Das bedeutet mir viel.«
    »Niemand hat sich für den Kleinen starkgemacht, als er noch lebte. Jemand muss es wenigstens jetzt tun.«
    »Ich weiß.«
    »Lass dich nicht davon abbringen.«
    »Werde ich nicht. Danke.«
    »Pass nur auf, dass wir nicht alle über die Klinge springen, okay?«»Ich tu mein Bestes«, sagte ich. »Mehr können wir nicht tun. Niemand kann das.« »Ja.« »Fertig gekotzt?« »Hoffentlich.« »Dann putz dir die Zähne und ab ins Bett.«

45
    Mir war immer noch kotzübel, als ich am nächsten Morgen aufwachte, und meine Nerven waren derart gereizt, dass ich sogar auf den Kaffee verzichtete.
    »Sie müssen was essen. Das ist gut gegen die Übelkeit«, sagte Skwarecki.
    »Ich habe keinen Hunger«, sagte ich. »Mir wird schlecht, wenn ich an Essen denke.«
    »Wir können unterwegs an einem Deli anhalten und Ihnen ein Bagel holen.«
    Ich griff nach dem Nutellaglas im Küchenschrank und aß drei Esslöffel. »Zufrieden?«
    Sie zuckte die Schultern. »Wie geht’s?«
    »Besser«, sagte ich überrascht.
    Ich war sogar plötzlich hungrig. Am liebsten hätte ich das ganze Nutellaglas leer gegessen.
    Skwarecki sah auf die Uhr.
    »Brechen wir auf«, sagte sie. »Wenn man als Erster dran ist, fangen sie immer pünktlich an.«
    Bis zur Tür des Zeugenraums im Gerichtsgebäude wich Skwarecki nicht von meiner Seite.
    »Kann ich Sie hier allein lassen?«, fragte sie.
    »Ich schätze schon.«
    »Wir treffen uns genau hier zur Mittagspause, okay? Bis dahin sind Sie wahrscheinlich mit Ihrer Aussage fertig.«
    »Was haben Sie heute Morgen vor?«, fragte ich.
    »Ach, das Übliche – ein paar Runden Canasta, vielleicht ein paar Nummernschildüberprüfungen. Dann fahre ichein bisschen rum und schaue, ob mir irgendwelche goldenen Lincolns über den Weg laufen.«
    »Danke«, sagte ich, »für alles.«
    »Dein Freund und Helfer, oder?«
    »Mehr als das. Bei mir übernachten und mich morgens zum Frühstücken überreden.«
    »Hey«, sagte sie. »Ihr Wohlbefinden ist unsere Aufgabe.«
    Sobald ich mich wieder in den Zeugenstand setzte, sah ich Kyle in der letzten Reihe des Zuschauerraums und daneben Cate.
    Mein Eid von gestern war anscheinend noch gültig, denn Louise Bost kam direkt zu den Fragen, bei denen sie gestern aufgehört hatte.
    Allerdings war ich heute viel nervöser. Ich sah immer wieder in das Meer der Gesichter hinter der Balustrade und versuchte zu erkennen, ob jemand da war, der sich die Zähne anspitzte. Buchstäblich.
    Doch wir hatten bald Neuland betreten, die Staatsanwältin und ich. Diesmal war es nicht mehr der Aufguss dessen, was ich bereits vor der Jury gesagt hatte. Ich musste das Spiel »Wo ist der böse Wolf?« aufgeben, weil ich mich auf ihre Fragen konzentrieren musste.
    Louise Bost führte mich bis zur der Stelle, als sie uns gebeten hatte, den zweiten Turnschuh zu suchen.
    »Sie und Detective Skwarecki verabredeten sich also, um am gleichen Nachmittag zum Friedhof zurückzukehren?«, fragte sie.
    »Wir haben am Nachmittag darüber gesprochen und wollten uns am nächsten Morgen am Friedhof treffen.«
    »Und, kam es zu dem Treffen?«
    »Nein, es kam nicht dazu.«
    »Warum nicht?«
    »Detective Skwarecki kam zu spät.« Ich fragte mich, obSkwarecki die Staatsanwältin schon über die Ereignisse des gestrigen Abends ins Bild gesetzt hatte.
    »Haben Sie den Friedhof betreten, bevor die Ermittlerin kam?«
    »Nein«, sagte ich. »Ich war angewiesen worden, auf sie zu warten – ich war ausdrücklich angewiesen worden, mich nicht ohne Skwarecki auf die Suche zu machen.«
    »Sie standen also noch am Friedhofstor, als Detective Skwarecki kam?«
    »Nein. Ich hatte mich an eine belebtere Ecke gestellt.«
    »Was ist dann passiert?«
    »Ich wurde von einem Auto angefahren. Direkt vor ihrer Ankunft, schätze

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