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Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Read
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ich.«
    »Schätzen Sie?«
    »Durch den Aufprall verlor ich das Bewusstsein.«
    »Sind Sie an diesem Tag noch einmal zum Friedhof zurückgekehrt, Ms Dare?«
    »Ich hatte einen gebrochenen Arm, ein blaues Auge und eine Platzwunde am Kopf, die genäht werden musste. Ich erinnere mich kaum an die Heimfahrt vom Krankenhaus.«
    »Und ihr Arm ist immer noch nicht geheilt?«, fragte sie.
    »Sie mussten ihn noch zweimal brechen, weil er schlecht zusammengewachsen war. Aller guten Dinge sind drei.«
    Ein paar Leute lachten.
    »Wollen wir es hoffen«, sagte Louise Bost lächelnd. »Und sind Sie seit jenem Morgen zum Friedhof zurückgekehrt?«
    »Nein«, sagte ich. »Ich glaube nicht, dass ich mit dem Gips bei der Flurbereinigung eine große Hilfe bin.«
    »Danke, Ms Dare.«
    Louise Bost sah den Richter an. »Ich habe zu diesem Zeitpunkt keine weiteren Fragen an die Zeugin, Euer Ehren.«
    Am Tisch der Verteidigung stand Marty Hetzler auf und rückte sich die Manschetten zurecht.

46
    Angela Underhill verschränkte die Arme über ihrem riesigen Bauch, als ihr Anwalt sich hinter ihr vorbeizwängte.
    Er hielt inne, um den Knopf seines Blazers zu schließen, dann trat er auf mich zu.
    »Guten Morgen, Ms Dare.«
    »Guten Morgen, Mr Hetzler.«
    Er nickte anerkennend, dass ich wusste, wer er war.
    »Ich habe heute nur ein paar Fragen an Sie«, sagte er. »Wir freuen uns sicher alle, wenn wir so schnell wie möglich in die Mittagspause gehen können.«
    Er kam ein paar Schritte näher, was gut war, denn so wurde ich nicht mehr vom Glanz seiner Schuhe geblendet. Seine Schuhe waren schwarz, aber so hochpoliert, dass sie auch aus Lackleder oder verchromt hätten sein können.
    »Bei meiner ersten Frage geht es um Ihren beruflichen Hintergrund, in Ordnung?«
    »Natürlich«, sagte ich.
    »Womit verdienen Sie Ihren Lebensunterhalt?«
    »Zurzeit arbeite ich für einen Bücherversandhandel.«
    »Welche anderen Berufserfahrungen haben Sie gemacht?«, fragte er.
    »Ich war zuletzt Lehrerin an einem Internat für schwer erziehbare Kinder und Journalistin für mehrere kleine Zeitungen.«
    »Sie haben also keinerlei Ausbildung oder Berufserfahrung im Bereich der Pathologie oder der Polizeiarbeit?«
    »Nein.«
    »Ms Dare, ich stelle diese Frage nur, um die Geschworenendaran zu erinnern, dass Ihre gestrige Spekulation über den Zustand der sterblichen Überreste, die Sie gefunden haben, genau das war – reine Spekulation …«
    »Wie gesagt, Mr Hetzler, ich habe keinen beruflichen Hintergrund oder Fachwissen in Gerichtsmedizin oder Strafrecht. Ich wollte nur sagen, dass das Dickicht, in dem ich die Überreste des Kindes gefunden habe, sehr unzugänglich war und fast bis zum Boden zugewachsen.«
    »Ich glaube, das haben wir alle verstanden, danke.«
    »Bitte«, sagte ich.
    »Aber dies ist nicht das erste Mal, dass Sie in einen Kriminalfall hineingeraten, nicht wahr, Ms Dare?«
    »Leider nicht.«
    Er nickte und lächelte erst mich, dann die Geschworenen an. »Tatsächlich waren Sie in den letzten Jahren in nicht weniger als zwei voneinander unabhängige Mordfälle verwickelt, oder?«
    »Nicht freiwillig«, sagte ich.
    »Wirklich?«
    »Wie bitte?«
    Hetzler sah die Geschworenen an. »Ich habe nur das Gefühl, dass man bei jemandem, der in drei Jahren über drei verdächtige Todesfälle stolpert, von so was wie einem Hobby reden könnte.«
    Bei der Zahl der Leichen lag er noch weit unter der Realität, aber warum sollte ich Erbsen zählen?
    Er sah mich wieder an. »Also, Ms Dare, was sind Sie, so eine Art Mord-Groupie?«
    »Nein. Und ich bin entsetzt über die völlig unpassende Flapsigkeit dieser Charakterisierung.«
    »Nur eine zufällige Zeugin also?«
    »Ich habe als Journalistin gearbeitet, Mr Hetzler. Als solcher wurden mir Informationen zu einem ungelösten Doppelmord zugespielt – was am Ende zur Ergreifung des Mörders führte.«
    Hetzler griff sich an die leuchtende Krawatte. »Aber dann fielen Ihnen weitere Verbrechen in den Schoß – an dem Internat , an dem Sie unterrichteten?«
    »Einspruch – Relevanz?« Die Staatsanwältin stand auf. »Euer Ehren, würden Sie Mr Hetzler bitte daran erinnern, dass er sich an den Fall hält, den wir verhandeln? Die Richtung, in die seine Fragen zielen, ist irrelevant.«
    Der Richter war ihrer Meinung.
    Hetzler wandte sich von mir ab und konsultierte seine Aufzeichnungen auf dem Tisch der Verteidigung.
    Als er mich wieder ansah, schürzte er die Lippen. »Ich möchte noch einmal auf Ihre frühere

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