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Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Read
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Arme. »Diese ganze Scheiße ist echt unheimlich.«
    »Positiv denken«, sagte ich, »sie wissen, wo ich arbeite, aber sie wissen nicht, wo ich wohne.«
    Skwarecki nickte. »Stehen Sie im Telefonbuch?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Mit Ihrem Namen?«
    »Mit all unseren Namen«, antwortete Pagan.
    »Haben Sie die Adresse rausnehmen lassen?«
    »Oh Scheiße «, sagte ich.
    Skwarecki warf einen Blick auf das Gitter vor dem Fenster zur Feuerleiter. »Nebenbei hat gerade jemand die Wand neben eurer Haustür beschmiert. Die Farbe war noch nass, oder?«
    »Was?«, fragte Pagan.
    »Frisches Graffiti am Eingang«, sagte unsere Ermittler-Freundin. »Da haben Sie Ihre offene Drohung.«
    Pagan wurde blass. »Haben Sie eine Waffe, Skwarecki?«
    »Ich bin Polizistin. Natürlich habe ich eine Scheißwaffe.«
    »Dabei?«
    Skwarecki schlug das Jackett zurück und zeigte ihr das Halfter mit der Pistole, die sie an der Hüfte trug. Dann stellte sie den rechten Fuß auf den Tisch und schob die Hose nach oben, sodass eine weitere Pistole im Wadenholster zum Vorschein kam. »Noch Fragen?«
    »Ja«, sagte meine Schwester finster. »Wollen Sie hier schlafen?«
    Nicht dass einer von uns wirklich schlief. Nachdem wir für Skwarecki die Couch bezogen hatten, gingen Pagan und ich ins Bett, aber nach einer Stunde zog ich aus demEhebett in Sues Bett um. Ich hatte Angst allein im Dunkeln.
    Gegen Mitternacht stupste Pagan mich über den kleinen Gang zwischen den Betten mit dem Fuß an.
    »Bist du noch wach?«, flüsterte sie.
    »Ja.«
    »Ist die Geschichte diesen ganzen Albtraum wert?«
    »Ja«, sagte ich. »Ich bereue nur, dass du jetzt auch mit reingezogen wirst.«
    »Wenn dir die Sache wichtig ist, stehe ich hinter dir.«
    »Danke.«
    »Wahrscheinlich kannst du froh sein, dass Dean nicht da ist. Er würde ausrasten.«
    »Hey!«, rief Skwarecki aus dem Wohnzimmer. »Ruhe jetzt oder ich muss euch auseinandersetzen.«
    Bevor ich antworten konnte, klingelte das Telefon.
    »Meinst du, das ist der Kerl?«, flüsterte Pagan. »Ruft er jetzt hier an?«
    »Bei meinem Glück ist es wahrscheinlich Astrid.«
    Ich lief zum Apparat in der dunklen Küche und schloss die Tür hinter mir.
    »Bunny?«
    »Hallo«, sagte ich leise. »Wie läuft es in Texas?«
    »Nicht schlecht«, sagte er. »Einer der Vertreter hat mich in sein Lieblingsrestaurant ausgeführt.«
    »Wie war’s?«
    »Paniertes Steak, so groß, dass es auf beiden Seiten vom Teller hing.«
    »Hier wartet jede Menge Szechuan auf dich, wenn du wieder da bist.«
    Er räusperte sich. »Es wird ein bisschen länger dauern, als ich dachte.«
    »Alles in Ordnung?«, fragte ich.
    »Alles bestens. Christoph hat mich gerade in den Vertrieb befördert – Gehaltserhöhung und Provision.«
    Ich hörte Stolz und Erleichterung in seiner Stimme, und nach dem steinigen Tal der letzten eineinhalb Jahre freute ich mich unglaublich für ihn.
    Nicht der richtige Moment, ihm von der bewaffneten Polizistin zu erzählen, die bei uns auf der Couch Wache hielt. Pagan hatte recht – er würde ausrasten.
    »Dean, das ist fantastisch . Herzlichen Glückwunsch. Und die Tatsache, dass Christoph weiß, was er an dir hat, lässt ihn rasant in meinem Ansehen steigen.«
    »Na ja, wenn ich hier fertig bin, muss ich gleich nach Kanada. Quebec, eine Papiermühle. Mein erster Verkaufstermin.«
    »Bist du zu Moms Heiratsdings zurück?«, fragte ich.
    »Noch fünf Tage hier, dann geht’s nach La Tuque. Ich tu mein Bestes.«
    »Ich könnte moralische Unterstützung gebrauchen, weißt du?«
    »Ich will dich sehen«, sagte er.
    »Ich dich auch. Ich bin echt froh, dass es so gut läuft, aber es ist trotzdem schrecklich, wenn du nicht da bist.«
    Und ich habe Angst.
    »Wie geht’s dem Gips?«
    »Juckt.«
    »Wann nehmen sie ihn diesmal ab?«
    »Noch ein paar Wochen«, sagte ich.
    »Ich freue mich schon, endlich wieder deinen nackten Arm zu sehen.«
    »Ja.«
    »Alles in Ordnung? Du klingst traurig.«
    »Nur müde«, sagte ich.
    »Ich liebe dich, Bunny.«
    »Ich dich auch«, sagte ich, und dann legten wir auf.
    Ich schlurfte ins Schlafzimmer zurück.
    Draußen fuhr ein Wagen vorbei und ließ Schneematsch aufspritzen.
    »Du hast es ihm nicht gesagt«, stellte Pagan im dunklen Zimmer fest.
    »Solche Neuigkeiten? Ich schätze, das sage ich ihm lieber persönlich.«
    Hätte ich ihm die Einzelheiten meines Tages erzählt, wäre er mit dem ersten Propellerflugzeug aus Amarillo angedüst gekommen. Ausgerechnet wenn es im Job so gut lief.
    Sein Gehalt war mir

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