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Der Junge, der es regnen liess

Der Junge, der es regnen liess

Titel: Der Junge, der es regnen liess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Conaghan
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ein für alle Mal aufhört, oder er macht mit dem, was er tut, einfach immer weiter.«
    »Und was ist die zweite Möglichkeit?«
    »Um ehrlich zu sein, das weiß ich noch nicht.«
    »Die erste Möglichkeit verstehe ich, aber real gesprochen – was kann ich denn tun?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Du warst es doch, die gesagt hat, wir hätten zwei Möglichkeiten.«
    »Ja, schon, aber deshalb weiß ich noch lange nicht, welche.«
    »Ach so. Okay. Vielen Dank, dass du für mich ein wenig Licht in das Dunkle gebracht hast.«
    »Ich sage doch nur, dass es jetzt jeden Tag in der Schule so für dich sein wird, wenn du nichts dagegen unternimmst«, sagte sie und zeigte auf mein Auge. Die liebevollen Gesten waren offenbar verschwunden. Ich erzählte ihr nichts von meinem pochenden Ohr oder meinen rasenden Kopfschmerzen.
    »Glaubst du, das ist mir nicht bewusst?«
    »Du musst dich ihnen stellen, Clem.«
    »Wie? Sie zum Duell fordern?«
    »Du weißt, was ich meine.«
    »Was kann ich denn machen? Ich bin hier allein. Ich kann nicht ohne Unterstützung gegen Fran McEvoy und seine Horde kämpfen. Abgesehen davon gehört das nicht zu meinen Stärken.«
    »Du hast mich.«
    »Was?«
    »Du bist nicht allein. Du hast mich.«
    »Willst du mir erzählen, du hast dich klammheimlich einer Bürgerwehr angeschlossen?«
    »Ich beschütze das, was mir nahesteht«, sagte sie. Eine weitere Pause und noch mehr Verlegenheit. Wir umarmten uns. Wir gaben einander kleine Küsse. Zärtlich küsste sie mein Auge. Der Druck ihrer Lippen ließ mich zusammenzucken. Vor Schmerz.
    »Wir überlegen uns was«, sagte ich.
    »Es muss was Drastisches sein, denn ich kann dieses Schwein nicht ausstehen.«
    »Vielleicht muss ich mich einfach völlig zurückziehen.«
    »Was meinst du damit? Willst du nicht mehr zur Schule gehen oder was?«
    »Nein, aber die Typen zu meiden, während ich hier bin, wäre vielleicht ein guter Anfang.«
    »Das funktioniert nicht. Die wissen, was du vorhast.«
    »Er könnte die ganze Sache auch vergessen und sich dem nächsten Opfer zuwenden.«
    »Kapierst du es nicht? Du bist leichte Beute für ihn, weil du nicht von hier bist. Du stellst keine Bedrohung für ihn dar, nur Futter.«
    »Was willst du damit sagen?«, fragte ich.
    »Dass du ihn dir vornehmen musst, bevor er sich dich vornimmt.«
    »Ihn angreifen?«
    »Ich sage nur: Verpass ihm eine Nachricht, damit er in Zukunft zweimal darüber nachdenkt, ehe er dir noch einmal nahekommt.«
    »Das habe ich verstanden. Aber was könnte das sein?«
    »Na komm schon, du bist doch ein cleverer Typ, Clem. Viel cleverer als dieser kleine Wichser allemal.«
    »Mit Worten kann man ihn nicht verletzen, Rosie.«
    »Nein, aber mit ein paar ordentlichen altmodischen Stöcken und Steinen.«
    »Willst du damit sagen, ich soll ihn mit ein paar Stöcken und Steinen zusammenschlagen? Ihn mit Waffen angreifen? Körperverletzung begehen?«
    »Glaub mir, er würde keine zwei Sekunden zögern, dasselbe mit dir zu tun.«
    »Was ist nur los mit euch hier oben?«
    »Und seine kleinen Handlanger würden auch nicht bloß dumm rumstehen und zuschauen.«
    »Und was passiert, wenn ich ihm die Seele aus dem Leib geprügelt habe, immer vorausgesetzt, dass ich das überhaupt kann? Wenn ich ihn grün und blau geschlagen liegen lasse? Was passiert, wenn er sich erholt hat? Wie stehe ich dann da?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Ich sage es dir, soll ich? Ich stehe noch wesentlich schlechter da, als ich es jetzt ohnehin tue. Und nicht nur das, ich hätte außerdem die Welt der Kriminalität betreten, und um ehrlich zu sein, ich bin nicht hierhergekommen, um ein Krimineller zu werden. Oh Mann, ich kann es nicht fassen, ich will doch nichts weiter, als auf dieser sogenannten Schule meine Examen ablegen und dann verdammt noch mal hier verschwinden.«
    »Verdammt noch mal verschwinden. Und wohin?«
    »Nach Süden. Ich weiß nicht, vielleicht nach Brighton.«
    »Und was ist mit mir?«
    »Bitte lass uns dieses Gespräch nicht ausgerechnet jetzt führen.«
    »Und was schlägst du vor, wann wir es führen?«
    »Ein anderes Mal. Nur nicht gerade jetzt.«
    »Hättest du mir jemals erzählt, was du für Pläne hast? Oder wolltest du mich einfach eines Tages vor vollendete Tatsachen stellen?«
    »Du hast es doch gewusst. Ich habe es dir am ersten Tag schon gesagt. Du hast es gewusst.«
    »Ja, aber ich dachte, die Dinge hätten sich vielleicht geändert, nach allem, was wir zusammen durchgemacht haben. Nach den Erfahrungen, die wir

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