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Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Titel: Der Junge, der Ripley folgte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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in Chantilly besuchen mußte, hatte Tom sie überredet, nicht auch noch in die Stadt zu fahren. Héloïse hatte die beiden verabschiedet, ihnen alles Gute gewünscht und Frank einen Extrakuß gegeben, was Tom nicht entgangen war.
    Er konnte den France-Dimanche, das Klatschblatt, im Bahnhof von Moret nicht finden, doch als sie im Gare de Lyon ankamen, kaufte er sich als erstes die Zeitung, blieb mitten im Bahnhof stehen und überflog sie. Es war erst kurz nach neun. Auf Seite zwei fand er Frank Pierson – das gewohnte alte Paßfoto, diesmal nur ein- statt mehrspaltig: VERMISSTER AMERIKANISCHER MILLIONÄRSERBE WAR AUF URLAUB IN DEUTSCHLAND lautete die Schlagzeile. Tom durchsuchte die Meldung besorgt nach dem eigenen Namen, doch der wurde nicht genannt. Hatte Ralph Thurlow endlich doch noch gute Arbeit geleistet? Tom war erleichtert.
    »Kein Grund zur Sorge«, sagte er zu Frank. »Willst du mal sehen?«
    »Nein, danke, wirklich nicht.« Der Junge hob den Kopf, als koste das besondere Anstrengung. Er ließ sich wieder mal hängen.
    Sie stellten sich nach einem Taxi an und fuhren zum Hôtel Lutetia. Thurlow stand in der Halle am Empfangstresen und stellte gerade einen Scheck aus, um die Rechnung zu begleichen.
    »Guten Morgen, Tom. Hallo, Frank! Johnny ist noch oben, er bringt das Gepäck herunter.«
    Sie warteten. Johnny trat aus einem Lift, er trug ein paar Reisetaschen verschiedener Fluglinien und lächelte seinem Bruder zu: »Heute morgen die Trib schon gesehen?«
    Sie hatten Toms Haus zu früh für die Zeitung verlassen, und Tom hatte vergessen, eine zu kaufen. Johnny sagte seinem Bruder, in der Tribune stehe, daß man ihn in Deutschland gefunden habe, auf Urlaub. Und wo sollte der Junge demnach jetzt sein, fragte sich Tom, doch er schwieg.
    Frank sagte: »Ich weiß.« Ihm schien nicht wohl in seiner Haut.
    Sie brauchten zwei Taxis. Frank wollte mit Tom fahren, der aber schlug vor, er solle sich zu seinem Bruder setzen. Tom wollte ein paar Minuten mit Thurlow allein sein. Mal sehen, was dabei herauskam.
    »Sie kennen die Piersons schon eine ganze Weile, nicht?« begann er verbindlich.
    »Ja«, sagte Thurlow. »John seit sechs, sieben Jahren. Jack Diamond, ein Privatdetektiv, war ein Partner von mir. Dann ist er zurückgegangen nach San Francisco, woher ich komme, und ich bin in New York geblieben.«
    »Ich bin froh, daß die Zeitungen nicht viel Wind um das Auftauchen des Jungen machen. Ist das Ihren Bemühungen zu verdanken?« fragte Tom. Er wollte die Gelegenheit nicht auslassen, Thurlow ein Kompliment zu machen.
    »Das hoffe ich doch«, meinte Thurlow selbstzufrieden. »Ich habe mein Bestes getan, die Sache niedrig zu hängen. Und ich hoffe auch, daß keine Reporter zum Flughafen kommen. Frank haßt Journalisten, das weiß ich.«
    Thurlow roch nach etwas, das er wohl für männlich hielt. Tom rückte weiter weg in die Ecke. »Was war John Pierson für ein Mensch?«
    »Ach…« Gemächlich zündete sich Thurlow eine Zigarette an. »Ein Genie, soviel steht fest. Kann sein, daß ich aus Leuten wie ihm nie recht schlau werde. Er lebte für die Arbeit. Oder für das Geld, das war wie ein Spiel für ihn. Vielleicht gab ihm das ein Gefühl der Sicherheit, mehr noch als seine Familie. Aber er verstand sein Geschäft, das ganz bestimmt. Und er hat sich selbst hochgearbeitet, ihm hat kein reicher Vater den Start finanziert. John hat angefangen mit einem Lebensmittelladen in Connecticut, der vor dem Bankrott stand. Den hat er gekauft und dann immer weiter expandiert, ausschließlich mit Lebensmitteln.«
    Noch eine Quelle emotionaler Sicherheit: Essen. Tom hatte das schon oft gehört. Er wartete.
    »Seine erste Ehe – er hatte ein Mädchen aus einer wohlhabenden Familie Connecticuts geheiratet, ich glaube, sie hat ihn gelangweilt. Keine Kinder, zum Glück. Dann lernte sie einen anderen Mann kennen, der vermutlich mehr Zeit für sie hatte. Also ließen sie sich scheiden. Ohne jedes Aufsehen.« Er warf Tom einen kurzen Blick zu. »In jenen Jahren kannte ich John noch nicht, aber später hörte ich alles darüber. John hat stets hart gearbeitet, er wollte das Beste für sich und für seine Familie.« Gehöriger Respekt schwang da mit.
    »War er glücklich?«
    Thurlow sah zum Fenster hinaus und wiegte den Kopf hin und her. »Wer kann schon glücklich sein, wenn er mit so viel Geld jonglieren muß? Das ist wie ein Imperium regieren. – Eine schöne Frau, Lily, gutaussehende Söhne, hübsche Häuser überall, doch das war für

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