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Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Titel: Der Junge, der Ripley folgte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Teresa wirklich sein ein und alles.
    Eric rief ihn.
    Er mußte unterschreiben. Diese Quittung sah er sich nun allerdings genau an: Die drei Banken waren mit den Summen aufgelistet, die jede zu erhalten hatte. Der Bote telefonierte; Tom hörte ihn ein paarmal sagen, alles sei »in Ordnung«. Er unterschrieb. Auch hier tauchte der Name Pierson nicht auf, nur die Kontonummer beim Schweizerischen Bankverein. Zum Abschied viel Händeschütteln; Eric begleitete die beiden Männer zum Lift.
    Frank kam ins Wohnzimmer, angezogen bis auf die Schuhe, und kurz darauf Eric, der erleichtert strahlte und sich die Stirn mit einem Taschentuch abwischte.
    »Meine Wohnung hat eine Gedenktafel verdient. Wie heißt das bei Ihnen, Tom?«
    »Eine plaque ? – Wie ich schon sagte, Lunch im Kempinski. Müssen wir reservieren?«
    »Besser schon. Ich mache das. Ein Tisch für drei.« Eric ging zum Telefon.
    »Oder wir schauen, ob wir Max und Rollo erreichen«, sagte Tom. »Wäre doch nett, sie auch einzuladen. Es sei denn, sie arbeiten.«
    »Ach, ne!« Eric kicherte. »Rollo wird wohl noch schlafen. Er macht gern die Nacht durch, bis sechs oder sieben. Und Max, der ist selbständig – er arbeitet als Friseur, wo man ihn gerade braucht. Ich kann sie kaum erreichen, nur manchmal abends gegen sechs.«
    Er würde sich von Eric ihre Adresse geben lassen und ihnen aus Frankreich ein Geschenk schicken, beschloß Tom. Vielleicht ein paar ausgefallene Perücken. Lanz bestellte einen Tisch für Viertel vor eins.
    Sie nahmen Erics Wagen. Tom hatte in dem Arzneischränkchen eine fleischfarbene Salbe gefunden, für Schnitt- und Schürfwunden, wie auf der Tube stand, und auf Franks besagtes Muttermal aufgetragen. Irgendwo war dem Jungen Héloïses Abdeckcreme aus der Gesäßtasche gefallen, was Tom nicht überraschte.
    »Ich will, daß du was ißt, mein Freund«, sagte Tom bei Tisch zu ihm. Er vertiefte sich in die übergroße Speisekarte. »Räucherlachs – ich weiß, das magst du.«
    »Ah, ich nehme mein Lieblingsgericht!« verkündete Eric. »Tom, die Leber hier ist ein Gedicht.«
    Das Restaurant: hohe Decken, grüne, blattgoldverzierte Stuckschnörkel an den weißen Wänden, vornehme Tischdecken und großspurige Kellner in Livree. Im Kempinski Grill, einem anderen Teil des Restaurants, wurden Gäste bedient, die nicht ganz comme il faut gekleidet waren. Während die drei darauf warteten, zu ihrem Tisch geführt zu werden, waren Tom zwei Männer in Jeans aufgefallen, und obwohl sie passable Pullover und Jacketts trugen, hatte man ihnen auf deutsch mehr oder weniger höflich zu verstehen gegeben, zum Grill gehe es dort entlang.
    Frank aß tatsächlich etwas. Tom half ihm mit ein paar Witzen, zu denen er sich zwingen mußte, weil ihm nicht nach Witzeln war. Er spürte, daß eine dunkle Wolke (Teresa) auf dem Jungen lag, und fragte sich, ob Frank vermute oder gar wisse, wer ihr Neuer war. Fragen konnte Tom natürlich nicht. Er wußte nur, daß der Junge am Anfang jenes schmerzlichen Prozesses stand, der Loslassen hieß: die Lösung von einem inneren Beistand, von einem aberwitzigen Ideal, von allem, was das eine, einzige Mädchen auf der Welt für ihn verkörpert hatte und was er immer noch in ihr sah.
    »Schokoladentorte, Frank?« schlug Tom vor und schenkte dem Jungen Weißwein nach. Ihre zweite Flasche.
    »Die ist hier gut, der Apfelstrudel auch«, sagte Eric. »Ein denkwürdiges Essen, Tom!« Er tupfte sich sorgfältig die Lippen ab. »Und ein denkwürdiger Morgen, nicht? Ha, ha!«
    Sie saßen in einem kleinen Alkoven an der Wand des Restaurants – nicht bloß eine Nische, eher schon ein romantisch geschwungenes Séparée, in dem sie halb für sich waren und doch die anderen Gäste ungehindert beobachten konnten. Niemand schien sie zu beachten. Und auf einmal kam Tom der angenehme Gedanke, daß der Junge Berlin unter falschem Namen, als Benjamin Andrews, verlassen würde. Der Paß steckte im Koffer des Jungen in Erics Wohnung.
    »Wann werde ich Sie wiedersehen, Tom?« fragte der Deutsche.
    Tom steckte sich eine Roth-Händle an. »Vielleicht, wenn Sie wieder was Kleines für Belle Ombre haben? Und damit meine ich kein Geschenk für die Gastgeber.«
    Eric kicherte, das Gesicht vom Wein und vom Essenleicht gerötet. »Dabei fällt mir ein, ich bin um drei verabredet. Bitte verzeihen Sie meine schlechten Manieren.« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Erst Viertel nach zwei. Ich habe noch Zeit.«
    »Wir können zurück ein Taxi nehmen. Dann sind Sie

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