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Der Junge, der sich in Luft auflöste

Der Junge, der sich in Luft auflöste

Titel: Der Junge, der sich in Luft auflöste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siobhan Dowd
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doch gesagt, wir sollen Karten für uns alle holen. Ist ja ein nettes Angebot, aber …«   
    Meine Hand begann zu schlackern, denn mir war gerade wieder eingefallen, dass man mit Fremden weder sprechen noch Geschenke von ihnen annehmen soll. Aber Salim hob resigniert die Hände und sagte: »Wenn die Schlange sich weiter mit dieser Geschwindigkeit bewegt, kann keiner von uns fahren«, und Kat, das sah ich, begann die Dinge abzuwägen, was bedeutet, dass sie überlegte, was zu tun war. Als die Älteste hatte sie die Verantwortung.
    Â»Okay«, sagte sie schließlich. »Mum und Tante Glo freuen sich bestimmt, wenn sie das Geld sparen können. Und die Zeit sowieso. Und Ted und ich sind schon oben gewesen. Du nimmst sie, Salim. Du bist der Gast.« Der Mann gab ihm das Ticket und führte uns zu der Stelle, wo er in der Schlange gestanden hatte. Meine Hand schlackerte, weil das bedeutete, dass ich an diesem Tag nun doch nicht mit dem Riesenrad fahren würde, unddas bloß wegen eines Fremden, der einen Nachmittagsschatten am Kinn hatte und mit dem wir uns eigentlich gar nicht hätten unterhalten dürfen.
    Â»Viel Spaß«, sagte der Mann und lächelte.
    Â»Tausend Dank«, sagte Salim. Seine Mundwinkel grinsten fast bis zu den Ohren hinauf. Kat und ich leisteten ihm in der Schlange Gesellschaft, bis wir bei dem Mann waren, der die Karten abriss und dabei brüllte: »Die Fahrgäste für elf Uhr dreißig hier entlang!« Salim gab ihm seine Freikarte und zwinkerte uns lachend zu. Dann lief er mit seiner Gruppe zu der Zickzackrampe hinüber, über die man zum Riesenrad gelangte.
    Â»Wir treffen uns am Ausgang!«, rief Kat. »Da drüben!«
    Salim nickte. Wir sahen ihn hinter der Glasscheibe, wie er die Laufplanke hinaufging, bis er nur noch ein Schatten war. Er erreichte die Stelle, wo die Türen der Gondel sich öffneten und schlossen, und seine Silhouette winkte uns ein letztes Mal zu. Dann stieg er mit ein paar anderen ein. Ich zählte nach, wie viele es waren. Mit ihm zusammen einundzwanzig. Hinter ihnen schloss sich die Tür.
    Ich schaute auf meine Armbanduhr, die 11.32 Uhr, 24. Mai anzeigte, und sagte zu Kat: »Um zwölf Uhr zwei wird er wieder unten sein.«

7
    Das Rad dreht sich
    Â»Komm, wir versuchen mal, Salim mit den Augen zu verfolgen, während das Rad sich dreht«, schlug Kat vor. Die Gondel, in der er sich befand, begann zu steigen. Wir gingen rückwärts und stellten fest, dass wir seine Gondel beobachten konnten, während sie sich langsam entgegen dem Uhrzeigersinn ein Stück nach oben bewegte.
    Beim Zuschauen begann ich Kat alles zu erklären, was ich über das Riesenrad wusste: dass es nicht auf herkömmliche Art und Weise gebaut war und dass man von dort oben an einem klaren Tag vierzig Kilometer weit in jede Richtung gucken kann, aber sie unterbrach mich und fragte: »Magst du Salim, Ted?«  
    Â»Er ist unser Cousin«, sagte ich. »Was bedeutet, dass wir zu fünfzig Prozent dieselben Erbanlagen haben.«
    Â»Ja, aber magst du ihn?«
    Â»Hmpf. Ich …«
    Â»Fühlst du eigentlich irgendwas? Manchmal?«
    Â»Ich mag ihn, Kat. Er ist mein Freund.«
    Sie nickte. »Er ist süß.«
    Â»Süß«, sagte ich. Kat findet viele Dinge süß, zum Beispiel Katzen, Fußballspieler, Filmstars, Röcke und Babys. Also bedeutet »süß« nicht sehr viel, weil alles süß ist. Wer oder was ist denn nicht süß? Ich wahrscheinlich. Ich glaube nicht, dass Kat mich jemals als süß bezeichnen würde.
    Â»Salim ist ein Macker«, sagte ich.
    Â»Ein Macker?«
    Â»Das ist ein anderes Wort für ›lässiger und cooler Typ‹«, erklärte ich. »Und manchmal fühlt er sich allein. Das hat er mir erzählt.«
    Â»Echt?« Kats Stimme klang beeindruckt. »Vielleicht liegt es an dem Umzug nach New York. Wenn ich alle meine Freunde verlassen müsste, käme ich mir auch allein vor.«
    Wir schauten dem Riesenrad weiter dabei zu, wie es sich drehte. Es sah aus wie eine gigantische Uhr, nur dass es verkehrt herum lief. Salims Gondel bewegte sich noch ein Stückchen weiter nach oben, genau als über unseren Köpfen ein Flugzeug im Tiefflug vorüberzog.
    Â»Kat?«, sagte ich.
    Â»Was denn?«
    Â»Was bedeutet es, wenn etwas deine Baustelle ist?«
    Â»Hm?«
    Â»Salim meinte, Der Sturm

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