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Der Junge, der sich Vogel nannte (German Edition)

Der Junge, der sich Vogel nannte (German Edition)

Titel: Der Junge, der sich Vogel nannte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Henrik Nielsen
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Blinken beantwortet wurde, bin ich sofort zum Haus aufgebrochen.«
    »Nanna hat geblinkt«, sagt Fride.
    »Warst du das, Nanna?«, sagt Mama. »Ich war so sicher, es wäre Papa gewesen.«
    »Papa hat geschlafen«, sagt Fride. »Er ist krank geworden.«
    »Wie mutig von dir, Nanna«, sagt Mama und streicht ihr über die Wange.
    »Aber«, sagt Nanna und ihre Augen füllen sich mit Tränen. »Wenn du in unserem Haus warst … dann musst du doch Papa getroffen haben.«
    »Ich wollte ein bisschen warten, bevor ich es euch erzähle«, sagt Mama und ihre Stimme bricht. »Bis wir miteinander geredet und uns ein bisschen kennengelernt haben.«
    »Was ist denn? War Papa nicht da?«, fragt Fride. »Ist er auch auf dem Weg in die Stadt?«
    »Nein, das ist er nicht, mein Mädchen«, sagt Mama und nimmt Frides Hand.
    »Ist Papa tot?«, fragt Nanna. Sie weint.
    »Ja. Das ist er«, sagt Mama.
    Fride fängt an zu schluchzen und versteckt den Kopf in Nannas Schoß.
    »War er schon tot, als du gekommen bist?«, fragt Nanna weinend.
    »Nein. Aber er hatte sehr hohes Fieber und war so schwach, dass er nicht mehr sprechen konnte.«
    »Er konnte nicht sprechen?«, fragt Nanna. »Aber er hat sich gefreut, dich zu sehen, nicht wahr?«
    »Ja«, sagt Mama und lächelt. »Und ich habe mich so sehr gefreut, ihn zu sehen. Ich habe bei ihm gesessen, ihn im Arm gehalten und von euch geredet. Wie wundervoll ihr seid.«
    »Hat Papa gar nichts gesagt?«, fragt Fride.
    »Nein. Aber er wurde ganz ruhig und hat meine Hand gedrückt. So saßen wir die ganze Nacht zusammen. Und als die Sonne aufging und es hell wurde, da war es vorbei.«
    »Wo ist Papa jetzt?«, fragt Nanna.
    »Er ist hinter dem Haus, damit er immer auf die Stadt schauen kann. Oben bei der Kiefer, unter der wir abends so oft saßen.«
    Fride schnieft und reibt sich die Augen.
    »Liegt Papa unter der Erde?«, fragt sie.
    »Ja«, sagt Mama.
    »Ich wünschte, ich hätte die Medizin in unserem Klavier gefunden«, sagt Nanna leise.
    »Welche Medizin?«, fragt Mama und streicht ihr über die Haare.
    »Die extra Medizin, die du ins Klavier gelegt hast«, sagt Nanna. »Papa hat gesagt, du hättest sie da versteckt.«
    »Ich habe nie Medizin im Klavier versteckt, mein Liebling.«
    »Aber … Deshalb sind wir doch hergekommen. Um die Medizin zu holen, damit Papa wieder gesund wird«, sagt Nanna. »Dann war es also gar nicht wahr?«
    Mama schaut Nanna ernst an.
    »Papa hat das einzig Richtige getan. Ihr hättet ihn nie alleine gelassen, wenn ihr gewusst hättet, was passieren würde. Das weiß ich und Papa wusste das auch. Er wollte, dass ihr einen Ort findet, an dem ihr weiterleben könnt.«
    Fride drückt sich an Nanna und sie weinen. Auch Vogel läuft eine Träne über die Wange. Er wischt sie hastig weg. Dann beugt er sich zu ihnen, und so sitzen sie eng beieinander, während der Wind über sie hinwegpfeift. Und obwohl es so traurig ist, dass Papa tot ist und sie nie in ihr Haus zurückkehren werden, weiß Nanna, dass jetzt das Leben beginnt.

Danksagung
    Ich danke meiner Mutter und meinem Vater, meinem Bruder, Harald und Johan, Bjarte und all denen, die es mir ermöglicht haben, dieses Buch zu schreiben.

Über den Autor:
    Jan Henrik Nielsen wurde 1974 geboren. Der Junge, der sich Vogel nannte ist sein Debütroman, der in seinem Heimatland Norwegen von der Presse begeistert besprochen wurde.

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