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Der Junge, der Träume schenkte

Der Junge, der Träume schenkte

Titel: Der Junge, der Träume schenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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Schreibtisch über die Geschäftsbücher gebeugt saß, mit einer Stimme, die mit zunehmendem Alter noch tiefer und rauer geworden war.
    »Ich habe zwei Eintrittskarten für Funny Face im Alvin besorgt«, sagte Christmas und wedelte mit den Karten vor Sals Gesicht herum.
    »Ja, und?«
    »Das ist ein Musical.«
    »Ja, und?«
    Christmas legte die Karten auf dem Rechnungsbuch ab. »Geh mit Mama dahin.«
    Sal musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. »Woher hast du den Anzug?«
    Mit einem zufriedenen Grinsen strich Christmas über den Ärmel seiner Jacke aus feiner blauer Wolle. »Schön, was?«
    »Woher du ihn hast, hab ich dich gefragt, Hosenscheißer. Deine Mutter will, dass du den braunen anziehst.«
    »Ich habe nichts Falsches getan«, verteidigte sich Christmas, und seine Miene verfinsterte sich. »Santo hat ihn mir geschenkt.«
    »Wer?«
    »Santo Filesi.«
    »Der Bräutigam in spe?«
    »Genau der.«
    »Ist er ein Freund von dir?«
    »Ja.«
    »Anständige Leute«, sagte Sal, während er das Rechnungsbuch zu sich heranzog und die Eintrittskarten unberührt auf den Schreibtisch flattern ließ. »Zahlen jeden Monat pünktlich.« Er seufzte. »Aber diese Hochzeit macht mir Sorgen. Hochzeiten kosten einen Haufen Geld. Warum zum Teufel heiraten die Leute bloß?«
    Christmas deutete auf die Karten. »Die sind für heute Abend.«
    »Ich denke, für diesen Monat erlasse ich ihnen die Miete«, überlegte Sal, noch immer in das Rechnungsbuch vertieft. »Sie könnten sie ohnehin nicht bezahlen, wenn sie diese Hochzeit ausrichten. Wenigstens muss ich mich dann nicht aufregen und mich zum Trottel machen.« Er blickte zu Christmas auf. »Ein gutes Hochzeitsgeschenk, oder?«
    »Gehst du mit ihr hin?«
    »Nie antwortest du auf eine Frage.«
    »Du auch nicht, Sal«, entgegnete Christmas. »Gehst du mit Mama ins Theater?«
    »Du bist noch dickköpfiger als deine Mutter«, schimpfte Sal. »Ist es nun ein gutes Hochzeitsgeschenk oder nicht?«
    Christmas seufzte. »Ja, Sal.«
    »Finde ich auch«, brummte Sal zufrieden. »Wusstest du, dass dieser kleine Ladearbeiter ...«
    »Zwei Zentner mit einer Hand hochheben kann, ja, Sal. Das wissen alle, und zwar schon seit Jahren«, fiel Christmas ihm ins Wort.
    »Aber er ist ein anständiger Kerl.«
    »Du kannst mich mal, Sal. Ich habe verstanden«, schnaubte Christmas entnervt und griff nach den Eintrittskarten.
    Sals Würgerhand packte ihn am Handgelenk. »Pass auf, was du sagst, Hosenscheißer.«
    »Schon gut. Jetzt lass mich los, ich muss zur Arbeit.«
    Sal ließ ihn los und lehnte sich in seinem Holzstuhl mit den Metallrollen zurück. »Was ist das für ein Stück?«
    » Funny Face .«
    »Nie gehört.«
    »Das Stück ist neu. Ein Musical, mit ...«
    »Wo, sagtest du, läuft es?«
    »Alvin Theater, West 52nd Street«, schnaufte Christmas. »Das kennst du nicht, ich weiß. Auch das Theater ist neu, erst vor Kurzem haben sie ...«
    »Wieso heißt es denn Alvin?«
    »Verdammt, was weiß denn ich, Sal!«
    Lachend verschränkte Sal die Hände hinter dem Nacken und schlug die Beine übereinander. »Mr. Pincus, ein hohes Tier, hat es gebaut, aber einige alte Bekannte von mir mischen auch mit«, sagte er mit einem breiten Grinsen. »Es gehört Alex Aarons und Vinton Freedley. Alex und Vinton. Al und Vin. Alvin. Die Aufführungen interessieren mich einen Scheiß, aber am Immobilienmarkt entgeht mir nichts.« Sal grinste noch breiter und zufriedener. »Siehst du nun, was für ein kleiner Wichtigtuer du bist, Hosenscheißer?« Er lachte laut.
    Christmas grinste. »Okay, du hast gewonnen.«
    »Zurück zu diesem Musical ...«, sagte Sal.
    »Fred und Adele Astaire spielen mit. Fred Astaire ist ...«
    »Ja, ja, ich weiß. Deine Mutter liegt mir mit diesem bescheuerten Lied von morgens bis abends in den Ohren. Ist er eine Schwuchtel, dieser Fred Sowieso?«
    »Astaire. Was spielt das für eine Rolle, ob er eine Schwuchtel ist oder nicht?«
    »Er ist Tänzer.«
    »Er ist keine Schwuchtel.« Christmas verdrehte genervt die Augen. »Warum ist es bloß immer so schwierig, mit dir zu reden?«
    »Woher willst du wissen, dass er keine Schwuchtel ist?«, gab Sal, ohne eine Miene zu verziehen, zurück. »Er ist doch Tänzer, oder? Alle Tänzer sind Schwuchteln. Welcher normale Kerl würde so etwas Weibisches tun?«
    »Ich habe ihn zusammen mit einer Frau gesehen, von der du nur träumen kannst.«
    Sal sah ihn an. »Dieser Fred Sowieso soll also keine Schwuchtel sein?«
    »Nein, Sal, wie oft soll ich es denn noch

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