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Der Junge, der Träume schenkte

Der Junge, der Träume schenkte

Titel: Der Junge, der Träume schenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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europäischen Adelsfamilie unbekannter Herkunft entstammte – lachten laut miteinander.
    »Na, wie war’s mit Sal?«, fragte die Deutsche. Die Gräfin schloss die Augen und seufzte. Beide lachten wieder.
    Cetta blickte schweigend von einer zur anderen.
    »Du weißt nicht, was dir entgeht«, sagte die Gräfin verzückt.
    »Hat er sie etwa noch nie gekostet?«, wollte die Deutsche erstaunt wissen und sah mit offenem Mund, die Hand auf der Brust, hinüber zu Cetta.
    »Bei Sal vermisst du nicht ... was fehlt«, bemerkte ein anderes der Mädchen, Jennie Bla-Bla, die ihren Spitznamen der Tatsache verdankte, dass sie immer zu viel redete.
    »Selbst mit einem Niggerschwanz im Mund wärst du noch fähig auszuplaudern, was du besser für dich behalten solltest, Bla-Bla«, mischte sich Ma’am ein, während sie eine rote Strähne, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatte, wieder mit einer Haarnadel feststeckte. »Eines Tages wird dir diese Schwäche noch zum Verhängnis.«
    Die Mädchen lachten.
    »Ich wollte doch nur sagen, dass ...«, versuchte sich Jennie zu rechtfertigen. »Ach, leckt mich, ihr wisst schon!«
    »Leckt mich!«, äffte die Gräfin sie nach.
    Daraufhin lachten die Mädchen noch mehr.
    »Pass ein bisschen besser auf, was du sagst«, bekräftigte Ma’am.
    Jennies Miene verdüsterte sich. Dann prustete auch sie los.
    Cetta verstand nicht, was die anderen so amüsierte. Sie bemühte sich zu lächeln. Doch ihr war bewusst, dass sie rot geworden war. Hoffentlich bemerkt es niemand, dachte sie unangenehm berührt. Die Mädchen sprachen immerzu von Sal, aber was sie sagten, blieb Cetta rätselhaft. Sie hatte versucht, ihn zu studieren und zu begreifen, warum alle so verliebt in einen hässlichen Rüpel wie ihn waren. Und wenn sie die Mädchen bat, ihr etwas zu erzählen, bekam sie nur ausweichende Antworten.
    »Er muss dich kosten, danach wirst du verstehen«, sagten sie zu ihr. Mehr nicht. Doch reichte Cettas Neugier auch nicht sehr viel weiter. Sex interessierte sie nicht. Als Hure verkaufte sie Sex, das war etwas ganz anderes.
    Was Cetta wirklich bedauerte, war einzig, dass sie nicht bei den anderen Mädchen schlafen konnte. In solchen Momenten, kurz vor dem Einschlafen und kurz nach dem Aufwachen, entstand eine Vertrautheit zwischen ihnen, die Cetta schmerzlich vermisste. Kurz vor dem Einschlafen und kurz nach dem Aufwachen war keine von ihnen eine Hure, dann waren sie einfach nur Mädchen, die zu Freundinnen wurden. Cetta dagegen hatte keine Freundin. Ihre einzigen Freunde waren Tonia und Vito Fraina. Aber ich habe Christmas, tröstete sich Cetta, immer wenn sie melancholisch wurde. Den anderen Mädchen kratzte stattdessen ein Arzt die Kinder mit einem Draht aus dem Leib.
    Über die Männer hingegen dachte Cetta nicht weiter nach. Sie empfing sie klaglos wie etwas, was hingenommen werden musste.
    »Sie ist ein kleines Mädchen«, stellte Ma’am sie gewissen Freiern vor. Und die bekamen leuchtende Augen, brachten Bonbons mit aufs Zimmer, die sie ihr anboten, wie sie es bei einer kleinen Enkeltochter getan hätten. Dann legten sie sie übers Knie, schoben ihren Rock hoch und versohlten ihr den Hintern. Sie sagten, sie sei böse gewesen und dürfe das nie wieder tun. Sie ließen sie es schwören, doch anschließend holten sie ihr Glied hervor und steckten es ihr in den bonbonsüßen Mund.
    »Sie ist ein echtes Luder«, erklärte Ma’am anderen Freiern. Und die richteten nicht einmal das Wort an Cetta, während sie sie ins Zimmer zerrten. Sie zogen sie auch nicht aus, sondern befahlen ihr, ihnen das nackte Hinterteil zuzuwenden, und Cetta hörte, wie sie selbst Hand anlegten, bis sie bereit waren. Der ein oder andere benutzte Gleitcreme – die das Bordell immer auf einer Kommode bereitstellte –, doch die meisten Freier dieser Art spuckten ihr von oben zwischen die Pobacken, verteilten den Speichel mit dem Finger und drangen in sie ein.
    »Sie ist ein äußerst sensibles Mädchen«, sagte Ma’am wiederum zu anderen Männern. Und die weinten, nachdem sie mit ihr geschlafen hatten, weil sie Cetta mit ihren niederen Instinkten beschmutzt hatten. Oder aber sie legten den Kopf an ihre Brust und erzählten ihr von ihren Ehefrauen, die einmal genauso gewesen waren wie sie, jung und gefügig. Oder sie wollten es im Dunkeln tun und gaben ihr Namen, mit denen Cetta nichts anfangen konnte, die diesen Männern jedoch einst, vor wer weiß wie langer Zeit, etwas bedeutet hatten.
    »Sie ist deine Sklavin«, erklärte Ma’am

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