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Der Junge, der Träume schenkte

Der Junge, der Träume schenkte

Titel: Der Junge, der Träume schenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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drehte sich alles. Vor ihm standen Cyril und Karl und lachten glücklich.
    »Willkommen zurück, Partner«, sagte Cyril und fiel ihm um den Hals.
    »Was ist hier los?«, wollte Christmas wissen.
    Doch auch Karl schloss ihn in die Arme und drückte ihn so fest, dass er beinahe keine Luft mehr bekam. »Willkommen zurück, Partner!«
    Christmas entwand sich der Umarmung und wich mit ausgestreckten Händen einen Schritt zurück, um die Freunde auf Abstand zu halten. »Kann mir mal einer erklären, was zum Teufel hier eigentlich los ist?«
    Cyril und Karl lachten.
    »Hast du mal aufs Dach geguckt?«, fragte Cyril.
    »Wo ist unsere Antenne?«, gab Christmas zurück. »Wo ist unsere Uhr?«
    Wieder lachten Cyril und Karl. Und die Leute ringsum stimmten in das Lachen ein.
    »Verdammt noch mal!«, schrie Christmas.
    »Schon gut, schon gut ...«, beschwichtigte ihn Cyril, der ihm den Arm um die Schultern legte und ihn zu sich heranzog. »Programmänderung.« Er deutete auf Karl. »Unser Direktor hat endlich mal was richtig gemacht. Siehst du die Herren da drüben?« Er zeigte auf drei Weiße in grauen Anzügen, die mit einem verlegenen Grinsen in der Nähe der Polizeiwagen standen. »Nun ja, der Pole hat sie überredet, CKC einen eigenständigen Sitz einzurichten. Die WNYC-Studios sind toll, aber ... aber wir hatten Sehnsucht nach unserem geheimen Nest. Wir haben es geschafft, hier unsere eigene Antenne und die beste Ausstattung, die der Markt hergibt, zu bekommen ...«
    »Und das ist noch nicht alles«, fiel Karl ihm aufgeregt ins Wort. »Bis jetzt hatten wir nur Sister Bessies Wohnung, aber heute geht der richtige Umbau los. Wir haben die komplette Etage gekauft. Da kommen drei Aufnahmestudios hin, Büros, einfach alles.«
    »Und wir verschaffen jede Menge Niggern einen Job!«, rief Cyril.
    Christmas war sprachlos. »Zwei Wochen ...«, sagte er lachend, »zwei Wochen bin ich nicht da, und schon stellt ihr mir alles auf den Kopf ...«
    »Komm, ich stell dich den Bossen von WNYC vor«, sagte Karl und zog ihn am Arm zu den drei Weißen hinüber, die noch immer grinsten.
    »Die machen sich in die Hose mitten unter all den Schwarzen hier«, lachte Cyril.
    Die Manager schüttelten Christmas herzlich die Hand. Nach ein paar höflichen Bürokratenfloskeln gaben sie vor, noch einen dringenden Termin zu haben, und stiegen in eine Luxuslimousine.
    »Ich fahre mit ihnen«, sagte Karl. »Mir schweben da so einige Projekte für CKC vor, und darüber will ich mit ihnen reden, solange sie noch ganz Feuer und Flamme sind.«
    Cyril wartete, bis er im Auto saß. »Karl ist der geborene Programmchef. Er denkt an nichts anderes«, sagte er kopfschüttelnd. Dann stieß er Christmas mit dem Ellbogen an und wandte sich an den ältesten der Polizisten, der auf dem Trittbrett eines der Wagen stand. »Verzeihen Sie, Sir, wissen Sie, wie spät es ist?«, fragte er und grinste spöttisch. Mit ausgestrecktem Arm zeigte er auf das Dach und setzte hinzu: »Wissen Sie, wir Nigger sind so dumm, dass wir eine Uhr aufgestellt haben, die gar nicht läuft.«
    Die Miene des Polizisten erstarrte vor Ärger.
    Ringsum brach Gelächter aus. »Wie spät ist es, Wachtmeister?«, rief die Menge im Chor. Und alle drängten sich um die Polizisten.
    Beunruhigt griffen die drei anderen Beamten an ihr Pistolenholster.
    »Macht keine Dummheiten«, ermahnte der alte Polizist sie leise. »Ich kümmere mich schon um diese Arschlöcher.« Er stieg vom Trittbrett hinab und stellte sich mitten auf die Straße. Dann blickte er nach oben. »Geben wir es ruhig zu, wir haben uns ziemlich lange von ihnen hochnehmen lassen«, sagte er schließlich laut.
    Die Leute lachten. Die Polizisten ließen die Hände vom Holster sinken. Sie taten so, als lachten sie mit.
    »Wie spät ist es?«, rief jemand aus der Menge.
    Mit strenger Miene fuhr der alte Schutzmann herum. Doch sofort setzte er wieder ein Lächeln auf, nahm die Mütze ab und fuhr sich durch das schüttere Haar. Dann blickte er in die Menge. »Hier ist es wohl immer halb acht!«
    Die Leute lachten und klatschten Beifall.
    Wieder lächelte der Polizist, bevor er zu einem seiner Kollegen hinüberging und ihm zuflüsterte: »Lass uns fahren, von dem Niggermief wird mir ganz übel.« Er stieg in den Wagen, startete den Motor und fuhr, gefolgt vom anderen Streifenwagen, durch die sich teilende Menge davon.
    »Du warst große klasse, Charlie«, lobte ihn der Schutzmann, der neben ihm saß.
    »Nigger sind weniger wert als wir, denk immer

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