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Der Junge, der Träume schenkte

Der Junge, der Träume schenkte

Titel: Der Junge, der Träume schenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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legte sie dem Anführer wohlwollend auf die Schulter. »Wenn die Diamond Dogs verlässliche Leute für kleinere Aufträge von draußen brauchen, werde ich an euch denken.«
    Die Miene des Jungen hellte sich auf. »Wann immer du willst, wir sind bereit.« Er ließ ein Messer aufschnappen. Alle anderen hinter ihm zückten ebenfalls ihre Messer.
    Santo schlotterten die Knie.
    »Steckt die weg«, sagte Christmas. »Die Diamond Dogs arbeiten hiermit.« Er tippte sich mit dem Finger an die Schläfe. »Dem Kopf.«
    Die Jungen steckten die Messer wieder ein.
    »Lass uns gehen, Santo«, wandte sich Christmas an seinen Stellvertreter, der weiß wie die Wand war. »Wir müssen uns beeilen, wir haben doch noch eine Verabredung mit du weißt schon wem.«
    Santo hatte seine Lektion gelernt. Er sollte nur ein einziges Wort sagen. Unzählige Male hatte er es sich selbst vorgesprochen. Unverfroren dreinblickend, eine Hand in der Hosentasche, hatte er den ganzen Morgen vor dem Spiegel seiner Mutter geprobt. Doch aus Furcht vor den Messern gehorchte ihm nun seine Stimme nicht mehr. »Arnold?«, stieß er dennoch hervor.
    »Willst du etwa auch noch den Nachnamen ausplaudern?«, fuhr Christmas ihn in gespielter Wut an, damit die Jungs der Gang keinen Zweifel mehr daran hegten, dass vom Furcht einflößenden Arnold Rothstein die Rede war. Daraufhin blickte er dem Anführer ins Gesicht. »Ihr habt nichts gehört, sind wir uns da einig?«, sagte er mit warnend ausgestrecktem Zeigefinger.
    »Wir sind taub, stimmt’s?«, erwiderte der Junge und sah seine Gangmitglieder an.
    »Taub«, tönten alle im Chor.
    Da machten Christmas und Santo sich auf den Weg und bogen um die nächste Ecke. Kaum hatten sie die Gasse erreicht, auf die der Hinterausgang der Metzgerei hinausführte, stieß Christmas einen Pfiff aus. Jaulend kam Peps Hündin aus dem Laden gerannt.
    »Lilliput!«, rief Christmas zufrieden, kniete sich hin und streichelte das Tier, das ihn freudig begrüßte.
    »Wie eklig«, befand Santo.
    Lilliput knurrte ihn an.
    Christmas lachte und ließ sich die Blechdose geben, um die Santo seine Mutter gebeten hatte.
    »Willst du sie grillen?«, fragte Pep, als er aus der Hintertür kam und seine Hündin über und über mit Salbe eingeschmiert sah. In der einen Hand trug er einen Stuhl, in der anderen eine Zeitung.
    Die Hündin lief zu ihm hin, wedelte mit dem Schwanz, strich einmal um seine Beine und kehrte dann zu Christmas zurück.
    Der Metzger stellte den Stuhl in den aufgeweichten Boden der Gasse, legte die Zeitung darauf und verschwand wieder im Laden. Als er zurückkam, trug er eine dicke Jacke über der blutverschmierten Schürze. Er setzte sich so, dass er die Metzgerei immer im Auge hatte, und schlug die Zeitung auf. »Weißt du, wieso ich den Stuhl hier in den Matsch stellen kann?«, fragte er Christmas stolz. »Er ist aus Metall. Unverwüstlich. Und Rückenlehne und Sitz sind aus Bakelit. Das Bakelit haben wir hier in New York erfunden, wusstest du das? Unverwüstlich.«
    »Schön«, sagte Christmas und deutete, an Santo gewandt, auf die Metzgerei. »Geh mal aufpassen, dass kein Aasgeier reinkommt.«
    »Wer?«, erwiderte Santo verständnislos.
    Christmas schnaubte. »Stell dich vor den Eingang und sorg dafür, dass nicht irgendein Schlaumeier ein Stück Fleisch umsonst mitgehen lässt.«
    Santo wirkte einen Moment unentschlossen, doch dann machte er sich in Richtung Straße auf.
    »Wo willst du hin?«, rief Christmas ihm hinterher.
    »Ich gehe außen herum ...«
    »Ich denke, du kannst hier durch.« Er zeigte auf den Hintereingang. »Ist das okay, Pep?«
    Der Metzger nickte. »Solange du mir nicht das Fleisch klaust, Junge.«
    »Nein ... nein, Sir ... ich ...«, stotterte Santo.
    Der Metzger lachte, und Santo verschwand mit hochrotem Kopf im Laden.
    »Ein ganz harter Bursche, was?«, sagte Pep zu Christmas. Und wieder lachte er.
    Christmas gab keine Antwort und rieb Lilliputs räudiges Fell weiter mit Salbe ein.
    »Du hast sie mir ja ganz schön eingefettet«, bemerkte Pep. »Was soll das sein?«
    »Das ist eine Salbe gegen Räude.«
    »Was verstehst du denn von Räude?«
    »Ich gar nichts. Aber der Arzt, der sie mir angerührt hat, kennt sich mit Räude aus.«
    »Du willst dafür doch wohl kein Geld von mir, oder, Junge?«
    Christmas stand auf, wischte sich mit dem Taschentuch die Hände ab und verschloss die Dose. »Na ja, der Arzt hat sie mir ja nicht umsonst gemacht«, entgegnete er schließlich.
    »Und wer hat dich darum

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