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Der Junge im Mond: Wie mein Sohn mir half, die Welt zu verstehen (German Edition)

Der Junge im Mond: Wie mein Sohn mir half, die Welt zu verstehen (German Edition)

Titel: Der Junge im Mond: Wie mein Sohn mir half, die Welt zu verstehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Brown
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Konversations-Versatzstück – aber bei Cliffie war es zusätzlich verlangsamt, und man konnte sehen, wie es funktionierte.
    Sein Schlafzimmer, sein privates Heiligtum, war mit Bildern von John Deere-Traktoren ausgestattet, seiner großen Leidenschaft: schick, nützlich, mit starken Motoren. Auf dem Boden lag ein John Deere-Traktorteppich, er hatte eine Traktortapete, Traktorvorhänge, eine Traktorbettdecke. Auf dem Lichtschalter waren JD -Traktoren, auf seiner Kleenex-Box, seinem Papierkorb, ein JD -Traktor am Ende der Aufhängung seines Deckenventilators.
    Wir gingen nach draußen. Während Brenda weiter das Abendessen zubereitete und sein Vater Cliff über die Dschungeltage von CFC erzählte, als noch niemand irgendetwas wusste und wie er Cliffie das Skifahren beigebracht hatte, indem er zwei Jahre lang mit ihm in Skistiefeln den Kinderhügel hoch gestapft war, bis Cliffie sich wohl genug fühlte, um es auf Skiern zu versuchen – während wir Erwachsene also beschäftigt waren, kletterte Cliffie auf seinen John Deere-Traktor, ein Modell für die Gartenarbeit. Er ließ den Motor an. Dann fuhr er den Traktor aus dem Schuppen heraus und durch den Garten. Als er fertig war, fuhr er den Traktor mitsamt Anhänger wieder rückwärts in den Schuppen. Das machte er perfekt.
    » Ich könnte das nicht«, sagte ich zu seinem Vater. Plötzlich hatte ich ein Bild von Walker vor Augen, wie er Trauben pflückte. Vielleicht konnte Walker Trauben pflücken!
    »Er kann besser parallel parken als jeder Achtzehnjährige mit einem Führerschein«, sagte Cliff. Es hatte vier Jahre gedauert, bis er seinem Sohn das Traktorfahren beigebracht hatte. Es hatte damit begonnen, dass er den Rasen mähte. Während er seinen Sohn im Arm hielt.
    Um viertel vor elf an jenem Abend sagte Brenda zu Cliffie, dass es nun genug sei mit Fernsehen. »Cliffie, es ist Zeit, ins Bett zu gehen.«
    »Mom«, sagte er. In dem Ton lag nun gar nichts Entwicklungsverzögertes oder Behindertes. »Warum kann ich denn nicht noch aufbleiben? Ich bin ein Teenager.«
    Er hatte alle Facetten eines normalen Lebens drauf. Zwischen dem, was er fühlte, und dem, was man ihm nahegelegt hatte zu fühlen, war der richtige Junge, der sich immer noch entwickelte. War das das Geschenk des CFC -Kindes – sich immer noch zu entwickeln und nie ganz damit fertig zu sein?
    Als ich am nächsten Morgen zum Frühstück herunterkam, waren Cliff und Cliffie schon seit 7 Uhr früh auf den Beinen und machten ihre Sonntagsomeletts. Cliffie trug seinen Spongebob-Pyjama. Er schlurfte zu mir. Fahles feuchtes Licht fiel durch die Fenster.
    »Mr. Bwown, möchten Sie Pilze in iham Omelette?«
    »Ian«, sagte ich. »Sag Ian zu mir.«
    »Ian.« Routinemäßig. Namen, unwichtig. Der Augenblick war alles. »Möchten Sie Pilze?«
    »Bist du ein Pilzesser?«, fragte ich.
    »Ja.«
    »Ich auch!«
    »Ja!«, schrie er. Ich kannte diese lärmende Freude von Walker. »Er ist ein Pilzesser!«, rief er seinem Vater zu.
    Cliffie machte eine Pause. »Was ist mit Essiggurken?«
    »Nein«, sagte ich, »keine Essiggurken.«
    »Whoa!« Er blickte mich mit neuem Respekt an, von der Art, die man jemandem zollt, der sich gegen die ehernen Regeln des Zeitalters stemmt.
    »Bist du ein Essiggurken-Mann?«, fragte ich.
    »Yeah!« Wieder ein enthusiastisches Grunzen.
    Vielleicht war das der Grund, warum Walker das auch tat – wenn er das Gefühl hatte, dass wir gleich waren oder zumindest auf derselben Wellenlänge.
    Alles, was wir brauchten, war ein Dolmetscher, ein Junge, der unsere beiden Sprachen sprach.
    Viele CFC -Eltern, fand ich heraus, verbrachten eine Menge ihres Lebens im Internet. Sie lernten sich durch CFC -International kennen, Brenda Congers Online-Chat-Room, oder durch Listserv. Eltern mit einem neuen CFC -Baby platzten in den Chat Room wie Reisende, die nach Jahren in der Wüste in eine Oase wanken. Sie meldeten sich ab, als würden sie sich von verloren geglaubten Geschwistern verabschieden:
    Unsere ganze Liebe
Die Frau von Malcolm Mutter von Lewis 9 James 7 Amy 4 CFC bestätigt
    Und sie verabschiedeten sich immer auf die gleiche Weise. »Bestätigt« meinte genetisch bestätigt, das non plus ultra des CFC -Status. Wenn man bestätigt war – ein Gentest auf CFC war nach dem Frühjahr 2006 erhältlich – konnte die eigene DNA in Forschungsarbeiten einbezogen werden. Eltern sehnten sich nach dieser Bestätigung. Manche Kinder waren klinisch mit dem in vieler Hinsicht ähnlichen Costello-Syndrom oder dem

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