Der Junge mit den blauen Haaren
hervor und bevor ich noch irgendetwas Dummes anstellen kann, wie zum Beispiel, ihn zu küssen, stürze ich in mein Zimmer und schließe schnell die Türe.
Wie in unserem Badezimmer-Zeitplan vereinbart, bin ich als Erstes dran. Da ich nach dem Sportunterricht bereits kurz geduscht habe, ist auch jetzt keine größere Wasserschlacht vonnöten. Also bin ich in weniger als zehn Minuten fertig.
Zum Zeichen, dass das Bad frei ist, klopfe ich dreimal an die Tür zu Kays Zimmer.
Noch einmal wünsche ich ihm eine gute Nacht, dann flitze ich mein Bett.
Heute Nacht werde ich genau das tun, was Kay mir gewünscht hat … etwas Schönes träumen.
Warum ich das so genau weiß?
Tja, das ist eines meiner kleinen Geheimnisse, die ich nicht mal Kay anvertrauen kann.
***
Ich strecke meine Hand aus, als Kay etwas unschlüssig vor mir steht. Langsam, als wisse er nicht, was er von meiner Geste halten soll, kommt er auf mich zu.
„Einen wunderschönen Platz hast du dir ausgesucht“, sagt er, als er bei mir angekommen ist, und inspiziert den Platz unter einem riesigen Mandarinenbaum, der in voller Blüte steht.
„Ich wusste gar nicht, dass sie hier auch Zitrusfrüchte anbauen“, fährt Kay in seinen Beobachtungen fort.
Das ist mir im Moment ziemlich egal … und wenn sie hier heimlich Diamanten abbauen würden, wär’s mir auch scheißegal. Wenn es nicht mein Traum wäre, würde ich glatt denken, Kay wäre unsicher.
Er sieht aus, als wisse er nicht, wie er hier her gekommen ist und noch weniger, was er hier soll.
Hey, das ist mein Traum, also komm endlich her!
Na also, klappt doch.
Wie aufs Stichwort erscheint dieses unglaublich sexy Lächeln auf seinem wunderschönen Gesicht und er setzt sich mit der Geschmeidigkeit einer Raubkatze in Bewegung.
Mein Herz klopft zum Zerspringen, als er sich anmutig neben mir ins weiche Gras sinken lässt.
„Hi“, hauche ich.
„Auch hi“, erwidert er mit einer Stimme, die meine ohnehin bereits vorhandene Gänsehaut auf Elefantengröße anschwellen lässt.
„Dir ist kalt“, sagt Kay, der die Erscheinung falsch deutet, „komm her, ich wärme dich!“
Oder auch richtig … wie man‘s nimmt!
Ich kuschele mich in seinen Arm und lasse meinen Kopf auf seine Schulter sinken.
„Woher kennst du diesen Platz?“
Keine Ahnung, ich weiß nicht mal, ob er nicht nur meiner Phantasie entspringt. Nein, ich muss ihn schon mal gesehen haben, andernfalls wären wir jetzt nicht hier. Nur kann ich mich gerade so schlecht konzentrieren.
„Ach, egal“, sagt er dann auch schon, „Hauptsache ist doch, dass uns hier so schnell keiner entdeckt.“
Ich riskiere endlich auch einen Blick und stelle fest, dass Kay Recht hat.
Dieser Platz ist so abgelegen, ich weiß nicht mal, ob er noch zum eigentlichen Schulgelände gehört. Und die vielen Zitrusbäume, angefangen bei Orangen, über Zitronen, bis hin zu Mandarinen, machen es so gut wie unmöglich, dass man uns entdeckt.
Sehr gute Platzwahl, Kim!
Kay zieht mich mit sich nach hinten und dann liegen wir auch schon im warmen Gras. Mein Kopf ruht auf seinem Arm und gemeinsam betrachten wir eine Zeit lang schweigend die weißen Wölkchen, die den ansonsten strahlend blauen Himmel bevölkern.
„Kim?“
„Hmm?“
„Weißt du, was ich jetzt gerne tun möchte?“
Da das mein Traum ist, weiß ich es zufällig ganz genau.
„Nein, was denn?“ Meine Stimme klingt rau.
„Das hier“, murmelt er und in der nächsten Sekunde rollt er sich auf die Seite, legt seine freie Hand auf meine Wange und dann …
Sein Gesicht kommt meinem immer näher. Seine Augen sehen mich um Erlaubnis bittend an. Ich schaffe es gerade noch zu nicken. Dann spüre ich seinen wunderbar weichen Mund auf meinem.
Kay ist sehr behutsam. Flüsterzart nur berühren seine Lippen die meinen, bevor sie weiterwandern, meinen Mundwinkel küssen, spielerisch an meinen Wangenknochen entlang wandern, meine Nasenspitze liebkosen und schließlich meine geschlossenen Lider küssen.
Ich kann es nicht fassen. Das war mein allererster Kuss. Und er schmeckt so gut.
Okay, es ist nur ein Traumkuss, aber er fühlt sich so real an, dass ich meine Fingerspitzen auf meine Lippen lege, um dieses Gefühl noch einmal in Gedanken zu erleben.
„Kim?“
„Hmm?“
„War das okay für dich?“
Endlich schaffe ich es, meine Augen zu öffnen.
Kays Gesicht schwebt nur Zentimeter über meinem. Er sieht mich so zärtlich an, dass mir beinahe die Tränen kommen.
„Es … es war unglaublich“, stammele ich.
Jeder andere hätte mich
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