Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Junge mit den blauen Haaren

Der Junge mit den blauen Haaren

Titel: Der Junge mit den blauen Haaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Loesel
Vom Netzwerk:
vermutlich ausgelacht, aber Kay weiß, dass ich in jeglicher Hinsicht, was das andere Geschlecht betrifft, vollkommen ahnungslos bin.
Er nickt mit einem leisen Lächeln. „Ja, das war es“, sagt er leise. Dann, nachdem er einen Moment grüblerisch seine Stirn in Falten gelegt hat, fragte er: „Denkst du … also meinst du …“
„Ja?“
„Sollen wir es noch einmal versuchen?“
Ich kann nicht anders, als zu kichern. „Auf jeden Fall“, höre ich mich sagen und bin mutig genug, meine Hand in seinen Nacken zu legen. Meine Finger spielen mit seinen sich kringelnden Nackenhaaren.
So, wie ich es mir vom dem ersten Moment an gewünscht habe.
Lächelnd senkt Kay erneut seinen Kopf und dieses Mal weiß ich, was mich erwartet.
Es ist beinahe noch besser, als beim ersten Mal.
Bis auf meine Finger, die noch immer mit seinen Nackenhaaren spielen, liege ich steif wie ein Brett im Gras.
„Kim?“
„Hmm?“
„Es macht mehr Spaß, wenn du mitmachst!“
Bevor ich rot werde, küsst Kay mich erneut. Dieser Kuss ist anders. Waren die beiden vorhergehenden Küsse kaum ein Hauch, spüre ich jetzt seinen warmen weichen Mund deutlicher. Die Bewegungen seiner Lippen werden intensiver. Nicht nur mein Mund ist es jetzt, der auf die Berührung reagiert. Mein ganzer Körper fühlt sich an, als liefen Tausende von Ameisen darüber.
Ehe ich es verhindern kann – will ich das überhaupt? – teilen sich meine Lippen für ein leises Stöhnen.
Kay nutzt die Gunst der Sekunde und schon spüre ich seine Zungenspitze, die feucht und heiß die Konturen meiner Unterlippe nachzeichnet.
Himmel! Ich bestehe nur noch aus Gefühlen. Jegliches Denkvermögen ist mir abhandengekommen.
Na ja, fast!
Menschenskinder, Kim, das ist dein Traum. Du hast dir das gewünscht. Also, tu endlich was!
Ich öffne meinen Mund ein ganz klein wenig mehr und meine Zunge huscht über die Stellen, die Kay gerade eben erkundet hat.
Nur kurz schmecken …
Und dann treffen sie sich. Ganz vorsichtig berühren sich unsere Zungenspitzen und es ist, als würde mein Körper von einem Stromschlag getroffen.
Erneut stöhne ich … oder ist es Kay? Oder wir beide gemeinsam?
Ich weiß es nicht und es ist mir, ehrlich gesagt, auch völlig schnurz.
Irgendwie übernimmt mein Unterbewusstsein jetzt das Kommando.
Denn ich bin zwar völlig unbedarft, aber ich bin nicht tot!
Meine Hand, die noch immer in Kays Nacken verweilt, zieht seinen Kopf noch näher heran. Mit einem Wimmern öffnen sich meine Lippen noch mehr und ich heiße Kays Zunge willkommen, die sanft und dennoch gründlich meine warme Mundhöhle erforscht.
Zögernd ahme ich es nach und Kays leises Stöhnen sagt mir, dass ich es wohl nicht ganz vermassele.
Nach einer Ewigkeit, wie mir scheint, lösen wir uns heftig atmend voneinander.
Kays schlanke Finger streicheln unablässig mein Gesicht.
„Das war wunderschön, Kim“, flüstert er.
„Ja“, wispere ich, „das war es.“
Kay küsst noch einmal zärtlich meine Lippen, dann rutscht er ein Stück von mir weg. Ich habe gar nicht gemerkt, dass sein Oberkörper auf meinem liegt.
Noch immer etwas außer Atem, richte ich mich auf.
Kay setzt sich ebenfalls, greift nach meiner Hand und verschränkt unsere Finger miteinander.
„Hast du es dir so vorgestellt?“
Ich brauche einen kleinen Moment, um Kays Frage richtig zu verstehen.
Ach so …
Natürlich weiß er, dass ich noch nie zuvor einen Jungen geküsst habe.
Ich schüttele den Kopf. „Nein“, gebe ich schließlich zu, „es war viel schöner, als ich es mir erträumt habe.“
Und das im wahrsten Sinne des Wortes!
„Ich bin sehr glücklich darüber, dass du mich ausgewählt hast.“
Kay sieht mich so offen an, dass ich seinen Worten, ohne mit der Wimper zu zucken, Glauben schenke.
„Danke“, sage ich aufrichtig.
„Nicht dafür“, erwidert Kay, „das habe ich mir von der ersten Sekunde an gewünscht, Kim.“
Sprachlos lasse ich meinen Kopf an seine Schulter sinken und wir genießen die Stille und das gerade Erlebte.
Nach einer Weile habe ich das Gefühl gleich aufzuwachen. Irgendwas verändert sich gerade.
„Vertraust du mir?“
Kays Frage durchbricht meine Überlegung.
Wenn nicht dir, wem dann?
Ich nicke.
„Dann komm mit, ich muss dir was zeigen!“
An Kays Hand schlendere ich von der Zitrus-Lichtung direkt hinein in eine Art Labor.
Moment mal – das kenne ich doch schon.
Schlagartig bekomme ich wieder Gänsehaut. Doch dieses Mal ist kein schönes Gefühl der Auslöser. Eher Angst!
Kay zeigt stumm auf vier

Weitere Kostenlose Bücher