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Der Junker von Ballantrae

Titel: Der Junker von Ballantrae Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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stürzte ich auf ihn zu und überbrachte ihm meine Nachricht, die ihm durchaus nicht neu war, da in der Zwischenzeit mehrere Schiffe an der »Unvergleichlichen« vorübergesegelt waren.
    »Wir haben Sie schon längst erwartet«, sagte der Lord, »ja, in den letzten Tagen glaubten wir, Sie kämen überhaupt nicht mehr. Ich bin glücklich, Ihre Hand wieder zu halten, Mackellar, ich fürchtete, Sie lägen schon auf dem Grunde des Meeres.«
    »Ach, mein Lord, wollte Gott, es wäre so!« rief ich aus, »dann stünden die Dinge besser für uns.«
    »Durchaus nicht«, sagte er grimmig, »ich könnte mir nichts Besseres wünschen. Eine große Rechnung ist zu bezahlen, und jetzt kann ich endlich damit beginnen.«
    Ich warnte ihn vor allzu großer Sicherheit.
    »Oho!« antwortete er, »hier ist nicht Durrisdeer, und ich habe meine Vorkehrungen getroffen. Sein Ruf eilt ihm voraus, ich habe dafür gesorgt, daß man meinen Bruder willkommen heißt. Das Glück stand wirklich auf meiner Seite, denn ich habe hier einen Kaufmann gefunden aus Albany, der ihn nach 1745 kennenlernte und ihn dringend des Mordes verdächtigt. Es handelt sich um einen Mann namens Chew, ebenfalls aus Albany. Hier wird niemand überrascht sein, wenn ich ihm die Tür weise, man wird nicht dulden, daß er meine Kinder anspricht oder auch nur meine Frau begrüßt. Ich selbst werde meinem Bruder so weit entgegenkommen, daß er mit mir reden darf, sonst würde ich meine Freude einbüßen«, sagte der Lord, indem er sich die Hände rieb.
    Gleich darauf besann er sich und sandte Leute aus, die mit Handschreiben forteilten, um die wichtigsten Persönlichkeiten der Provinz herbeizurufen. Ich erinnere mich nicht, welchen Vorwand er benutzte, jedenfallshatte er Erfolg, und als unser alter Feind auf der Bildfläche erschien, fand er den Lord vor dem Hause unter einigen schattigen Bäumen auf und ab spazierend, den Gouverneur zur Rechten und verschiedene angesehene Bürger zur Linken. Die Lady, die auf der Veranda saß, stand mit sehr bedrückter Miene auf und führte ihre Kinder ins Haus.
    Der Junker, gut angezogen und einen eleganten Degen an der Seite, verbeugte sich in vornehmer Art vor der Gesellschaft und nickte dem Lord vertraulich zu. Der Lord erwiderte den Gruß nicht, sondern blickte seinen Bruder mit gerunzelten Brauen an.
    »Nun, mein Herr«, sagte er schließlich, »welch übler Wind bringt Sie gerade hierher von allen Plätzen der Welt, wohin zu unser aller Mißfallen Ihr schlechter Ruf Ihnen schon vorausgeeilt ist?«
    »Sie geruhen sehr höflich zu sein, mein Lord!« rief der Junker mit schönem Anlauf.
    »Es beliebt mir sehr deutlich zu sein«, erwiderte der Lord, »weil es notwendig ist, daß Sie Ihre Lage völlig begreifen. Zu Hause, wo Sie so wenig bekannt waren, war es noch möglich, den Schein zu wahren. Das wäre in dieser Gegend vollkommen vergeblich, und ich habe Ihnen zu eröffnen, daß ich entschlossen bin, Sie von mir abzuschütteln. Sie haben mich bereits nahezu ruiniert, wie Sie meinen Vater zuvor ruinierten, dessen Herz Sie brachen. Ihre Verbrechen sind nach dem Gesetz nicht zu ahnden, aber mein Freund, der Gouverneur, hat meiner Familie Schutz zugesagt. Hüten Sie sich, mein Herr!« rief der Lord aus und drohte ihm mit demHandstock, »wenn man beobachtet, daß Sie zu irgendeinem Mitglied meines Hauses ein einziges Wort sprechen, wird das Gesetz es Sie büßen lassen.«
    »Aha!« sagte der Junker gedehnt, »das ist also der Vorteil eines fremden Landes! Diese Herren sind, wie ich sehe, mit unserer Geschichte nicht vertraut. Sie wissen nicht, daß ich Lord Durrisdeer bin, sie wissen nicht, daß Sie mein jüngerer Bruder sind, der meinen Platz einnimmt auf Grund eines beeidigten Familienkontraktes, sie wissen nicht – denn sonst würden sie mit Ihnen nicht auf vertrautem Fuße stehen –, daß jeder Acker Landes hier mir gehört, bei Gott dem Allmächtigen, und daß Sie mir jeden Pfennig Geld nur vorenthalten als Dieb, als Betrüger und als treuloser Bruder!«
    »General Clitton«, rief ich aus, »hören Sie nicht auf diese Lügen. Ich bin der Verwalter des Erbgutes, es ist kein Körnchen Wahrheit in diesen Worten. Dieser Mensch ist ein verachtungswürdiger Rebell, der sich in einen bezahlten Spion verwandelte: das ist seine Geschichte in zwei Worten.«
    Auf solche Weise verriet ich in der Hitze des Gefechtes seine Schande.
    »Bursche«, sagte der Gouverneur und wandte dem Junker streng sein Gesicht zu, »ich weiß mehr von Ihnen, als Ihnen

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