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Der Junker von Ballantrae

Titel: Der Junker von Ballantrae Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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lieb ist. Uns sind manche Gerüchte über Ihre Abenteuer in diesen Provinzen bekannt, und Sie tun gut daran, mich nicht zu veranlassen, sie zu verfolgen. Da ist das Verschwinden von Jakob Chew mit allen seinen Waren, da ist Ihre sonderbare Landung von irgendwoher an diesen Küsten mit viel Geld undEdelsteinen, als Sie aufgenommen wurden von einem bermudischen Schiff, das aus Albany stammte. Glauben Sie mir, wenn ich diese Angelegenheiten ruhen lasse, so geschieht es aus Mitleid für Ihre Familie und aus Hochachtung für meinen geschätzten Freund, Lord Durrisdeer.«
    Ein Beifallsgemurmel der Leute aus der Provinz folgte.
    »Ich hätte bedenken sollen, welche Wirkung ein Titel in solch einem Nest wie diesem auslöst«, sagte der Junker weiß wie Schnee, »ganz gleich, wie ungerecht er erworben wurde. Es bleibt mir also nichts übrig, als vor der Tür des Lords zu sterben, wo meine Leiche eine liebliche Zierde sein wird.«
    »Schluß mit diesen Torheiten!« rief der Lord aus. »Du weißt sehr wohl, daß ich es nicht so meine, und daß ich nur mich selbst vor Verleumdungen und mein Haus vor deinen Angriffen sichern will. Ich biete dir die Wahl: entweder bezahle ich dir die Heimreise auf dem nächsten Schiff, damit du vielleicht deine Regierungsgeschäfte fortsetzen kannst, obgleich ich, weiß Gott, dich lieber als Raubritter sähe! Oder, wenn du das nicht willst, bleibe hier und sei mir willkommen! Ich habe die Summe festgestellt, mit der man in New York Leib und Seele zusammenhalten kann. Ich werde dir diesen Betrag wöchentlich auszahlen lassen, und wenn du dein Einkommen mit deiner Hände Arbeit nicht erhöhen kannst, so wird es höchste Zeit, daß du es lernst. Bedingung ist, daß du mit keinem Mitglied meiner Familie sprichst, außer mit mir«, fügte er hinzu.
    Ich glaube nicht, daß ich jemals einen bleicheren Mann sah als den Junker, aber er stand aufrecht, und sein Mund blieb fest.
    »Man hat mir hier höchst ungerechtfertigte Beleidigungen entgegengeschleudert«, sagte er, »die ich bestimmt nicht durch Flucht erwidern werde. Gib mir dein Almosen, ich nehme es ohne Schamgefühl an, denn das Geld gehört mir bereits wie das Hemd an deinem Leibe, und ich werde hierbleiben, bis diese Herren mich besser verstehen werden. Schon jetzt müssen sie den Pferdefuß erblicken, denn bei aller vorgetäuschten Sorge um die Ehre deiner Familie gefällt es dir, sie in meiner Person zu verletzen.«
    »Das ist alles schön gesagt«, antwortete der Lord, »aber sei versichert, daß es für uns, die wir dich seit langem kennen, nichts bedeutet. Du wählst den Ausweg, der dir die meisten Möglichkeiten zu bieten scheint. Trage alles mit Stillschweigen, wenn du kannst, das wird dir auf die Dauer mehr Nutzen bringen, wie du mir glauben kannst, als jeder Beweis der Undankbarkeit.«
    »Oh, Dankbarkeit, mein Lord!« rief der Junker mit starker Betonung, indem er den Zeigefinger hoch aufreckte. »Seien Sie beruhigt, Sie werden sie nicht entbehren. Es bleibt mir jetzt noch die Pflicht, diese Herren zu begrüßen, die wir mit unseren Familienangelegenheiten belästigt haben.«
    Und er verbeugte sich vor jedem nacheinander, rückte seinen Degen zurecht und wandte sich ab. Alle warenerstaunt über sein Benehmen, und ich nicht weniger über das des Lords.
    Wir gelangen nun zu einem anderen Abschnitt dieses Familienzwistes. Der Junker war keineswegs so hilflos, wie der Lord vermutete, denn er hatte einen treuen Diener zur Seite, der ein ausgezeichneter Künstler in allen Goldschmiedearbeiten war. Mit der Rente des Lords, die nicht so schäbig war, wie er sie beschrieben hatte, konnte das Paar sein Leben fristen, und alle Einnahmen von Secundra Daß konnten beiseitegelegt werden für irgendein zukünftiges Unternehmen. Daß das geschah, bezweifle ich nicht. Höchstwahrscheinlich war es der Plan des Junkers, eine hinreichende Summe zusammenzubringen, um dann den Schatz zu heben, den er vor langer Zeit in den Bergen vergraben hatte, und hätte er sich damit begnügt, wäre er ohne Zweifel glücklicher beraten gewesen. Aber unglückseligerweise ließ er seinem Zorn die Zügel schießen, zu seinem und unser aller Nachteil. Die öffentliche Brandmarkung bei seiner Ankunft– ich staune oft, daß er sie überleben konnte – saß ihm in den Knochen. Er war in der Stimmung eines Mannes, um ein altes Sprichwort zu gebrauchen, der sich die Nase abschneidet, um sein Gesicht zu ärgern, und er mußte sich öffentlich lächerlich machen in der Hoffnung,

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