Der Kaefig - Roman
Nägel wurden glitschig.
»Oh … Imad. Genau hier, genau hier«, flüsterte sie.
Imad gab ihr eine so heftige Ohrfeige, dass ihr ganzes Gesicht vibrierte.
»Hey!«
Er schlug sie noch einmal. Das Klatschen hallte durch den Raum. »Steh auf.«
Sie erhob sich. Ihr Gesicht war rot. Imad sah Tränen in ihren Augen.
»Was soll das? Schlägst du mich, bevor du mich fickst?«
»Mable …«
»Ich dachte, du magst mich«, schluchzte sie.
»Du musst lernen, zu gehorchen, Mable. Wenn du das begriffen hast, wirst du innere Zufriedenheit finden. Verstanden? «
»Aber ich … ich …«
»Mable. Lerne zu gehorchen. Jetzt komm mit.«
Imad ging durch das Zimmer voran. Als sie an dem Beistelltisch vorbeikamen, schnappte sich Mable das Messer.
»Nein!«
47
Amara ging durch die Dunkelheit, ihre Beine raschelten im trockenen Gras.
Sie war schon eine ganze Weile unterwegs. Zuerst war sie an Wohngebäuden vorbeigelaufen. Licht hatte aus den Fenstern geschienen, als wären sie von Fackeln erleuchtet. Aber nach einiger Zeit gab es keine Häuser mehr. Sie verließ die Stadt und erreichte eine karge Hügellandschaft.
Eher zufällig stieg sie einen der Hügel hinab und gelangte in einen Canyon. Sie erreichte ein Waldstück. Ohne anzuhalten, schlängelte sie sich zwischen den Bäumen hindurch.
Amara kannte keine Müdigkeit.
Eine uralte Bestimmung trieb sie voran.
Als sie in einiger Entfernung parallel zu einer Straße ging, hielt ein Wagen an. Die Scheinwerfer schlugen eine helle Schneise in die Dunkelheit.
Eine Gestalt sprang aus dem Auto.
Dann durchschnitt eine Männerstimme die Nachtluft. »Grace … Grace. Warte!«
Die Frau rannte auf die Bäume zu. Einen Augenblick später stiegen zwei weitere Gestalten aus dem Wagen. Ein Mann und eine zweite, jüngere Frau. Sie liefen hinter der ersten her, die bereits bis zum Waldstück gelangt war.
Amara ging weiter. Sie wusste, dass die Frau ihr folgte. Aber das spielte keine Rolle. Ihre Bestimmung trieb sie voran. Nichts würde Amara ablenken.
Nichts würde sie aufhalten.
Nichts.
Niemand.
Der Tod käme auf schnellen Flügeln zu jedem, der sich ihr in den Weg stellte.
48
»Ed, was tust du da?«
Er hob den Kopf und sah durch die Gitter zu Virginia. »Hab ich doch schon gesagt. Ich feile einen Widerhaken. Wenn dieses Schmuckstück einmal reingeht, bleibt es drin.«
»Du machst zu viel Lärm … und das Sägemehl auf dem Boden … sie werden es bemerken.«
Er stöhnte missmutig. »Hör zu, Virginia. Der Pflock ist spitz genug, aber er braucht einen Widerhaken, damit sie nicht entkommen kann.«
»Aber sie hören dich. Und sie sehen das Sägemehl, wenn sie unser Essen bringen.«
»Virginia …«
»Und wenn sie das sehen, wissen sie, was du vorhast. «
»Ich denke mir eine Ausrede aus.«
»Du wirst genauso enden wie Marco und Cardinali.«
»Okay. Lass mich mal überlegen.«
»Ed. Jeden Moment kann das Licht ausgehen, und dann …«
»Bums. Ich weiß.«
»Stell die Sägemehlschüssel so hin, dass das Sägemehl da reinfällt.«
Er errötete. Es war so naheliegend. Warum bin ich nicht darauf gekommen?
»Warum grinst du?«, fragte sie.
»Ich stell mir nur vor, wie überrascht die Schlampe sein wird, wenn sie sich darauf setzt anstatt auf meinen Schwanz.«
»Sei nicht zu optimistisch.«
Er strich mit dem Finger über den bösartig spitzen Pfahl. »Ich weiß einfach, dass es klappen wird wie im Traum.«
»Aber zunächst mal musst du aufpassen, dass sie dich nicht damit erwischen. Okay, Ed?«
»Okay.«
»Das Problem mit dem Sägemehl haben wir gelöst, aber was willst du gegen den Lärm unternehmen?«
Er warf einen Blick auf die Kante des Gitterstabs, die er als Feile benutzt hatte. Es funktionierte überraschend gut.
Aber es war verdammt laut.
Es quietschte wie ein ganzer Mäusechor, wenn er mit dem hölzernen Stuhlbein über den Stab rieb.
»Wie wäre es mit weniger Druck?«, schlug sie vor.
»Hab ich schon probiert. Dann wird kein Holz abgerieben. «
»Wie viel musst du noch abfeilen, bis der Haken fertig ist?«
Er betrachtete das Stuhlbein. Ungefähr zehn Zentimeter unterhalb der Spitze hatte er eine V-förmige Kerbe geschaffen, indem er etwa ein Viertel des Durchmessers weggefeilt hatte.
»Noch einen Zentimeter. Dann muss ich den Widerhaken anspitzen. Wenn ich ihr das Ding reingestochen habe, muss ich es schnell wieder ein Stück zurückziehen. « Er führte es vor, indem er das Stuhlbein in die Luft
stieß und nach unten riss. »Dann bohrt sich der
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