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Der Kaefig - Roman

Der Kaefig - Roman

Titel: Der Kaefig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Virginia mit dem Gesicht nach unten auf der Matratze liegen. Sie war nackt. Ihr Haar lag ausgefächert über dem Boden.
    Ed blinzelte.
    Er sah die Verletzungen.
    Mindestens ein Dutzend rot leuchtender Striemen auf den sanften Hügeln ihres Hinterns.
    Sie winselte, als sie sich bewegte.
    Zaghaft hob sie den Kopf und blickte zu Ed. In ihren Augen standen Tränen. »Wenn sich die Gelegenheit bietet, halte dich nicht zurück, Ed. Du musst der Schlampe wehtun. Tu ihr richtig weh. Hörst du?«
    Er nickte.
    Jetzt musste er einfach nur abwarten.
    Es würde bald so weit sein. Er wusste es. Spürte es in den Knochen. Endspiel.

49
    Das ist verrückt, dachte Cody. Wem zum Teufel läuft Grace hier draußen hinterher? Er zögerte kurz, ehe er weiter den bewaldeten Hügel hinaufrannte. Vielleicht war das die Lösung. Vielleicht war Grace durchgedreht. Der Zwischenfall mit dem bewaffneten Typen auf dem Parkplatz könnte sie in den Wahnsinn getrieben haben.
    »Langsamer, du Vollidiot«, keuchte Pix. »Ich kann nicht so schnell.«
    »Du hättest im Wagen bleiben sollen.«
    »Klar, um darauf zu warten, dass der nächste oralfixierte Irre vorbeigeschlendert kommt? Träum weiter, Cody, du Trottel.«
    »Sei still, Pix.« Er hielt einen Finger an die Lippen.
    »Was soll das?«
    »Pst. Ich versuche zu hören, wo deine Schwester hinläuft. «
    Cody blieb einen Moment stehen und leuchtete mit der Taschenlampe vor sich zwischen den Bäumen umher. Er lauschte auf Schritte. Wo war Grace? Sie war wie eine Rakete der seltsamen Frau hinterhergeschossen. Jetzt lief sie allein durch die Dunkelheit. Verdammt … ihr könnte alles Mögliche hier draußen zustoßen.
    Der Canyon war ein abgelegener Ort.
    Gab es hier Bären?

    Oder Hells Angels auf der Suche nach ein bisschen Spaß?
    Oder irgendwelche Hinterwäldler, denen es zu langweilig wurde, immer nur Schweine zu quälen?
    Verdammt.
    Jemand könnte sie töten.
    »Cody?«
    »Was ist?«
    »Mir gefällt’s hier nicht. Ich will zurück.«
    »Du hättest im Auto bleiben sollen.«
    »Ich will bei dir sein.«
    »Entscheide dich mal.«
    »Ich will mit dir im Auto sein.«
    »Wir müssen deine Schwester finden.« Er ließ den Blick durch den Wald schweifen. Aber er sah nur Felsen, Baumstämme und ein paar Sterne, die durch die Wipfel funkelten.
    »Cody?«
    »Was ist denn jetzt schon wieder?«
    »Nimmst du meine Hand?«
    »Nein.« Verblüfft sah er sie an.
    »Bitte.« Sie wirkte plötzlich schüchtern, fast sittsam, als sie ihm ihre Hand hinhielt.
    Er schüttelte den Kopf. »Pix, bleib einfach dicht hinter mir. Ich glaub, sie ist hier lang gegangen.« Ohne eine Antwort abzuwarten, folgte er einem Pfad zwischen den Bäumen, von dem er stark annahm, dass Grace ihn genommen hatte. Er ging schnell und blickte sich nicht um.
    Er wusste, dass Pix ihm folgte.
    Sie flüsterte: »Bitte, Cody. Nimm meine Hand … bitte … bitte …«

    Grace eilte den Trampelpfad entlang. Er schlängelte sich im Zickzack den bewaldeten Hügel hinab. Sie folgte der Gestalt mit dem langen roten Haar.
    Grace konnte sie in der Mischung aus Mondlicht und Schatten nicht richtig erkennen, aber sie war sich sicher, dass es sich um eine Frau handelte.
    Ihre Arme und Beine waren dürr, und sie sah seltsam aus. Sie bewegte sich eigenartig. Ihr Gang wirkte steif.
    Was tat eine Frau um zwei Uhr morgens in einem gottverlassenen Canyon? Sie musste in Schwierigkeiten stecken. Vielleicht flüchtete sie vor ihrem Freund, der sie misshandelte.
    Nach dem, was Grace in dieser Nacht zugestoßen war, war sie entschlossen, sich nicht zurückzulehnen und unschuldige Menschen leiden zu lassen. Die Welt durfte nicht so grausam sein. Manchmal mussten gute Menschen das Richtige tun – anderen in einer Notlage helfen.
    In einer Art Trab lief sie den steilen Abhang hinab und hielt sich dabei an herabhängenden Ästen fest. Ihre Füße wirbelten Staubwolken auf, die im Mondlicht weiß leuchteten. Manchmal verhedderten sich Zweige in ihrer Kleidung und ihrem Haar, aber sie kämpfte sich voran und befreite sich immer wieder.
    Wenn sie sich doch von den Erinnerungen an die letzten Stunden ebenfalls befreien könnte.
    Und von dem salzigen Geschmack, der ihr noch immer auf der Zunge lag.
    Vielleicht konnte sie das alles vergessen, indem sie sich voll und ganz darauf konzentrierte, dieser armen Frau zu helfen. Einmal dachte sie, Cody hätte nach ihr gerufen. Aber sie hatte keine Zeit, stehenzubleiben. Wenn
sie die Frau erst eingeholt hatte, konnte sie immer noch

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