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Der Kaefig - Roman

Der Kaefig - Roman

Titel: Der Kaefig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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war als Tags. Dafür würden sie sein Bett behalten, denn es war breiter. Ihre Kommode; seine war schon klapprig. Seine Stereoanlage; ihr CD-Player sprang zwischen den Titeln hin und her, wie es ihm gefiel. Beide Fernseher, beide Videorekorder, beide Autos. Keine der Mikrowellen (beide spielten ständig verrückt). Sie stritten im Spaß über Tags Lieblingssessel,
ein kastanienbraunes Monstrum, aus dessen zerrissenem Polster die Füllung rieselte.
    »Der kommt mir erst in die Wohnung, wenn er stubenrein ist«, sagte Susan.
    »Wir können Zeitungspapier drunterlegen.«
    »Du musst versprechen, ihm hinterherzuwischen.«
    Susan aß den letzten Bissen ihrer Rippchen und entschuldigte sich.
    »Gehst du dich schon wieder frischmachen?«, fragte Tag.
    Sie nickte. Doch anstatt zur Toilette ging sie zur Theke. Sie betrachtete die Auswahl an Zigarren in der Auslage. Wegen des romantischen Namens entschied sie sich für eine Antonio y Cleopatra .
    Zurück am Tisch überreichte sie Tag die Zigarre. »Zu deinem Kaffee«, sagte sie.
    Er drehte sie langsam zwischen den Fingern, roch anerkennend daran und blickte Susan strahlend an. »Ich glaube, wir werden gut miteinander auskommen.«
     
    Sie fuhren mit dem Aufzug in den zweiten Stock des Marina Tower. Hand in Hand gingen sie den engen Flur zu Susans Wohnung entlang.
    Eine tote Katze hing an einem Hinterbein von ihrem Türknauf herab. Aus ihrem Hals triefte Blut. Einen Kopf hatte sie nicht mehr.
    Die an Susans Tür gekritzelten Worte tropften wie nasse Farbe:
    DIESE MUSCHI HAT GESTUNKEN
DU STINKST AUCH
BALD BIST DU TOD PRINZESSCHEN

11
    So eine Schlampe! Was für eine Schlampe. Eine Oberschlampe. Wenn es eine Goldmedaille oder einen Oskar für Schlampen gäbe, hätte sie beides verdient. Er konnte kaum glauben, was er hörte.
    »Warte mal, Janey. Lass mich das klarstellen.«
    »Da gibt es nichts klarzustellen, Ed!«
    »Aber …«
    »Kein Aber, keine Entschuldigungen.«
    »Janey, ich hab sie nicht mal angefasst, glaub doch nicht, dass …«
    »Du sie gefickt hast?«
    »Ja.«
    »Du gibst es also zu?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Lügner.«
    »Hör zu, Janey, jemand hat dir Lügen aufgetischt. Ich liebe dich. Ich …«
    »Auch eine Art, das zu zeigen.«
    »Es ist wahr.«
    »Kaum dreh ich dir den Rücken zu …«
    »Janey.«
    »… fickst du meine beste Freundin.«
    »Sie hat es sich nur ausgedacht.«
    »Ja, klar.«
    »Wirklich. Hör zu, Janey, sie will uns auseinanderbringen.«

    »Warum sollte sie so was tun wollen?«
    »Weil sie eifersüchtig ist.«
    »Ja, natürlich.«
    »Sie hat immer mit dir rumgehangen. Jetzt, wo wir zusammen sind, ist sie außen vor. Das glaubt sie zumindest. «
    »Es heißt ›zusammen waren‹, Ed.«
    »Du verlässt mich also.«
    »Ah, du bist schlauer, als du aussiehst.«
    »Aber hier draußen?«
    »Genau.«
    »Ach, komm, Janey. Wir sind meilenweit von der Stadt weg.«
    »Darüber hättest du nachdenken sollen, ehe du mit Pamela rumgemacht hast.«
    »Mein Gott, ich hab doch schon gesagt, dass das nicht stimmt.«
    »Und den Leberfleck an der Innenseite deines Oberschenkels hat sie sich wohl auch ausgedacht?«
    »Verdammt, Janey. Vielleicht hat sie ihn am Pool gesehen. «
    »Klar, sie hat bestimmt mit einem Feldstecher auf deine Beine gestarrt, als du schwimmen warst.«
    »Könnte doch sein.«
    »Gar nichts kann sein, du hinterlistige Ratte.«
    »Janey?«
    »Viel Spaß beim Laufen, Ratte.«
    »Janey, das ist verrückt – du kannst mich nicht einfach hier draußen verlassen. Janey! Janey! «
    Ed Lake unterhielt sich mit einer Staubwolke. Janey trat das Gaspedal ihres offenen Geländewagens durch und war weg. Der Staub hing wie eine weiße Wolke im
Mondlicht, und alles, was Ed noch von dem Wagen sehen konnte, waren seine Rücklichter, die wie Feuerbälle den Canyon hinunterjagten.
    Na toll, großartig. Nicht nur, dass sie mich verlässt, sie lässt mich ausgerechnet hier stehen.
    »Hier« war eine karge Bergstraße fünfzehn Kilometer von zu Hause.
    Da musst du wohl ein Stückchen laufen, Eddie.
    »Nenn mich nicht Eddie«, stieß Ed schnaufend aus. »Mach, was du willst, aber nenn mich nicht Eddie.«
    Der Mond beschien den Asphalt vor ihm. Zumindest konnte er etwas sehen.
    Sein Orientierungssinn würde ihn noch vor Sonnenaufgang nach Hause führen.
    Aber, verdammt, das war eine ganz schöne Strecke.
    Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf Morgen, Eddie.
    Er machte sich auf den Weg. So kurz vor Mitternacht war es sehr still. Es fuhren

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