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Der Kaefig - Roman

Der Kaefig - Roman

Titel: Der Kaefig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Single.
    Einsam.
    Sie sehnte sich nach einem liebevollen Freund.
    Warum hatte das Leben ihr einen solchen Schicksalsschlag versetzt?
    April wünschte, sie hätte heute Nacht einen Liebhaber.
    Sie schlürfte ihre Milch und lauschte der Musik, die ihr Vater eigenhändig erschaffen hatte. Damals hatte er allein in dem Kellerstudio gearbeitet. Zuerst hatte er die Basslinie aufgenommen. Ein Rhythmus, der ein kraftvolles Fundament für die anderen Instrumente schuf. Dann spielte er akribisch die E-Gitarre und die Keyboardmelodie ein. Spur für Spur. Lied für Lied. Schließlich mischte er den Sound auf dem gewaltigen Mischpult ab.
    Erst Monate später vollendete er die Musik. Eine Symphonie aus E-Gitarren, Synthesizern und elektronischem Schlagzeug. Manchmal hörte er sich die Aufnahmen in einer solchen Lautstärke an, dass sie sich die Ohren zuhalten und das Studio verlassen musste.
    Aber das Studio war so perfekt schallisoliert, dass sie die Musik bereits nicht mehr hörte, wenn die drei aufeinanderfolgenden Türen geschlossen waren und sie in dem Korridor stand, der zur Treppe ins Erdgeschoss führte.
    Ihr Vater hatte oft Freunde eingeladen, sich die Musik anzuhören. Manchmal spielte er ein neues Stück zum ersten Mal auf der Dachterrasse vor. April war viele Male
dabei, wenn sie auf bequemen Sesseln saßen, Drinks schlürften und nach der Hitze des Tages die kühle Brise genossen. Aus dem ausgeklügelten Soundsystem lauschten sie andächtig der Musik, die an- und abschwoll und die Nachtluft mit bebenden Gitarrenklängen erfüllte.
    Danach gratulierten seine Freunde ihrem Vater. Sie konnte natürlich nie die Gesichter sehen, aber sie erkannte die Stimmen wieder. Da waren ein paar Hollywoodschauspieler, ein oder zwei Musiker von The Grateful Dead, Jefferson Starship, The Eagles und den Talking Heads. In späteren Jahren auch Mitglieder modernerer Bands wie REM, Grandaddy und Krakow.
    Sie lauschte dem verspielten Stolpern der Gitarren. Keyboardtöne wirbelten umher wie ruhelose Geister, brausten von einem Lautsprecher zum andern durch den Raum.
    Wieder überkam sie dieses Gefühl der Leere. Es war so stark, dass es sich anfühlte, als hätte sich in ihrem Inneren eine Höhle gebildet. Ein Vakuum.
    Ihre Hand lag auf der kühlen Seide ihres Rocks. Sie spürte ihren Schenkel darunter.
    Sie stellte sich vor, es wäre die Hand eines Liebhabers, die ihr Bein drückte, ehe sie sanft nach oben glitt, über ihren Bauch und ihren Hals streichelte, sie dann behutsam an seine Lippen zog.
    Aber wer soll schon eine Frau wie mich lieben? Ich bin blind. Die meisten Männer haben kein Interesse an einer blinden Frau.
    O doch, sie waren interessiert, aber nur am Sex. In den letzten Jahren hatte sie viele Liebhaber gehabt, die ein paar Wochen bei ihr geblieben waren und sie dann verlassen hatten.

    Aber gab es jemanden dort draußen hinter den Mauern, der sich verpflichten würde, sie für immer zu lieben? Sie zu heiraten?
    Sie hatte Geld. Die Tantiemen aus den Alben ihres Vaters sorgten dafür. Sie könnte Leute anstellen, die im Haus helfen würden. Sogar ein Kindermädchen, falls sie Mutter würde.
    Aber wie konnte sie in die Stadt gelangen und dort einen Mann auf sich aufmerksam machen? Wie konnte sie es erreichen, dass er sich in sie verliebte und sich um sie kümmerte?
    Sie trank die Milch aus und stellte das Glas auf den Tisch neben dem Sessel. Die Musik erfüllte den Raum. Aber sie war kein Trost mehr.
    Sie brauchte einen Freund. Jetzt sofort. Doch sie wusste, dass sie keinen Liebhaber aus der Luft heraufbeschwören konnte. Trotzdem war das Verlangen nach einem Partner nahezu überwältigend. Sie wollte laut aufschreien. Mit den Fäusten gegen die Wände hämmern. Sich selbst in die hohle Stelle in ihrem Bauch schlagen.
    Selbst der Schmerz wäre besser als diese zermürbende Leere.
    In solchen Momenten der Nacht wurde die Verzweiflung überwältigend.
    Eine Verzweiflung, die zu beschämenden Gedanken führte. Und noch beschämenderen Taten. Aber was konnte sie tun?
    Wenn doch jetzt nur ein Klopfen an der Tür ertönen würde. Und sie die Tür öffnen und einen Fremden hereinbitten könnte, der den Schmerz der Einsamkeit von ihr nehmen würde.

16
    Beckerman sah zu, wie der Strahl der Taschenlampe durch den halbdunklen Raum wanderte und an zwei bleichen Beinen hinaufglitt. Das Mädel hielt eine Hand über ihren Schritt. Eine ihrer Titten fehlte, als hätte jemand sie mit einem Beil abgehackt, ehe er das Gleiche mit ihrer Nase

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