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Der Kaefig - Roman

Der Kaefig - Roman

Titel: Der Kaefig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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mich geschlagen und das arme kleine Kätzchen getötet und an meine Türklinke gehängt hat.« Sie schluckte. Ihr Gesicht war unbewegt, aber die Augen füllten sich mit Tränen. »Und jetzt sind da drin zwei tote Männer, die ich noch nicht mal kenne, und ich muss da reingehen … ich muss es … obwohl es das Letzte ist, was ich tun will. Ich will einfach nicht. «
    Jetzt verlor sie die Beherrschung. Sie warf sich Tag in die Arme, umklammerte ihn fest und weinte wie ein verlorengegangenes Kind.
    Er hielt sie fest. »Es wird schon wieder, Susan«, sagte er besänftigend. »Bitte weine nicht. Alles kommt in Ordnung. Das wird schon wieder, glaub mir.«

21
    »Also, wie lange bist du schon hier?«
    »Hört der Typ nie auf, Fragen zu stellen?«, beschwerte sich Marco.
    Ed Lake hockte auf der Schaumstoffmatratze in der Mitte seines Käfigs. Er hatte mit Virginia geredet, aber Marco warf seine Kommentare dazwischen. Virginia saß in ihre Decke gehüllt mit dem Gesicht zu Ed. Marco lag auf dem Rücken, und seine überkreuzten Füße ruhten ein Stück höher auf einem horizontalen Gitterstab.
    »Wie lange?« Virginia zuckte die Achseln. »Schwer zu sagen.«
    »Tage? Wochen?«
    »Wochen, glaub ich.«
    »Und du, Marco?«
    »Schon immer. Ich bin schon immer hier.«
    »Schon immer?«
    »So fühlt es sich jedenfalls an.«
    Virginia nickte. »Man weiß hier drin nicht mal, ob Tag oder Nacht ist. Wir vermuten, dass das Licht immer ungefähr sechs Stunden lang brennt und dann vier Stunden ausgeschaltet ist. Es ist ein absolut künstlicher Tag-Nacht-Zyklus. «
    Marco lachte. »Wenn wir nicht so harte Typen wären, würde uns das fertigmachen.«

    Ed rieb sich das Kinn. »Wie seid ihr hier reingekommen? «
    »Ich weiß es nicht«, sagte Marco.
    »Du musst dich doch an irgendwas erinnern.«
    »Nein. Man könnte sagen, dass ich keinen festen Wohnsitz hatte. Ich bin durch die Gegend gezogen. Eine Zeit lang hab ich bei einer Frau in der Nähe des Strands gewohnt, bis sie mich rausgeworfen hat. Dann hab ich auf einer Bank vor einem Einkaufszentrum gepennt.«
    »Das war bestimmt nicht leicht, oder?«
    »Ich hab dafür gesorgt, dass ich immer entspannt war. Als die Frau mich rausgeworfen hat, hab ich ihren Grasvorrat mitgenommen. Ich war jede Nacht stoned. Die Stunden zogen vorbei wie eine Sommerbrise.«
    »Und dann?«
    »Eines Nachts hab ich mich auf meiner Bank schlafen gelegt. Als ich wieder aufgewacht bin, war ich hier im Zoo. Jemand hat mir eins übergezogen, während ich schlief. So einfach war das.«
    Ed sah zu Virginia. »Und bei dir?«
    »Es klingt so dumm.« Sie wirkte beschämt.
    »Bestimmt nicht dümmer, als ich mir vorkomme.« Ed lächelte. Er dachte daran, wie er mitten in der Wildnis von Janey sitzengelassen wurde.
    »Ich war auf einer Party«, sagte Virginia. »Hab zu viel getrunken und bin dann zu Fuß nach Hause gegangen. «
    »Das war wirklich dumm.«
    »Kann man wohl sagen. Aber ich habe gleich am Ende der Straße gewohnt. Ein Fußweg von höchstens drei Minuten. Ich bin also allein mitten in der Nacht durch diese ruhige Gegend gelaufen und dann – zack.«

    »Ein Schlag auf den Kopf.« Ed betastete sein immer noch verklebtes Haar.
    »Nein, ein Betäubungsgewehr, glaub ich. Ich habe niemanden gesehen, nur einen Ruck gespürt, als hätte mir jemand ins Kreuz getreten.« Sie zuckte die Schultern. »Dann bin ich hier aufgewacht, mit Marco als meinem Nachbarn.«
    »Und seitdem sind wir unzertrennlich.«
    »Ja, unzertrennlich«, sagte sie, ohne zu lächeln.
    Ed blickte durch den Raum. »Und ihr habt nie irgendwelche Geräusche von draußen gehört? Etwas, woraus man schließen könnte, wo wir sind?«
    »Sieh dir mal die weißen Platten an den Wänden an.« Marco zeigte mit dem nackten Zeh darauf.
    »Schallisoliert«, fügte Virginia hinzu.
    »Ja.« Marco kicherte. »Hier kann dich niemand schreien hören.«
    »Das ist nicht lustig.«
    »Doch. Erinnerst du dich an George? Dieser Typ, der sich immer fast bepisst hat vor Lachen?«
    Ed hob den Kopf. »George?«
    »Ein ehemaliger Mitbewohner.«
    Ed blickte zu Virginia. »Gab es hier noch andere?«
    »Einige.«
    »Was ist aus ihnen geworden?«
    Marco wackelte mit seinen Zehen. »Sie kommen … und sie gehen.«
    »Mein Gott.«
    »Deshalb ist es am besten, wenn man ihr Spiel mitspielt«, sagte Virginia bedeutungsvoll. »Sie befehlen, du gehorchst. Verstehst du?«
    Ed konnte immer noch nicht fassen, dass sie es einfach
so hinnahmen. Sie waren so verdammt passiv, als wäre ihr

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