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Der Kaefig - Roman

Der Kaefig - Roman

Titel: Der Kaefig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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ihre Brüste tanzten, während sie rannte.
    Dann versteckte sie sich und schlug den Gangster mit einem Blumentopf bewusstlos.
    Ziemlich albern, aber Imad genoss den Anblick der Frau und war enttäuscht, dass die Sendung schon zu Ende ging.
    Ein stirnrunzelnder weißhaariger Mann tauchte auf dem Bildschirm auf. »In wenigen Minuten, bei Eyewitness News um elf Uhr, werden wir von einer wundersamen Rettung auf See, dem neusten Vorschlag des Präsidenten zur Energiepolitik und einem bizarren Doppelmord in einem unserer Museen berichten. Das und noch mehr erfahren sie von Bonnie, Lenny und mir nach einer kurzen Werbepause.«
    Imad sah sich den Beitrag über das Museum an. Die Polizisten hinter der Tatortabsperrung, Spurensicherer in weißen Overalls. Bilder des Callahan-Raums. Eine Nahaufnahme des leeren Mumiensargs. Dann ging Imad nach unten zum Tresor. Er öffnete ihn. Nahm das kleine schwarze Notizbuch heraus.
    Er warf einen Blick auf die Titelseite und erschauderte.
    Die Memoiren des Robert Callahan.

    Die Memoiren des Robert Callahan
    DER SCHRECKLICHE STURZ
    Obwohl ich aus Gründen, die schon bald offensichtlich werden, zu verhindern wünsche, dass meine Betätigung in Ägypten in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerät, sehe ich mich gezwungen, die außergewöhnlichen Ereignisse im Zusammenhang mit der Entdeckung der Mumie, Amara, aufzuzeichnen. Ich werde Vorkehrungen treffen, damit diese Seiten Zeit meines Lebens und des Lebens meiner geliebten Frau Sarah verborgen bleiben. Wenn nun andere als meine eigenen Augen dieses Manuskript lesen, ist zu vermuten, dass wir beide das Zeitliche gesegnet haben. Die Enthüllung meiner Aktivitäten kann uns jetzt keinen Schaden mehr zufügen und dazu dienen, weitere Tragödien zu verhindern.
    Im Jahre 1926 reiste mein Vater mit mir nach Ägypten, um den berühmtem Howard Carter, der kürzlich das Grab des Kindkönigs Tutanchamun freigelegt hatte, fachkundig zu unterstützen.
    Wir trafen Mr. Carter in Luxor. Er hieß meinen Vater herzlich willkommen, da sie schon vor einigen Jahren gemeinsam mit Theodore Davis am Grab von Mentuhotep I. gearbeitet hatten. Von meiner Anwesenheit war er jedoch nicht besonders begeistert. Er musste gespürt haben, dass mein jugendliches Alter, unabhängig davon, wie vernünftig meine Einstellung zur Arbeit war, ein Hindernis darstellte. Es freut mich, festhalten zu können, dass sich seine Haltung in dieser Angelegenheit änderte, als er sah, wie ich meinem Vater bei den komplizierten Feinheiten seiner Arbeit zur Hand ging. Meine
zahlreichen genauen Aufzeichnungen verschafften mir schon bald Mr. Carters Respekt.
    Es war jedoch meine Tapferkeit, durch die ich den Respekt des jungen Ägypters Maged erwarb. Wir begegneten uns in einer Dezembernacht. Ich litt unter der drückenden Hitze und schlenderte außerhalb unseres Lagers umher, in der Hoffnung, eine verirrte kühle Brise abzubekommen. Ich sehnte mich nach den Wintern meiner Kindheit in Wisconsin: mit dem Schlitten einen Abhang hinabzufahren, ein kalter Wind, der mir ins Gesicht bläst, wehende Schneeflocken, die Nacht erleuchtet vom Vollmond! Die Trübsal hätte mir beinahe die Tränen in die Augen getrieben, als plötzlich ein Hilfeschrei in mein Bewusstsein drang.
    Da ich nie zu denen gehörte, die angesichts einer kritischen Situation die Flucht ergreifen, eilte ich voran und entdeckte ein halbes Dutzend Jugendlicher, die dabei waren, einen jungen Mann bewusstlos zu prügeln. Ich griff an. In der darauffolgenden kurzen Schlägerei versetzte ich den Rabauken einige empfindliche Hiebe, so dass sie ihr Heil in der Flucht suchten.
    Maged stellte sich in passablem Englisch vor. (Ich erfuhr, dass sein Vater während des Ersten Weltkriegs bei den britischen Truppen gedient hatte.) Er brachte seinen Dank zum Ausdruck und bot mir seine Freundschaft an.
    Zuerst erklärte er, dass die Jugendlichen über ihn hergefallen seien, um ihn auszurauben. Nachdem sich unsere Freundschaft verfestigt hatte, vertraute er sich mir schließlich an. Offenbar war Maged kein unschuldiges Opfer, sondern hatte der Schwester eines der Jungen einen unsittlichen Antrag gemacht. Als sie ihn zurückwies, zeigte er seinen Missmut, indem er auf die Türschwelle des Hauses der Familie defäkierte. Es war also kein Wunder, dass der Bruder und einige seiner Kameraden gewalttätig reagierten.

    Im Laufe der Wochen erwies sich Maged als unersetzlicher Gefährte. Der kleine Ägypter führte mich durch die Nacht. Wir fanden seine Feinde.

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