Der Kaffeehaendler - Roman
benötigen keine Lektion in Sachen Etikette«, erklärte Parido sanft. »Sie sind hier, um unsere Fragen zu beantworten.«
»Senhor Parido hat Recht«, verkündete Gideon Carvoeiro, ein anderer Parnass . »Es stimmt, diese beiden Männer haben Auseinandersetzungen gehabt, aber das heißt nichts. Wir können nicht einen Mann vorladen und die Wahl der Fragen ihm überlassen. Wir wünschen eine Aufklärung.«
Parido machte den halbherzigen Versuch, ein Lächeln zu unterdrücken. »Genau. Sie müssen uns von Ihrem neuesten Vorhaben berichten.«
Das war es also. Parido hatte Miguels Freundschaft gesucht, um seine Pläne bezüglich des Kaffeehandels in Erfahrung zu bringen. Als das nicht geklappt hatte, hatte er seine Position beim Ma’amad geschickt genutzt, nicht um Miguels Exkommunikation zu erwirken, sondern um mehr über seine Geschäfte herauszufinden. Nun glaubte Parido gewiss, dass Miguel seine Geheimnisse preisgeben würde, denn Widerstand gegen den Ältestenrat gehörte zu den schwersten Verbrechen. Parido hatte ihn raffiniert in die Falle gelockt.
Aber Miguel ließ sich nicht so einfach unterkriegen; ein Jude aus Salonika war niemals ein so guter Ränkeschmied wie ein ehemaliger Converso . Miguel meinte, Parido in Sachen Verschlagenheit noch einiges beibringen zu können.
»Senhores«, begann er, nachdem er sich für die Formulierung seiner Antwort einen Moment Zeit genommen hatte, »ich hoffe, Sie berücksichtigen, dass es einem Geschäftsmann nicht immer freisteht, auf Fragen zu antworten, die seine Angelegenheiten betreffen. Ich habe Vereinbarungen mit anderen
Kaufleuten, die auf mein Schweigen angewiesen sind. Ich muss Ihnen nicht erklären, welche Rolle Gerüchte an der Börse spielen, und wie wichtig es ist, manche Vorgänge geheim zu halten.«
»Geheimhaltung ist ein Luxus, auf den Sie zurzeit keinen Anspruch haben«, sagte Parido. »Das Bedürfnis des Ma’amad, die Nation zu schützen, hat Vorrang.«
Miguel schluckte angestrengt. Er konnte sich ruinieren, wenn er mit zu viel Arroganz sprach, mit dem richtigen Ton dagegen würde er den Sieg davontragen. »Dann muss ich mich mit allem Respekt weigern zu antworten, Senhores.«
»Ich muss Sie daran erinnern, dass unser Volk kein größeres Verbrechen kennt als die Weigerung, mit dem Ma’amad zu kooperieren. Jedes geschäftliche Vorhaben, das Sie planen, sei es gesetzmäßig oder nicht, wird erschwert, wenn Sie sich die Feindschaft unserer Nation zuziehen«, sagte Desinea.
»Senhores«, wiederholte er in bemüht bescheidenem und respektvollem Ton, denn alles hing von ihrer Reaktion auf das, was er jetzt sagte, ab. »Ich bitte Sie zu überlegen, was Sie da von mir verlangen – Sie fordern Antworten ohne Rücksicht auf ihre Kosten. In diesem Raum ist keiner, der nicht einen Verwandten oder Freund hat, der von der Inquisition in Portugal vernichtet wurde. Dieser Ältestenrat wurde in der Hoffnung gegründet, dass unser Volk solche Schrecken nie wieder erleiden muss, aber ich fürchte, dass wir unserem Feind womöglich zu ähnlich geworden sind.«
Ben Yerushalieem schlug mit der Handfläche auf den Tisch. »Ich rate Ihnen nachzudenken, bevor Sie weitersprechen.« An seinem Hals traten Adern hervor. »Sie wagen es, diesen Rat mit der Inquisition zu vergleichen?«
»Ich weise nur darauf hin, dass wir die Kosten einer Befragung erwägen sollten, und ob die Antworten den Preis der Fragen wert sind.«
»Vor allem, wenn Sie die Kosten zu tragen haben«, spöttelte Parido.
Der Rat lachte, da Paridos Bemerkung die Spannung gemindert hatte, aber Miguel biss frustriert die Zähne zusammen. »Ja«, schoss er zurück. »Vor allem, wenn ich sie zu tragen habe. Dieser Ältestenrat ist dazu da, für das Wohlergehen der Nation zu sorgen. Er wünscht nichts so sehr, wie dass unser Volk blüht und gedeiht. Dieses Volk besteht jedoch aus vielen Menschen, und ich halte es für falsch, dass Sie einen davon auffordern, sein Wohlergehen zu opfern, um die Neugier der Gemeinde zu befriedigen. Muss ich meine Pläne preisgeben, wie ich vielleicht einen kleinen Teil meines Vermögens zurückgewinne, nur damit Sie wissen, dass ich nichts Böses getan habe? Sie können mir nichts vorwerfen. Mich zu zwingen, meine Geschäftsinteressen zu enthüllen, nur damit Sie erfahren, ob sie sich vielleicht als gefährlich für die Gemeinde erweisen, ist eine Ungerechtigkeit.«
Einen Moment lang sprach niemand. Parido öffnete den Mund, merkte aber, dass Miguels bewegte Rede die
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