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Der Kaffeehaendler - Roman

Der Kaffeehaendler - Roman

Titel: Der Kaffeehaendler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Liss Almuth Carstens
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Weg räume.«
    »Ich glaube nicht, dass Sie sie aus dem Weg räumen werden.« Sie schüttelte bedächtig den Kopf. Mit ihrem gesenkten Haupt und den herabhängenden Haaren sah sie aus wie eine traurige Madonna auf einem Gemälde. Dann hob sie den Blick und grinste. »Ich glaube nicht, dass Sie sie aus dem Weg räumen werden«, wiederholte sie, »weil ich , die alberne Frau, eine Lösung gefunden habe.«
    Zu viel schon war an einem Tag geschehen, und Miguels Kopf hatte angefangen zu schmerzen. Er legte eine Hand auf seine Stirn. »Ich verstehe Sie nicht«, stöhnte er.
    »Hätte ich Sie nicht so sehr ins Herz geschlossen, würde ich weitere fünf Prozent dafür fordern, dass ich Ihre Arbeit tue, aber da ich Sie gern habe, lassen wir es dabei bewenden. Sagt man nicht, der gute Bauer macht seinen eigenen Regen? Während Sie also mit Ihrem dummen Ältestenrat Katz und Maus gespielt haben, habe ich allein einen Mittelsmann gefunden, der für uns in Iberien arbeiten wird.«
    »Sie? Sie haben einen Mittelsmann in die bösartigste Nation auf Erden entsandt? Wo haben Sie diesen Menschen aufgetrieben? Wie können wir sicher sein, dass er uns nicht verrät?«
    »Sie brauchen keine Angst zu haben.« Sie sog mit offensichtlicher Befriedigung an ihrer Pfeife. »Ich habe ihn durch meinen Anwalt in Antwerpen gefunden, einer Stadt, die, wie Sie wissen, nach wie vor viele Bindungen an Spanien hat. Mir wurde versichert, dass ich ihm mein Leben anvertrauen könne.«
    »Ihr Leben ist nicht in Gefahr, aber hoffen Sie lieber, dass Sie ihm Ihren Reichtum anvertrauen können. Falls die Inquisition argwöhnt, dass er Mittelsmann eines Juden ist, wird er gefoltert, bis er alles zugibt.«

    »Das ist ja das Schöne daran. Er hat keine Ahnung, dass er für einen Juden arbeitet, nur, dass er für eine entzückende Amsterdamer Witwe tätig ist. Er kann nicht verraten, was er nicht weiß, und seine Schritte werden keinen Verdacht erregen, weil er nach eigenem Dafürhalten nichts tut, was beachtenswert wäre.«
    Sie hatte diesen Plan unbekümmert und ohne seine Hilfe ausgeführt, und er konnte keinen Fehler daran entdecken. Noch vor einem Moment hatte er seine Verbindung zu ihr bereut, aber nun wurde ihm abermals bewusst, warum er diese ungewöhnliche Frau so schätzte.
    »Sie vertrauen diesem Mann?«
    »Ich habe ihn nie gesehen, aber ich traue meinem Anwalt, und er meint, wir könnten uns auf ihn verlassen.«
    »Und was für Anweisungen hat er?«
    »Dieselben, die Sie den anderen gegeben haben.« Sie leckte sich langsam die Lippen, als wäre sie in Gedanken versunken. »Sich in Lissabon, Oporto und Madrid Mittelsmänner zu sichern – Männer, die unsere Befehle peinlich genau ausführen, obgleich es in diesem Fall nur meine Befehle sein werden. Diese Mittelsmänner warten auf meine Instruktionen und tätigen dann an den jeweiligen Orten zu einem bestimmten Zeitpunkt ihre Käufe.« Sie musterte Miguels Gesicht und versuchte, seine Stimmung zu deuten. »Sie können keine Einwände haben.«
    Er konnte keine Einwände haben. Und trotzdem hatte er irgendwie welche. »Natürlich nicht. Ich bin bloß überrascht. Wir hatten besprochen, dass ich einen Plan entwickle.«
    Geertruid legte eine Hand auf die seine. »Fühlen Sie sich nicht entmannt«, sagte sie leise. »Ich versichere Ihnen, dass ich Sie nach wie vor für großartig halte, aber es ergab sich eine Gelegenheit, die ich nutzen musste.«
    Er nickte. »Sie hatten Recht damit.« Er fuhr fort zu nicken.
»Ja, das ist alles sehr gut so.« Vielleicht hatte er zu heftig reagiert. Was spielte es für eine Rolle, woher der Mittelsmann kam? Bei all ihren Fehlern war Geertruid keine Närrin. Miguel seufzte, atmete den Rauch des billigen Tabaks ein und kostete ihn aus, als ob er Parfüm wäre. Plötzlich schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf, und er stellte sich kerzengerade hin. »Ist Ihnen klar, was uns gerade passiert ist?«
    »Was ist passiert?«, fragte Geertruid. Sie räkelte sich träge auf der Bank wie eine befriedigte Hure, die darauf wartet, bezahlt zu werden.
    »Wir hatten ein Hindernis vor uns, das Einzige, was zwischen uns und unserem Reichtum stand, und wir haben dieses Hindernis soeben aus dem Weg geräumt.«
    Geertruid blinzelte. »Wir müssen noch dafür sorgen, dass unsere Mittelsmänner vor Ort nach unserem Geheiß handeln«, sagte sie, als hätte sie gar nicht verstanden, was er eigentlich meinte.
    »Eine reine Formalität«, beruhigte Miguel sie. »Die Börsenbank könnte uns

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