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Der Kaffeehaendler - Roman

Der Kaffeehaendler - Roman

Titel: Der Kaffeehaendler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Liss Almuth Carstens
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Hoffnung, Geertruid zu treffen. Er eilte hin und fand den dicken Wirt Crispijn in der spärlich besuchten Schenke vor, wo er hinter der Theke auf einem Hocker saß, Biersuppe schlürfte und sie mit einem überflüssigen Humpen Bier hinunterspülte.
    »Guten Morgen, Crispijn«, rief Miguel fröhlich, als ob sie alte Freunde wären. »Wie geht es Ihnen heute?«

    »Wer um alles in der Welt sind Sie?« Crispijn musterte Miguel einen Moment, verlor dann das Interesse und widmete sich erneut der Suppenschüssel.
    »Wir haben uns vor Wochen kennen gelernt«, erläuterte Miguel, der versuchte, seine Munterkeit beizubehalten. »Ich war mit Geertruid Damhuis hier.«
    Crispijn runzelte die Stirn. »Tatsächlich?« Unerklärlicherweise spuckte er in seine eigene Suppe. »Nun, mit dem Satansbraten will ich möglichst nichts mehr zu tun haben.«
    »Lassen Sie uns höflich bleiben.« Miguel trat einen Schritt vor. »Ich weiß nicht, was zwischen Ihnen vorgefallen ist, aber ich muss Kontakt zu Madame Damhuis aufnehmen, und ich dachte, Sie wüssten vielleicht, wo ich Sie finde.«
    »Woher soll ich wissen, wie man mit dieser Wölfin Kontakt aufnimmt? Ich habe gehört, sie ist in den Süden gereist. Das ist zwar nicht so gut, als wäre sie zur Hölle gefahren, aber es soll mir fürs Erste reichen.«
    »Lassen wir die Differenzen beiseite«, drängte Miguel, »schließlich sind Sie verwandt.«
    Crispijn lachte so heftig, dass sein massiger Körper wogte. »Wir sind nicht verwandt, und das ist auch gut so. Aus meinem Arsch kommen jeden Morgen bessere Verwandte.«
    Miguel legte Zeigefinger und Daumen an die Stirn. »Sie sind nicht ihr Vetter?«
    Ein weiteres Lachen, diesmal aber nicht so dröhnend. Der Wirt zeigte jetzt so etwas wie Mitgefühl. »Sie scheinen verwirrt zu sein. Ich weiß weder was von meinem Vater noch von meiner Mutter. Ich habe keinen Angehörigen auf der Welt, den ich mein Eigen nennen kann, und auch keine Basen. Vielleicht wäre sie netter zu einem Mann, der mit ihr verwandt ist, doch das Glück habe ich nicht.«
    Mehr als einmal hatte sie Crispijn als ihren Vetter bezeichnet. Womöglich war der Begriff ein neuer Ausdruck, den sie
großzügig gebrauchte. Es spielte eigentlich keine Rolle, und Miguel fehlte die Energie, das Durcheinander zu ordnen.
    Er könnte es wieder bei Hendrick versuchen. Der Holländer hatte behauptet, dass er Geertruid jederzeit erreichen konnte, wenn er auch nicht verraten wollte, wie. »Wissen Sie, wo ich ihren Begleiter finden kann?«, fragte er.
    »Hendrick? Vor dem sollten Sie lieber weglaufen, als ihn zu suchen«, sagte der Wirt. »Ich verstehe Sie nicht, Freund. Sie sind doch kein Raufbold, der mit Leuten wie Hendrick Umgang pflegt, und Sie scheinen nicht zu begreifen, dass Sie sich in Gefahr begeben. Was wollen Sie denn von solchem Abschaum?«
    »Ich habe schon früher mit Hendrick zu tun gehabt. Wissen Sie, wo ich ihn finden kann, oder nicht?«
    Crispijn zuckte schwerfällig die Achseln.
    Miguel wusste, was das bedeutete, obgleich ihm in seiner jetzigen Stimmung eine direkte Forderung lieber gewesen wäre. Er reichte dem Schankwirt einen halben Gulden.
    Crispijn lächelte. »Ich habe gehört, dass er im Lahmen Gaul des Spaniers, einer Tanzdiele am anderen Ende der Warmoesstraat, etwas vorhat. Da ist er am frühen Abend. Und so wie ich Hendrick kenne, leider besser, als mir lieb ist, wird er auch schnell wieder draußen sein. Sie sollten da sein, wenn die Turmuhr sieben schlägt, glaube ich. Dann erwischen Sie ihn vielleicht, obgleich es wohl besser wäre, Sie täten es nicht.«
    Miguel murmelte seinen Dank und trat ins Freie. Leider war es bereits zu spät für einen Besuch der Börse. Er hasste nichts mehr, als einen ganzen Geschäftstag verloren zu haben. Verdammt sei die Ostindische Kompanie, fluchte er lautlos. Gab es denn kein anderes Schiff, das sie hätten umleiten können? Dann wäre sein Kaffee jetzt unterwegs, und er hätte Joachim nicht niedergeschlagen.
    Da er nichts weiter zu erledigen hatte, aber nicht gesehen
werden wollte, vor allem nicht von Joachim, kehrte Miguel bei einem Buchhändler ein und erstand auf Kredit einige Heftchen – und aus einer Laune heraus ein Buch, das in einfachstem Portugiesisch über die Grundlagen der heiligen Gebote berichtete. Er wollte es Hannah schenken. Sie konnte nicht lesen, doch vielleicht lernte sie es irgendwann.
    Nachdem er den Tag in Wirtshäusern zugebracht und seine Verbrechergeschichten gelesen hatte, befolgte er Crispijns Rat und

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