Der Kaffeehaendler - Roman
zum Schlechteren gewendet hätten. Ich gestehe, dass ich nur hören wollte, was er mir anbot. Doch er hat mir gar nichts angeboten. Er sagte, wenn das so sei, dann hätte er gern, dass ich das Darlehen zurückzahle, und damit wäre dann alles vergessen. Ich erwiderte, ich könne das Darlehen nicht zurückzahlen, und er fing an, mir mit dem Rasphuis zu drohen. Er kenne Männer im Rathaus, sagte er, die mich ohne Grund oder Bedauern einsperren und vielleicht auch noch fragen würden, warum ich nach meiner letzten Inhaftierung so schnell entlassen wurde. Ich hatte nicht den Wunsch, in jenes Verlies zurückzukehren, das kann ich Ihnen sagen.«
»Weiter.«
»Also tue ich eine Weile, was er mir sagt, aber die ganze Zeit über denke ich nach, was ich für mich selbst tun könnte, was, wie sich erweist, viel mit dem zu tun hat, was ich für Sie tun kann. Mir gefiel der kleine Schwindel, den Sie für ihn parat hatten, doch er glaubte ihn nicht. Als ich ihm erzählte, was Sie mir gesagt hatten, meinte er, von allen Conversos , die er kenne, eigneten Sie sich am besten zum Lügner.«
Miguel sagte nichts.
Joachim rieb sich mit dem Ärmel über die Nase. »Jedenfalls war ich im Stande, mir einiges zusammenzureimen. Sie kennen jemanden namens Nunes, der mit Waren aus Ostindien handelt?«
Miguel nickte und glaubte zum ersten Mal wirklich daran, dass Joachim womöglich Informationen von Bedeutung hatte.
»Dieser Nunes arbeitet für Parido. Es gibt da etwas, das mit einer Schiffsladung Kaffee zu tun hat, ein Getränk, das ich übrigens einmal probiert habe, aber wegen seines Geschmacks nach Pisse verabscheue.«
Nunes arbeitete für Parido? Wie konnte das sein? Warum sollte sein Freund ihn hintergehen?
»Was ist mit der Ladung?« Miguel sprach so leise, dass er sich selbst kaum hörte.
»Nunes hat Sie belogen – Ihnen erzählt er, eine Ladung komme verspätet, sei nie an Bord genommen worden, irgendeinen Unsinn, den er erfunden hat -, doch das stimmt alles nicht. Sie haben das Schiff gewechselt, und die Fracht ist jetzt auf einem namens Sea Lily, das, nächste Woche eintrifft. Viel mehr weiß ich nicht, nur, dass Parido nicht will, dass Sie davon erfahren, und dass er etwas mit den Preisen deichseln will.«
Miguel begann, auf und ab zu gehen, wobei ihm nicht bewusst war, dass Joachim ihn anstarrte. Parido und Nunes machten gemeinsame Sache! Er hätte nie geglaubt, dass Nunes ein solcher Verräter war, aber es erklärte eine Menge. Wenn Nunes Paridos Handlanger war, hatte er ihm natürlich von Miguels geplantem Kauf berichtet. Daraufhin hatte Parido angefangen, Pläne auszuhecken, wie er Miguel ruinieren und gleichzeitig selbst Geld verdienen konnte. Doch Parido wusste nur über den Kaffee Bescheid, und dass Miguel darauf gesetzt hatte, dass der Preis fiel. Vielleicht wusste er nichts von dem Vorhaben, ein Monopol aufzubauen. Das genaue Ausmaß des
Komplotts kannte er nicht, aber Miguel wusste eines: Falls Geertruid ebenfalls für Parido arbeitete, hatte sie dem Parnass nicht alles erzählt, was sie wusste.
»Sie haben mir gegenüber einmal Geertruid Damhuis erwähnt. Arbeitet sie für Parido?«, erkundigte sich Miguel in der Hoffnung, endlich eine Antwort auf diese Frage zu bekommen.
»Sie täten gut daran, sich von ihr fern zu halten.«
»Was wissen Sie über sie?«
»Nur, dass sie eine Diebin und eine Gaunerin ist, sie und ihr Begleiter dazu.«
»Das weiß ich bereits. Was hat Parido mit ihr zu schaffen?«
Joachim kniff die Augen zusammen. »Nichts, so viel ich weiß. Zwei solche Schakale haben nichts im selben Rudel zu suchen. Ich habe ihn lediglich sagen hören, dass er über Ihre Zusammenarbeit mit ihr Bescheid weiß.«
Miguel nahm wieder Platz. Wenn Geertruid nicht für Parido arbeitete, wie sah dann ihr Plan aus, und warum war es notwendig gewesen, sich seine Freundschaft zu erschleichen? Vielleicht kannte Joachim nicht alle Geheimnisse von Parido. Womöglich hatte er sie angeheuert und dann gemerkt, dass sie ihn ebenso betrogen hatte wie Miguel. Er konnte sich keinen Reim darauf machen, doch bestenfalls hatte Parido nur eine verschwommene Vorstellung von seinen Plänen mit Geertruid. »Was ist mit meinem Bruder?«, fragte Miguel schließlich; er platzte damit heraus, noch ehe ihm seine eigene Absicht klar war.
»Ihrem Bruder?«
»Ja. Was wissen Sie über seine Beziehung zu Parido? Haben Sie ihn den Namen Daniel Lienzo nennen hören?«
Joachim schüttelte den Kopf. »Was für eine traurige Angelegenheit,
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