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Der Kaffeehaendler - Roman

Der Kaffeehaendler - Roman

Titel: Der Kaffeehaendler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Liss Almuth Carstens
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erziele, aber ich kann den Betrag aufbringen, ohne mich zu ruinieren.«
    »Soll ich in dieser Angelegenheit als Makler für Sie tätig werden?«
    Sie klatschte in die Hände. »Ich wäre entzückt darüber. Das würde mir eine große Last von den Schultern nehmen.« Dann kniff sie die Augen zusammen. »Allerdings frage ich mich, ob es gut wäre. Ich weiß, dass Sie den bösen Ältestenrat fürchten. Wollen Sie unsere Partnerschaft in aller Öffentlichkeit bekannt machen?«
    »Der Ältestenrat ist nicht böse, nur übereifrig, doch ich verstehe, worauf Sie hinauswollen. Haben Sie andere Männer, an die Sie sich wenden können?«
    »Ich werde mich um alles kümmern.« Geertruid legte den Kopf in den Nacken, schaute hinauf zur Decke und wandte sich dann Miguel zu. »Es muss der Wille Gottes gewesen sein, der uns zusammengeführt hat, Senhor. Ich habe großen Respekt vor Ihnen.«

    »Bald wird die Welt großen Respekt vor uns beiden haben«, sagte er.
     
    Miguels Plan erschien ihm so simpel; er konnte nicht glauben, dass niemand vorher daran gedacht hatte. Natürlich erforderte er gewisse Voraussetzungen. Man musste zum richtigen Zeitpunkt tätig werden, und dies war, das wusste er mit Sicherheit, der richtige Zeitpunkt für Kaffee.
    Zunächst würde Miguel eine große Ladung Kaffee nach Amsterdam bringen lassen – eine so große Ladung, dass sie den Markt überschwemmte, der noch sehr klein und spezialisiert war -, neunzig Tonnen in diesem Fall. Keiner würde von dieser Fracht wissen. Der erste Schritt, Geld zu verdienen, würde also auf einem Überraschungseffekt beruhen. Um sich sein Geheimnis zunutze zu machen, würde Miguel eine große Anzahl von Verkaufsoptionen erwerben, die ihm das Recht garantierten, zum vorher festgesetzten Preis von ungefähr 33 Gulden pro Tonne zu verkaufen.
    Wenn sich die Nachricht von der Schiffsladung verbreitete, würde der Kaffeepreis sinken und Miguel mit der Preisdifferenz, die sich aus den Optionen ergab, einen netten Profit einstreichen, aber dieser Profit sollte seinen Appetit nur anregen, ein unbedeutender erster Gang des Festmahls sein. Unterdessen würden er und Geertruid Mittelsmänner angeheuert haben, die an den wichtigsten Warenbörsen Europas mitboten: Hamburg, London, Madrid, Lissabon, Marseille und etliche andere, die er sorgfältig auswählen würde. Jeder Mittelsmann würde seine eigene Aufgabe kennen, jedoch nicht wissen, dass er Teil eines größeren Plans war.
    Ein paar Wochen nach Ankunft der Ladung in Amsterdam, wenn auch das übrige Europa erfahren hatte, dass der Kaffeemarkt überschwemmt und der Preis mittlerweile an jeder Börse gefallen war, würden diese Mittelsmänner in Aktion
treten. Sie würden sämtlichen auf dem Markt verfügbaren Kaffee zu seinem künstlich gesenkten Preis kaufen. Sie sollten also gleichzeitig agieren – dieser Teil seines Vorhabens war so brillant, dass Miguel bei dem bloßen Gedanken daran seine Blase entleeren musste. Falls in London bekannt wurde, dass jemand in Amsterdam allen Kaffee aufkaufen wollte, würde der Preis in London ins Unermessliche steigen und den Kauf unrentabel machen. Daher war es die Gleichzeitigkeit, die Miguel als seinen gerissensten Schachzug ansah. Ehe jemand wusste, was geschehen war, würde ihm sämtlicher Kaffee in Europa gehören. Er und Geertruid würden den Preis diktieren können, wie es ihnen gefiel, und sie wären in der Position, über die Importeure zu gebieten. Sie besäßen jene besonders angestrebte Machtstellung, eine Seltenheit, auf die sich unvorstellbare Reichtümer gründen: das Monopol.
    Das Monopol aufrechtzuerhalten, würde einiges Geschick erfordern, aber wenigstens eine Zeit lang sollte es gelingen. Die Ostindische Kompanie, die den Kaffee importierte, würde zwar irgendwann in der Lage sein, Miguel seine Kontrolle über die Preise zu entreißen, doch erst, wenn sie die Kaffeemenge auf dem europäischen Markt drastisch steigern konnte. Gewiss, die Kompanie besaß Plantagen auf Ceylon und Java, aber es würde Jahre dauern, ehe sie nennenswerte Ernten abwarfen, und ihre Lagerhäuser im Orient zu plündern würde bedeuten, dass sie weitaus wichtigere Handelspartner opferten. Die Kompanie hätte somit vorerst keinen Beweggrund zum Einschreiten; sie würde sich damit zufrieden geben, zuzuschauen und abzuwarten. Sie würde pflanzen, und sie würde horten. Erst wenn sie genug Kaffee hatte, um seine Macht zu brechen, würde sie zuschlagen.
    Soll sie zuschlagen, dachte Miguel. Vorher gehen

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