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Der Kaffeehaendler - Roman

Der Kaffeehaendler - Roman

Titel: Der Kaffeehaendler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Liss Almuth Carstens
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gefeierten Helden oder die Daten der entscheidenden Schlachten zu lernen, aber Geertruid war sofort von dem Geschehen ergriffen. Sie schauten eine Viertelstunde lang zu, und Geertruid applaudierte und jubelte mit der Menge und verlor sich in mädchenhafter Ausgelassenheit, als die Schauspieler von dem wundersamen Unwetter berichteten, das die Stadt Leiden vor den Spaniern rettete. Dann befand sie, dass sie genug gesehen hätte, und sie gingen weiter.
    »Ich muss die Tätigkeit unserer Mittelsmänner an den Börsen noch koordinieren«, fuhr er nach einer Weile fort.
    »Haben Sie diese Mittelsmänner denn schon ausgewählt?«
    Miguel nickte. »Zurzeit habe ich feste Kontakte in Marseille, Hamburg, Wien, Antwerpen, Paris und Kopenhagen. Der Vetter eines Freundes von mir hält sich momentan in Rotterdam auf, wird aber bald nach London zurückkehren, dann kann ich konkreter werden. Das Geschäft in Amsterdam übernehme ich selbst. Trotzdem sehe ich ein paar Probleme auf uns zukommen.«
    »Nur ein paar«, sagte Geertruid nachdenklich. »Das ist wunderbar. Das ist ganz wunderbar. Ich hätte mit zahllosen Problemen gerechnet, doch Sie haben alles so gut gedeichselt. Das ist ein großer Trost für mich.«

    Miguel lächelte sie an. Er schaute auf ihre Lippen und fragte sich, ob er ein ironisches Grinsen darauf gesehen hatte. »Dennoch, vielleicht würden Sie gern wissen, welcher Natur diese Probleme sind.«
    »Ich vertraue Ihnen völlig, aber wenn Sie darüber sprechen wollen, werde ich gewiss zuhören.«
    Miguel räusperte sich. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich an den iberischen Börsen, in Lissabon, Madrid und vielleicht Oporto, Mittelsmänner einsetzen kann. Ich treibe dort keinen Handel mehr, und viele meiner früheren Verbindungsleute sind an sichere Orte geflohen. In der Tat sind die Kontakte, die ich in Marseille, Hamburg und Antwerpen habe, Flüchtlinge wie ich – Männer, die ich aus Lissabon kenne.«
    »Können Sie keine neuen Kontakte knüpfen? Sie sind doch ein gewinnender Bursche.«
    »Diese Möglichkeit überprüfe ich noch, aber das ist schwierig. Im Umgang mit diesen Nationen muss ein Mann wie ich seinen richtigen Namen verschweigen, und es darf nicht bekannt werden, welchen Glauben ich habe. Sonst würde ich eine Absage riskieren, denn jeder, ob Jude oder nicht, hätte Angst davor, mit einem Juden Geschäfte zu machen. Falls die Inquisition von seinem Treiben erführe, würde sie nicht zögern, ihn zu bestrafen.«
    »Das klingt nach Niedertracht.«
    »Die Inquisition finanziert sich damit, dass sie den Besitz derer beschlagnahmt, die sie verhaftet. Das macht Kaufleute besonders reizvoll für bösartige Inquisitoren.«
    »Können wir nicht ohne diese Börsen auskommen? Wie viele benötigen wir denn?«
    »Wir könnten vielleicht auf Oporto verzichten, sogar auf Lissabon, obgleich ich das ungern riskieren würde. Madrid muss jedoch dabei sein. Am spanischen Hof, der seine Früchte von der Madrider Börse bezieht, wird bereits Kaffee getrunken.
Wenn Madrid nicht mit von der Partie ist, scheitert das Projekt.«
    »Und was sollen wir tun?« Ihre Stimme war hoch und jugendlich, als wollte sie Miguel dazu herausfordern, die Tiefe seiner Sorge zu ergründen.
    »Es gibt immer Manöver und Umwege in der Welt des Handels. Eine Hand wäscht die andere, und es ist kein Ding der Unmöglichkeit, ein wenig Alchemie zu praktizieren, mit der sich bleierne Probleme in goldene Chancen verwandeln.«
    »Ich weiß, dass Sie sich auskennen, deshalb werde ich mir erst Sorgen machen, wenn Sie es mir sagen.«
    Miguel wollte links vom Weg abbiegen, doch Geertruid zog ihn nach rechts. Sie hatte ein bestimmtes Ziel, gab es aber nicht preis. »Was glauben Sie, wie schnell Sie das Geld auf mein Konto überweisen können?«, fragte er sie.
    »Sollten wir nicht warten? Wenn die Sache mit Madrid nicht zu lösen ist und wir die Ware erstanden haben, sind wir dann nicht die Verlierer?«
    »Das wird nicht geschehen«, versicherte er ihr – und sich selbst.
    Sie waren mittlerweile an einem hölzernen Haus angelangt, das weitaus schöner gezimmert war als die meisten. Geertruid führte ihn in einen gut beleuchteten Raum, der mit stabilen Holzmöbeln eingerichtet war. Betrunkene Holländer, vielleicht ein Dutzend, torkelten herum, und fast ebenso viele hübsche Mädchen in eng sitzenden Kleidern servierten Humpen und säuselten in Männerohren. Geertruid hatte ihn in ein Bordell gebracht.
    »Was sollen wir hier?«, fragte er sie.
    »Oh, ich

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