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Der Kaffeehaendler - Roman

Der Kaffeehaendler - Roman

Titel: Der Kaffeehaendler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Liss Almuth Carstens
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Frucht entwickelt hatte, traf ich mich öfter in einer kleinen Kaffeeschenke in der Plantage mit ihm; der Wirt war ein Türke, und ich nannte ihn Mustafa. Das mag sein richtiger Name gewesen sein oder auch nicht, ich habe keine Ahnung. Es war der Name eines Türken in einem Theaterstück, das ich gesehen hatte, und dieser Bursche erinnerte mich an den Mohammedaner. Ich weiß nicht, ob er Einwände dagegen hatte, dass ich ihn so nannte, er sagte mir das nie.
    Eines Nachmittags hatte ich das Glück, dass mir von Mustafa eine höchst ungewöhnliche Delikatesse aufgetischt wurde. Ich saß da und genoss das Getränk, als Lienzo voller Ungeduld auftauchte. Er hatte bei einem Geschäft mit Walfischtran meine Hilfe in Anspruch genommen und einen recht guten Verdienst erzielt.
    »Ich habe gehört, es ist gut gelaufen«, sagte ich, während ich Mustafa ein Zeichen gab, noch eine Tasse mit der seltsamen Mixtur zu bringen. »Was für ein Glück für Sie, dass Sie Alferonda zum Freund haben.«
    »Es mag ja gut gelaufen sein, aber ich habe das Geld noch nicht«, sagte Miguel. »Der Makler, der den Tran kaufte, dieser Ricardo, weigert sich, mich zu bezahlen.«
    Ich kannte Ricardo wahrscheinlich besser als Miguel und
hätte nicht weniger überrascht sein können. »Was? Er hat Ihnen nichts gezahlt?«
    »Nichts. Er hat mir das Geld für nächsten Monat versprochen, doch unterdessen fordert mein russischer Mittelsmann, dass ich alles zurückzahle, was ich mir von ihm geliehen habe.«
    »Ich für meinen Teil empfehle, dass ein Mann stets seine Schulden zahlt, doch ich habe in dieser Angelegenheit das Interesse eines Eigentümers.«
    Mustafa stellte das Getränk jetzt vor Miguel hin. Es wurde in einer kleinen, weißen Schüssel serviert, nicht größer als eine ausgehöhlte Eierschale. Die Flüssigkeit selbst war gelb, fast metallisch-golden gefärbt, und es gab nicht viel davon, denn sie war sehr teuer und sehr selten. Natürlich verriet ich das nicht. Ich würde für Miguels Getränk bezahlen.
    »Was ist das?«, fragte er mich.
    »Sie glauben, es gäbe nur eine Sorte Kaffee? Kaffee ist wie Wein: Es gibt hundert Arten und Geschmäcker. Hunderte Völker auf der ganzen Welt trinken ihn, jedes mit seinen eigenen Vorlieben, und jede Sorte bietet dem urteilsfähigen Trinker einen speziellen Genuss. Es ist meinem türkischen Freund gelungen, eine kleine Menge dieses Schatzes aus Ostindien zu beschaffen, und ich habe ihn überredet, sie mit uns zu teilen.«
    Miguel schnupperte vorsichtig wie eine Katze und hob das Schälchen, nachdem er einen Segen gesprochen hatte, an seine Lippen. Sogleich runzelte er die Stirn. »Kurios«, sagte er. »Es schmeckt moschusartiger als der Kaffee, den ich vorher getrunken habe, aber gleichzeitig dünner. Was ist es?«
    »Es heißt Affenkaffee«, sagte ich. »In den tropischen Wäldern gibt es eine bestimmte Tierart, die die Kaffeefrucht frisst. In der Tat fressen diese Tiere nur die vollkommensten Beeren, und die Einheimischen haben festgestellt, dass sich aus den Exkrementen dieser Kreaturen ein würziges Getränk machen lässt.«

    Miguel setzte die Schüssel ab. »Das hier wird aus Affenkot gemacht?«
    »So deutlich hätte ich es nicht ausgedrückt, aber so ist es.«
    »Alonzo, wie konnten Sie mir so etwas Scheußliches vorsetzen? Es ist nicht nur ekelhaft, sondern verletzt gewiss auch die Speisegebote.«
    »Wieso?«
    »Es stammt von einem Affen, und Affenfleisch darf man nicht essen.«
    »Ich habe nie gehört, dass das Essen von Affenkot verboten ist.«
    »Wenn wir sein Fleisch nicht essen dürfen, wie dann seinen Kot?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich mit einem Achselzucken. »Ich weiß jedoch, dass ein Huhn aus Fleisch ist, seine Eier dagegen weder Fleisch noch Milch sind. Daraus können wir schließen, dass die Weisen glaubten, dass das, was aus den Eingeweiden eines Lebewesens kommt, womöglich nicht von derselben Beschaffenheit ist wie das Lebewesen selbst.«
    Miguel schob das Schälchen beiseite. »Eure Darlegung ist überzeugend, aber ich glaube nicht, dass ich mehr von dem Scheißgebräu trinken werde.«
    Ich lächelte und nippte an meiner eigenen Tasse. »Ich habe gehört, Paridos Hilfe ist nicht so einträglich, wie man hoffen sollte.«
    »Ja«, sagte er. »Der Weinbrand. Ich werde nie herausfinden, ob er meinen Verlust absichtlich herbeiführte, oder ob der Preisanstieg ihn selbst überraschte.«
    »Natürlich war es Absicht. Parido war die letzten zwei Jahre Ihr Feind, und wenn er plötzlich

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