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Der Kaffeehaendler - Roman

Der Kaffeehaendler - Roman

Titel: Der Kaffeehaendler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Liss Almuth Carstens
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behauptet, Ihr Freund zu sein und sich für Sie einsetzt, kostet es Sie Geld. Ich glaube nicht an Zufälle, Miguel. Er hat seinen wahren Charakter gezeigt.«

    »Ich habe ihm mit meinem Walfischtrangeschäft mindestens ebenso viel aus der Tasche geholt.«
    »Das mag sein«, bemerkte ich, »aber auch wenn Sie ihm das Geld aus seiner Tasche gezogen haben, in Ihrer ist es nie aufgetaucht.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass Parido Ricardos Klient ist, dass er es ist, der sich weigert zu zahlen?«
    »So direkt muss es gar nicht sein. Parido könnte einfach seinen Einfluss geltend machen, um Ihnen das Geld vorzuenthalten. Ich schlage vor, dass Sie Ricardo ein wenig nachdrücklicher drängen. Sie können ihn nicht vor den Ma’amad bringen, doch womöglich gibt es andere Methoden, ihn zum Zahlen zu bringen.«
    »Haben Sie irgendwelche Vorschläge?«
    Ich zuckte die Achseln. »Wenn mir etwas einfällt, werde ich Sie bestimmt informieren.«
    »Das ist nicht sehr hilfreich. Ich habe das Gefühl, dass mir alles entgleitet. Ich habe mit Walfischtran einen Gewinn gemacht, aber ich komme nicht an das Geld heran. Ich will in den Kaffeehandel einsteigen, und alle Welt warnt mich davor.«
    »Wer hat Sie gewarnt?«
    »Isaiah Nunes. Und mein Bruder.«
    »Nunes erzittert bei dem Geräusch, das seine Scheiße macht, wenn sie in den Nachttopf fällt. Sie sollten sich von seiner Feigheit nicht beeinflussen lassen. Und was Ihren Bruder angeht, der ist eher Paridos Mann als Ihr Verwandter.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Ich will sagen, dass Parido vielleicht von Ihrem Interesse an Kaffee weiß und Sie von etwas abhalten will, das Ihnen Erfolg bringt. Sie müssen schnell handeln und an Ihrem Plan festhalten.«
    »Ich habe nicht die Absicht, etwas anderes zu tun«, sagte er.
    Genau das hatte ich hören wollen.

14
    In der Küche hackte Annetje Zwiebeln, während Hannah den übel riechenden Fisch ausnahm. Sie steckte das Messer in seinen weichen, gräulichen Bauch und stieß mit mehr Kraft zu als notwendig. Der Fisch klappte mühelos auf, und sie kratzte seine Innereien in eine Holzschüssel. Annetje würde sie für einen Hutsepot verwenden, den sie aus für Juden erlaubten Zutaten machte – Joodspot nannte sie ihn.
    »Ich habe über Ihre Begegnung mit der alten Witwe nachgedacht«, sagte Annetje.
    Hannah schaute nicht von ihren Abfällen auf. Sie hatte ein paar Kaffeebohnen in ihrer Schürze, die sie aber mit ihren Fischfingern nicht anfassen wollte. Dennoch riefen die Früchte nach ihr. Sie hatte seit Stunden keine gegessen. Stunden. Ihr Vorrat war knapp geworden, und nach ihrem peinlichen Besuch bei Miguel gestern Abend fand sie, dass sie sich lieber mit dem begnügen sollte, was sie hatte.
    »Sie dürfen Senhor Lienzo nichts davon erzählen – Senhor Miguel Lienzo, meine ich. Natürlich wissen Sie, dass Sie auch Ihrem Gatten nichts sagen sollten.«
    »Ich habe ebenfalls darüber nachgedacht«, gestand Hannah, »und ich weiß nicht recht, ob ich schweigen soll. Die Frau behauptet, seine Freundin zu sein. Er müsste erfahren, dass sie Geheimnisse vor ihm hat.«

    »Man muss den Leuten ihre Geheimnisse lassen«, sagte Annetje, diesmal großzügiger. »Sie haben Ihre Geheimnisse, und Ihnen geht es besser, Ihrem Mann geht es besser, und der Welt geht es besser, wenn Sie sie bewahren. Wer kann sagen, dass das nicht auch für die Witwe gilt?«
    Es hatte Zeiten gegeben, da hätten diese Worte sie zum Schweigen gebracht, doch jetzt lagen die Dinge irgendwie anders. »Aber wir wissen es nicht.« Mit den Fingern betastete sie das Fleisch des Fisches unter seiner Haut. »Wenn sie ihm nun schaden will?«
    »Ich bin sicher, es ist nichts, worüber wir uns sorgen sollten, und wenn doch, können wir es nicht verhindern. Sie wollen schließlich nicht, dass sie Ihr Geheimnis verrät.«
    Hannah dachte einen Moment darüber nach. »Aber Senhor Miguel ist nicht mein Ehemann. Er würde bestimmt schweigen.«
    »Das wissen Sie nicht. Sie kennen den Senhor nicht so wie ich.«
    Hannah schloss die Augen. »Vielleicht nicht.«
    Annetje biss in eine Zwiebel, als ob es ein Apfel wäre, und kaute mit weit offenem Mund. Hannah hatte sie schon oft gebeten, keine Zwiebeln zu essen. Wenn Daniel erfuhr, dass sie sich so dreist von ihren Lebensmitteln bediente, würde er vor Zorn toben. »Er fand Ihr Verhalten merkwürdig. Er hat mir erzählt, dass Sie gestern Abend mit verrutschtem Schal und entblößten Haaren zu ihm in den Keller gekommen sind.«
    Das Mädchen

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