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Der Kaffeehaendler - Roman

Der Kaffeehaendler - Roman

Titel: Der Kaffeehaendler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Liss Almuth Carstens
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würde einen verrutschten Schal zu sehen bekommen, wenn Hannah ihn benutzte, um sie zu erdrosseln. »Ich habe erst gemerkt, dass er locker saß, nachdem ich gegangen war.«
    »Ich glaube, er fand es aufregend«, sagte Annetje, den Mund voller Zwiebel.
    »Ich habe etwas im Keller gerochen.«

    »Ich rieche auch etwas, und das ist faul. Sie dürfen ihm nichts erzählen. Er wird Sie verraten. Ihm liegt seine teuflische Religion mehr am Herzen als Sie, das versichere ich Ihnen. Außerdem hält er Sie sowieso für eine Närrin.«
    »Warum sollte er mich für eine Närrin halten, wenn ich ihm helfen will?«
    »Helfen Sie ihm nicht. Er wird Sie verraten. Ich sage Ihnen, dass Sie ihm nicht trauen dürfen. Wenn Sie doch mit ihm sprechen, werde ich das als Verrat an mir betrachten. Verstehen Sie mich?«
    »Ich verstehe«, sagte Hannah leise, die nur an den Kaffee in ihrer Schürze dachte.
     
    Die Briefe kamen alle kurz hintereinander. Miguel hatte sich in den Keller gesetzt, zwei Öllampen angezündet und die Korrespondenz des Tages geöffnet, wobei er kaum zu hoffen wagte. Aber da war er: der Brief vom Vetter eines Freundes, der jetzt in Kopenhagen lebte. Er verstand nicht, warum Miguel wollte, dass er an einem bestimmten Tag zu einem bestimmten Zeitpunkt kaufte, war jedoch trotzdem bereit, es auf der Basis der vorgeschlagenen Provision zu tun.
    Miguel machte sich zur Feier des Tages eine Schale Kaffee und las die restlichen Briefe. Nichts von künftigen Mittelsmännern. Doch am nächsten Tag kam die Antwort von einem alten Bekannten aus Marseille und dem Ehemann einer entfernten Base aus Hamburg. Bis Mitte der nächsten Woche hatte er drei weitere Bescheide. Die folgende Woche ergab wieder vier Antworten, und mit Sicherheit waren noch mehr unterwegs. Es war beinahe geschafft. Es gab nur noch ein zentrales Problem, das er mit Geertruid erörtern musste.
    Sie schlug als Treffpunkt die Plantage vor. Miguel wäre ein Besuch in der Kaffeeschenke recht gewesen, aber daran hatte Geertruid kein Interesse. »Es gibt auch noch andere Dinge im
Leben«, meinte sie. »Sie dürfen nicht vergessen, dass ich Holländerin bin und gern Bier trinke. Die ganze Nacht aufbleiben und sich Konten und Bücher anschauen – das ist was für Juden.«
    Sie spazierten baumgesäumte Wege entlang, wo lodernde Fackeln den Abend taghell erleuchteten. Elegant gekleidete Paare kamen vorbei, reiche Bürger mit ihren schönen oder unscheinbaren Ehefrauen, junge Pärchen, die einen Blick auf die Welt der Eleganz erhaschen wollten, raffiniert verkleidete Diebe. Daheim in Lissabon wären diese Vergnügungssuchenden aus gutem Haus oder aus alt eingesessenen Familien gewesen, hier dagegen waren es Neuankömmlinge, Börsenhändler und ihre hübschen Ehegattinnen, Töchter von Kaufleuten.
    Miguel nahm Geertruids Arm, und sie schlenderten dahin, als ob sie verheiratet wären. Aber könnte er seine Frau, auch wenn er eine hätte, über die grünen Pfade der Plantage führen? Nein, sie wäre zu Hause bei den Kindern, und die Frau an seiner Seite wäre nach wie vor Geertruid.
    Geertruid hob den Blick und lächelte ihren Freund an; ihr schien nichts besser zu gefallen, als an solchen Abenden mit ihm spazieren zu gehen. Sie trug eins ihrer schönsten Gewänder in Dunkelblau und Rot. »Wie stehen die Dinge?«, fragte sie. »Erzählen Sie mir all die wundervollen Neuigkeiten. Erfreuen Sie mich mit Geschichten über unseren bevorstehenden Reichtum.«
    »Die Dinge stehen recht gut«, sagte Miguel. »Sobald Sie das Geld auf mein Konto überwiesen haben, meine Liebe, werde ich im Stande sein, meinen Ostindien-Lieferanten für den Kaffee zu bezahlen. Von dem Zeitpunkt an muss sichergestellt sein, dass wir mit unseren Mittelsmännern Verbindung aufgenommen und den Plan perfekt abgestimmt haben, ehe die Ware eintrifft. Zwei Monate, schätze ich.«
    »Zwei Monate«, wiederholte sie verträumt. »Zwei Monate,
dann haben wir es geschafft? Sie sprechen darüber, als ob es Forelle zum Abendessen gäbe.«
    »Ich esse gern Forelle.« Er schaute sie an; ihr Gesicht strahlte im Licht der Fackeln, das schwach genug war, um die Unvollkommenheiten des Alters zu verbergen.
    Sie blieben stehen, als sie eine provisorisch errichtete Bühne sahen, auf der Schauspieler die Abenteuer der Wassergeusen zum Besten gaben, Rebellen der Meere, die gegen die spanischen Tyrannen kämpften, damit die Vereinigten Provinzen ihre Freiheit erlangten. Miguel hatte sich nie die Mühe gemacht, die Namen der

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