Der Kaffeehaendler - Roman
Geld für die Flüchtlinge – mögen sie ein Zuhause finden. Hier war Geld für die Gelehrten im Heiligen Land – sollten sie daran arbeiten, das Zeitalter des Messias Wirklichkeit werden zu lassen. Die Welt konnte ein frommerer Ort sein, wenn Miguel Geld zu verschenken hatte, und er verschenkte es gerne.
Das war Miguel Lienzo, nicht dieser Tropf, über dessen Versagen Kinder und vierschrötige Hausfrauen grinsten. Er ertrug das ängstliche Starren der Kaufleute nicht mehr, die sich hastig von ihm abwandten, damit sein Pech nicht wie eine Seuche auf sie übergriff, oder die mitleidigen Blicke der hübschen Frau seines Bruders, deren feuchte Augen andeuteten, sie sähe eine Verwandtschaft zwischen ihrem Elend und seinem.
Vielleicht hatte er genug gelitten, und der Heilige, gesegnet sei Er, hatte ihm diese Gelegenheit geboten. Ob er es wagen sollte, daran zu glauben? Miguel hätte gern allem zugestimmt, was Geertruid vorschlug, doch er war vorsichtig geworden, da er in den letzten Monaten zu oft verloren hatte. Es wäre Wahnsinn, sich auf ein Abenteuer einzulassen, vor allem mit einer Partnerin, die ihn vor dem Ma’amad anschwärzen konnte.
»Wie kommt es, dass dieser Zaubertrank Europa nicht schon erobert hat?«, fragte er.
»Alles muss irgendwo seinen Anfang nehmen. Sollen wir
denn warten«, fügte sie in verschwörerischem Ton hinzu, »bis ein anderer ehrgeiziger Händler von seinem Geheimnis erfährt?«
Miguel stieß sich von der Theke ab und setzte sich aufrecht hin. »Was schlagen Sie vor?« Er wartete mit erschreckender Ungeduld auf ihre Antwort.
Geertruid rieb ihre Hände aneinander. »Ich habe beschlossen, irgendeine Art von Geschäft mit Kaffee zu machen, und ich habe Kapital, aber keine Ahnung, wie ich vorgehen soll. Sie sind ein Mann des Handels, und ich benötige Ihre Hilfe – und Ihre Partnerschaft.«
Es war eine Sache, mit dieser temperamentvollen Witwe befreundet zu sein, mit ihr zu trinken und zu spielen, für sie an der Börse ab und zu kleine Geschäfte abzuschließen – obwohl der Ma’amad unter Androhung der Exkommunikation Juden verboten hatte, für Nichtjuden zu handeln. Etwas anderes war es jedoch, sie zur Geschäftspartnerin zu haben, für einen Juden kein ungefährliches Unterfangen.
Früher hatte Miguel über die humorlosen Urteile des Rates gespottet, doch der Ma’amad hatte begonnen, viele seiner Drohungen wahrzumachen. Er sandte seine Spione aus, um Menschen zu verfolgen, die den Sabbat entweihten und unreine Speisen aßen. Er verstieß Wucherer wie Alonzo Alferonda, die seine willkürlichen Regeln verletzten. Er jagte den armen Bento Spinoza, weil er ab und zu fluchte. Mehr noch, Miguel hatte einen Feind im Rat, der gewiss nur auf den fadenscheinigsten Vorwand wartete, um zuzuschlagen.
So viele Risiken. Miguel biss sich auf die Lippe und verkniff sich ein Grinsen. Er konnte mit den Risiken leben, er durfte einfach nicht daran denken.
Miguel trommelte auf die Theke. Er wollte unverzüglich handeln. Er konnte sofort anfangen, sich an allen bedeutenden Börsen Europas Kontakte und Mittelsmänner zu sichern. Er konnte
mit Tonnen von Kaffee jonglieren, sie von einem Hafen in den nächsten verschiffen. Das war die wahre Natur von Miguel Lienzo; er schloss Geschäfte ab und knüpfte Verbindungen und traf Vereinbarungen. Er war kein Feigling, der vor einer Gelegenheit zurückschrak, weil verbitterte Heuchler ihm sagten, sie wüssten besser als die Weisen, was richtig und was falsch sei.
»Wie sollen wir vorgehen?«, sagte er schließlich, als ihm bewusst wurde, dass er seit Minuten nicht gesprochen hatte. »Der Kaffeehandel obliegt der Ostindischen Kompanie, und wir haben nicht die Macht, die Kontrolle darüber zu gewinnen. Ich verstehe nicht, was Sie vorhaben.«
»Ich ja auch nicht!«, Geertruid warf aufgeregt die Hände in die Luft. »Aber ich werde etwas vorschlagen. Wir müssen etwas unternehmen. Ich lasse nicht zu, dass die Tatsache, dass ich nicht weiß, was es sein wird, mir dabei im Wege steht. Wie es so schön heißt, auch das blinde Huhn findet ein Korn. Sie sind besorgt wegen des Zwanzigsten – Sie haben Schulden? Ich biete Ihnen Reichtümer. Ein großartiges neues Wagnis, mit dem Sie wieder etwas aufbauen und die gegenwärtigen Schulden als belanglos ansehen können.«
»Ich brauche Zeit, um darüber nachzudenken«, sagte er, obwohl das keineswegs zutraf. Doch Geertruid würde warten müssen. Ein Mann bekam nicht viele solcher Chancen in seinem Leben, und diese
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