Der Kaffeehaendler - Roman
Mittelsmänner, die wir brauchen?«
»Nicht ganz. Uns fehlen noch Madrid, Lissabon und Oporto.« Er gab sich alle Mühe, unbekümmert zu klingen, doch die Wahrheit war, dass sie ohne Iberien keine Kontrolle über den Markt hatten. »Und das ist ein Problem«, fügte Miguel hinzu.
Geertruid musterte ihn. »Und wie wollen Sie dieses Problem lösen?« Ihre Stimme klang eisig.
»Wenn ich die Frage beantworten könnte, hätte ich es bereits gelöst.«
»Ich habe das Geld vorgestreckt. Ich habe meinen Teil getan. Ihr Teil ist es, dieses Geld zu investieren – wie immer Sie es für richtig halten.«
Miguel schüttelte den Kopf. »Wenn Sie kein Vertrauen in das Projekt haben, müssen Sie es mir jetzt sagen. Es ist immer
noch Zeit, den Ankauf zu stornieren, auch wenn wir dann die Prämie verlieren.«
Geertruid schüttelte den Kopf. »Ich will den Ankauf nicht stornieren. Ich will, dass das Problem gelöst wird, und falls es nicht zu lösen ist, will ich sicher sein, dass Sie mir das mitteilen.«
»In Ordnung«, sagte er mürrisch. »Wenn ich die Sache mit den iberischen Mittelsmännern in zwei Wochen nicht geklärt habe, sagen wir ab.«
Miguel zeigte keine Emotionen, aber schon die Vorstellung, den Handel preisgeben zu müssen, erfüllte ihn mit Jammer. Vielleicht konnte er einen anderen finden, jemanden in der jüdischen Gemeinde, der ihn unterstützte. Doch der Plan brachte seine eigenen Probleme mit sich. Er würde ihn bis ins kleinste Detail erörtern müssen, und sobald er ihn erörterte, wäre er kein Geheimnis mehr. Sein Bruder hätte das Geld vielleicht aufbringen können, wenn sie sich näher gestanden hätten, aber Daniel glaubte nicht daran, dass Miguel seine Angelegenheiten regeln konnte. Nein, wenn er Geertruids Geld verlor, konnte er nicht weitermachen.
Dann war da noch das Stornieren des Ankaufs. Geertruid war besorgt um ihr Geld gewesen, und ihr Mangel an Vertrauen ärgerte Miguel. Er hatte zwar zwei Drittel ihrer Investition eingebüßt, aber er war doch kein Mensch, der verantwortungslos mit Geld umging. Er hatte bloß Pech gehabt.
In der Annahme, dass Geertruid keine Ahnung hatte, wie solche Ankäufe tatsächlich in Auftrag gegeben wurden, hatte Miguel seine Zwei-Wochen-Schätzung einfach erfunden. Er bezweifelte, dass er Nunes dazu bewegen konnte, in zwei Wochen oder auch jetzt den Handel zu stornieren. Doch dieser Schwierigkeit konnte er sich ein andermal widmen. Momentan hatte Miguel kein wichtigeres Anliegen, als Geertruids Vertrauen zurückzugewinnen.
Sie nickte. »Zwei Wochen sind ein ansehnlicher Zeitraum.«
»Ich sollte meine Anstrengungen lieber verdoppeln.« Miguel erhob sich. »Ich würde Sie ungern enttäuschen.«
»Ich habe mein Vertrauen in Sie nicht verloren.« Sie streckte beide Hände aus und ergriff seine Hand. »Es ist viel Geld, das ich ausgelegt habe, und ich muss meine Investition absichern.«
»Natürlich, Madame«, sagte Miguel. »Ich verstehe, wie Ihnen zumute ist.«
Als Nächstes kehrte Miguel im Schnellboot ein, wo er Isaiah Nunes vorfand, der in ein Gespräch mit einigen anderen Kaufleuten, die auch Miguel kannte, vertieft war. Nunes war klug, er wusste den Gesichtsausdruck seines Gegenübers zu deuten, und da er merkte, dass Miguel mit ihm reden wollte, stemmte er seinen muskulösen Körper hoch.
In der Schenke war es viel zu laut, deshalb traten sie hinaus in die Kühle des späten Nachmittags. Beide Männer schauten sich vorsichtig um, um sich zu vergewissern, dass ihre Unterhaltung nicht mitgehört wurde.
»Falls ich mich entschließe, den Ankauf zu stornieren«, begann Miguel abrupt, »bis wann müsste ich das dann tun?«
»Stornieren?«, fragte Nunes. Seine Miene verdüsterte sich. »Was ist passiert?«
»Nichts«, sagte Miguel behutsam. »Ich habe eigentlich nicht vor zu stornieren, aber einer meiner Partner ist nervös und hat mich gebeten, Erkundigungen einzuziehen. Außerdem waren Sie es doch, der mir riet, meine Hände vom Kaffee zu lassen.«
»Aber nicht von unserem Vertrag. Sie können Ihrem Partner sagen, dass es viel zu spät ist, einen Rückzieher zu machen. Wir haben es hier nicht mit einem Freund unseres Volkes zu tun, wie Sie wissen, sondern mit der Ostindischen Kompanie, und die Kompanie lässt nicht zu, dass ein Käufer seine Meinung ändert, egal, wie höflich er anfragt.« Nunes hielt einen
Moment inne. »Ich weiß, dass Ihnen klar ist, wie es um die Dinge steht. Es wäre furchtbar, wenn Sie mich in eine unangenehme Lage brächten,
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