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Der Kaffeehaendler - Roman

Der Kaffeehaendler - Roman

Titel: Der Kaffeehaendler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Liss Almuth Carstens
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früh zu sich bestellt.«
    Sie stieß ein lautes Lachen aus, das den Lärm des trunkenen Trubels durchdrang. »Sie und Ihr Mohammed. Sind Sie Jude oder Türke?«
    Er holte tief Luft. »Geertruid, ich brauche auf einiges eine Antwort.« Er nannte sie selten bei ihrem Vornamen. Wie er sich entsann, hatte er das an dem Abend getan, als er versucht hatte, sie zu küssen, und die Erinnerung daran demütigte ihn immer noch. »Haben Sie mit jemandem über unser Vorhaben gesprochen?«
    »Natürlich nicht.« Sie schüttelte rasch den Kopf und langte dann mit einer Hand nach oben, um sich zu vergewissern, dass ihre adrette kleine Haube, mit Rubinen besetzt, nicht verrutscht war.
    »He, Jude!«, rief einer der Männer von ihrem Tisch. »Wir wollen unsere lustige Freundin zurück.«
    Geertruid wehrte ihn mit einer schnellen, ungelenken Handbewegung ab.
    »Sie haben Hendrick nichts erzählt?«
    »Hendrick«, wiederholte sie. »Dieser Ochse. Den würde ich
nicht einmal mit dem Geheimnis belasten, wie man Steine in einem Kanal versenkt.«
    Miguel schluckte angestrengt. »Was ist mit dem Geld? Ich weiß, dass Sie nicht ehrlich zu mir waren. Wo haben Sie es her?«
    »Wer hat gesagt, ich sei nicht ehrlich zu Ihnen gewesen? Wer hat das gesagt? Ich bin sehr zornig.« Sie verlor das Gleichgewicht und musste sich an der Wand festhalten.
    Miguel ergriff ihren Arm, um sie zu stützen. »Ich habe keine Zeit für Ihren Zorn. Ich muss wissen, woher mein Geld kommt. Wenn Ihr Mann es Ihnen nicht hinterlassen hat, woher stammt es dann?«
    Sie lachte ein wenig und bedeckte dann ihren Mund. »Oh, es kommt schon von meinem Mann. Der Mistkerl wusste nur, wie er sich an mir befriedigt, an mein Vergnügen hat er nie gedacht. Selbst im Tod noch legt er mich so aufs Kreuz.« Ihre Augen wurden schmal, und etwas Düsteres zog über ihr Gesicht. »Er hat mir ein bisschen Geld vermacht, aber nicht annähernd so viel, wie ich für mein Leiden verdient hätte.«
    Miguels Eingeweide verknoteten sich. »Woher haben Sie das Kapital?«
    »Von den jämmerlichen Kindern seiner widerlichen ersten Frau. Sie leben bei ihrer Tante, seiner Schwester, doch der Mistkerl hat mir die Obhut über ihr Erbe übertragen. Er hat mich damit beauftragt, ihr Vermögen zu verwalten, und sie angewiesen, sie möchten mich, wenn sie mündig würden, nach eigenem Gutdünken für meine Arbeit entlohnen. Können Sie sich eine derartige Niedertracht vorstellen?«
    Vormünder und Kinder aus anderen Ehen – nichts davon ergab einen Sinn. »Erzählen Sie mir den Rest.«
    »Ich besitze einige Freiheit im Umgang mit ihrem Reichtum, obgleich ich, um diese Freiheit zu haben, einen ekelhaften alten Anwalt in Antwerpen davon überzeugen muss, dass
ich zum Vorteil dieser gottlosen Kinder investiere. Nicht ganz einfach zu bewerkstelligen, aber ich habe meinen Charme spielen lassen.«
    Ein Anwalt in Antwerpen. Nun wusste Miguel jedenfalls, wohin sie ständig verschwand. Sie schürzte ihre Röcke für diesen Winkeladvokaten.
    »Sie haben also Geld genommen, das Ihnen zu treuen Händen anvertraut wurde. Haben Sie das früher schon getan?«
    Sie nickte. »Manchmal habe ich es investiert, und manchmal habe ich es einfach ausgegeben. Es sind wohl ein paar tausend Gulden, die ich ersetzen muss.«
    Sie hatte die Kinder ihres Mannes bestohlen, und wenn sie volljährig wurden, würde es zur Abrechnung kommen. »Wann erhalten sie ihr Erbe?«
    »Der Älteste ist erst in drei Jahren mündig, sodass ich Zeit habe, die Dinge in Ordnung zu bringen.« Sie streckte die Arme aus und schlang sie ihm um den Hals. »Sie müssen mir helfen, Miguel. Sie sind mein einziger wahrer Freund.« Sie lachte erneut, und ihr Bieratem schoss ihm ins Gesicht. »Nicht mein einziger Freund, aber mein einziger wahrer Freund, und das ist etwas Besonderes. Finden Sie nicht?«
    »Passen Sie auf«, rief ein holländischer Festgast, »dass Sie sich nicht in die hebräische Schrift verstricken!«
    Geertruid zog ihn nur noch enger an sich, doch Miguel löste sich aus der Umarmung, bei der er sich bloß unwohl fühlte.
    Er sog Luft ein, bis seine Lungen schmerzten, dann nahm er ihre Hand in seine beiden Hände, das Hohngelächter der betrunkenen Holländer ignorierend. »Bitte machen Sie sich klar, dass alles, was ich wertschätze, auf dem Spiel steht. Sie müssen mir sagen, wer davon weiß.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Niemand. Nur Sie und natürlich mein Anwalt. Aber er wird nichts verraten, denn ich habe
meine eigenen Geheimnisse, und er hat

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