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Der Kaffeehaendler - Roman

Der Kaffeehaendler - Roman

Titel: Der Kaffeehaendler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Liss Almuth Carstens
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für eine Art Geschichte soll ich erzählen?«
    »Das liegt bei Ihnen. Etwas, das von Ihren spannenden
Abenteuern handelt. Sie können uns eine Geschichte über Ihre amourösen Siege oder über die Eigenheiten Ihrer Rasse erzählen oder von einem waghalsigen Plan, die Börse zu erobern.«
    Miguel hatte keine Zeit, etwas zu entgegnen, denn hinter Hendrick hatte sich ein Mann mit einem Bierhumpen in der Hand angeschlichen und zielte damit auf Hendricks Kopf. Es war Hendricks Glück, dass er sich wenige Zentimeter vorbeugte, um Geertruid etwas zuzuflüstern, so traf ihn der Zinnkrug nur an der Schulter. Dem Angreifer entglitt dabei der Krug, und das Bier spritzte Miguel ins Gesicht.
    »Bei Gottes verfluchter Hure«, sagte Hendrick mit überraschender Gelassenheit. Er sprang von seinem Stuhl auf und wandte sich seinem Gegner zu, einem Mann, der mindestens einen Kopf kleiner war als er und schockierend mager – bis auf einen riesigen Bauch. Sein Gesicht war rot angelaufen von der Anstrengung des Schlages und der Enttäuschung darüber, nicht richtig getroffen zu haben.
    »Du verdammter Mistkerl!«, rief der Mann. »Ich weiß, wer du bist, und ich werde dich umbringen!«
    »Grundgütiger«, sagte Hendrick verdrießlich, als hätte man ihn aufgefordert, eine unerfreuliche Aufgabe zu übernehmen. Er atmete tief aus und schlug den Mann mit aller Kraft ins Gesicht. Der Hieb kam schnell, und sein Angreifer ging unter dem Beifall der übrigen Gäste zu Boden.
    Sofort trat der Wirt herbei und schleppte den Unruhestifter mit Hilfe eines Bediensteten in Richtung Küche. Miguel vermutete, dass er auf die Gasse hinter dem Haus geworfen werden würde.
    Hendrick lächelte einfältig. »Ich wette, der Bursche mag mich nicht besonders.«
    Miguel nickte, während er sich das Bier vom Gesicht wischte.
    »Ich glaube nicht, dass es Ärger geben wird«, sagte Geertruid, »aber vielleicht gehen Sie lieber.«

    Hendrick nickte. »Ich verstehe. Einen schönen Tag noch, Judenmann.«
    Das Paar saß ein paar Minuten schweigend da, nachdem Hendrick die Schenke verlassen hatte, und Miguel erwog die nicht zu beantwortende Frage, wie Geertruid das Geschehene aufgenommen hatte.
    »Erzählen Sie mir doch noch einmal, warum Sie Umgang mit ihm pflegen«, sagte er nach einer Weile.
    »Jeder kann sich Feinde machen«, meinte Geertruid wenig überzeugend. »Er ist ein grober Kerl mit groben Freunden, die ihre Differenzen manchmal auf plumpe Weise klären.«
    Das stimmte in der Tat. Miguel hoffte insgeheim, dass Joachim ihn attackieren würde, wenn Hendrick in der Nähe wäre.
    »Jedenfalls«, sagte Geertruid, die immer noch ein bisschen betrunken klang, »bedaure ich, dass Sie diesen Vorfall miterleben mussten.«
    Er schüttelte den Kopf. »Wo sind Sie in den letzten Tagen gewesen?«
    »Ich bleibe nie lange an einem Ort«, sagte sie. Sie legte eine Hand auf die seine. »Ich besuche gern meine Verwandten auf dem Lande. Das ist doch ein trauriger Vogel, der nie sein Nest verlässt.«
    »Ich wünschte, Sie würden mir mitteilen, wann Sie verreisen, und wann Sie zurückkehren. Wenn wir Geschäfte miteinander machen wollen, muss ich Sie jederzeit erreichen können.«
    Sie tätschelte seine Hand und schaute ihm offen in die Augen. »Natürlich. Ich werde brav sein.«
    Miguel zog seine Hand weg. Er war nicht in Stimmung für ihren Unsinn. »Es kommt nicht darauf an, dass Sie brav sind, sondern dass Sie unseren Geschäften nützen. Es handelt sich hier nicht um ein albernes Frauenspielchen.«

    »Und ich bin keine alberne Frau«, erwiderte sie, ihre Stimme war jetzt hart wie Stahl. »Vielleicht bin ich sanft, aber ich lasse mich nicht belehren wie eine Närrin.«
    Miguel spürte, wie er blass wurde. Er konnte sich nicht erinnern, dass sie jemals so mit ihm gesprochen hatte. Wie ein holländischer Ehemann wünschte er nichts so sehr, wie sie zu beschwichtigen. »Madame, ich würde Sie ganz gewiss nie als Närrin bezeichnen. Ich wollte nur sagen, dass es mir möglich sein muss, mit Euch zu reden.«
    Sie drehte sich zu ihm um, den Kopf schief gelegt, die schmalen Lippen zu einem warmen Lächeln verzogen, die Augen weit offen und einladend. »Selbstverständlich, Senhor. Es war meine Schuld.«
    »Das macht nichts«, murmelte Miguel. »Und wir haben Wichtigeres zu erörtern. Ich habe Briefe von mehreren Mittelsmännern erhalten, und ich glaube, dass in den nächsten Wochen weitere Zusagen eintreffen werden.«
    Sie nahm einen Schluck aus ihrem Humpen. »Haben wir alle

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