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Der kalte Hauch der Angst

Der kalte Hauch der Angst

Titel: Der kalte Hauch der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Lemaitre
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ist so alt wie die Welt. Unsere Preise sind nicht an den realen Wert unserer Ware gebunden, sondern an das Interesse, das unsere Kunden dieser Ware entgegenbringen.«
    Sophie spürt einen Kloß im Hals. Sie schluckt.
    Â»Und seit unserer letzten Unterredung«, fährt der Mann fort, »haben sich die Dinge ein wenig geändert, Madame Duguet.«
    Sophie zieht es den Boden unter den Füßen weg, der Raum beginnt sich zu drehen, sie muss sich kurz an der Schreibtischkante festhalten.
    Â»Vielleicht wollen Sie sich lieber setzen …«
    Sophie bricht mehr auf dem Sessel zusammen, als dass sie sich setzt.
    Â»Sie …«, beginnt sie, aber die Worte ersticken auf halbem Weg.
    Â»Keine Sorge, Sie sind nicht in Gefahr. Aber wir müssen wissen, mit wem wir es zu tun haben. Wir informieren uns grundsätzlich. In Ihrem Fall war das gar nicht so einfach. Sie sind sehr gut organisiert, Madame Duguet. Davon kann die Polizei ein Lied singen. Aber wir verstehen uns auf unseren Beruf. Wir wissen mittlerweile, wer Sie sind, ich kann Ihnen jedoch versichern, dass Ihre Identität vollkommen unter uns bleibt. Unser Ruf darf nicht durch die geringste Indiskretion beschmutzt werden.«
    Sophie ist wieder ein wenig zu sich gekommen, aber die Worte dringen nur langsam zu ihr durch, als müssten sie zuvor eine dichte Nebelschicht durchdringen. Ihr gelingt es, ein paar Worte zu artikulieren.
    Â»Das heißt dann …?«
    Hier endet ihr Versuch.
    Â»Das heißt, dass der Preis nicht mehr derselbe ist.«
    Â»Wie viel?«
    Â»Das Doppelte.«
    Sophies Gesicht spiegelt ihre Panik wider.
    Â»Tut mir außerordentlich leid«, sagt der Mann. »Wollen Sie ein Glas Wasser?«
    Sophie antwortet nicht. Sie ist am Boden zerstört.
    Â»Ich kann nicht …«, sagt sie wie zu sich selbst.
    Â»Ich bin sicher, Sie können. Sie haben erstaunliches Talent bewiesen, immer wieder auf die Beine zu kommen. Sonst wären Sie jetzt nicht hier. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, verschieben wir das Ganze um eine Woche. Ist diese Frist verstrichen …«
    Â»Aber wer garantiert mir …«
    Â»Leider nichts und niemand, Madame Duguet. Sie haben lediglich mein Wort. Aber glauben Sie mir, das wiegt alle Garantien auf.«
    Monsieur Auverney ist ein großer Mann, ein Mann, von dem man sagt, dass er »jung geblieben« ist, das heißt, er altert zwar, hält sich aber gut. Sommer wie Winter trägt er einen Hut. Aus beigefarbenem Segeltuch. Da es auf der Post ein bisschen heiß ist, hält er ihn in der Hand. Als der Postbeamte ihm ein Zeichen macht, geht Monsieur Auverney zum Schalter, legt seinen Hut hin und zeigt seine Benachrichtigung vor. Seinen Personalausweis hat er in der Hand. Seit Sophie auf der Flucht ist, hat er es sich angewöhnt, sich nicht umzudrehen, weil er weiß, dass er überwacht wurde. Vielleicht noch immer. Da er sich nicht sicher ist, geht er von der Post direkt in das Café nebenan, bestellt einen Kaffee und fragt nach der Toilette.
    Die Nachricht ist kurz: »[email protected]«. Monsieur Auverney, der seit fast zwanzig Jahren nicht mehr raucht, zieht ein Feuerzeug heraus, das er für alle Fälle eingesteckt hat. Er verbrennt die Nachricht in der Toilettenschüssel. Danach trinkt er in aller Ruhe seinen Kaffee. Er hat die Ellbogen an der Kante des Tresens aufgestützt und sein Kinn auf seine ineinander verschränkten Hände gelegt, wie einMann, der alle Zeit der Welt hat. In Wirklichkeit tut er es, weil seine Hände zittern.
    Zwei Tage später ist Monsieur Auverney in Bordeaux. Er betritt das alte Gebäude, dessen Portal schwer ist wie ein Gefängnistor. Er kennt sich hier aus, vor ein paar Jahren hat er hier Sanierungsarbeiten durchgeführt. Er hat die Reise ausschließlich unternommen, um in dieses Haus hinein- und wieder hinauszugehen. Als würde er Fangen spielen. Er ist hierhergekommen, weil: Wenn man die Hausnummer 28 der Rue d’Éstienne-d’Orves betritt, kommt man nach einem Gang durch die Kellerräume in der Impasse Maliveau 76 wieder heraus. Die Gasse ist leer, als er herauskommt. Eine grün gestrichene Tür führt in einen Hof, über den Hof kommt man in die Toilette des Balto, und das Balto wiederum liegt am Boulevard Mariani.
    Monsieur Auverney geht gelassen den Boulevard hinauf zum Taxistand und lässt sich zum Bahnhof bringen.
    Sophie drückt die letzte Zigarette ihrer

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