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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Wahlkreis zwischen Swindon und High Wycombe. Er wohnte in London, liebte das Nachtleben und die brodelnde Metropole. Verheiratet war er mit einer Trinkerin, die Unsummen in teuren Geschäften ausgab. Die beiden wurden nur selten zusammen gesehen. Dafür erschien er auf den diversen Bällen und Partys der Hauptstadt jedes Mal mit einer anderen Frau am Arm.
    Ja, das war Cammo.
    Er war in der vergangenen Nacht mit dem Schlafwagen angereist und hatte sich bereits heftig darüber beklagt, dass er im Speisewagen – wegen Personalmangels – nichts zu trinken bekommen hatte.
    »Unverschämtheit. Da privatisiert man extra die Eisenbahn, und dann bekommt man nicht mal einen anständigen Whisky mit Soda.«
    »Mein Gott, wer trinkt denn heute noch Soda?«
    Diesen Satz hatte Lorna unbedingt noch loswerden müssen, bevor die kleine Gesellschaft sich vom Sitz der Familie aus zum Essen begeben hatte. Lorna hatte schon immer gewusst, wie sie ihren Bruder nehmen musste. Sie war nur elf Monate jünger als er und hatte es sogar geschafft, sich für das Familienfest von ihren zahlreichen Verpflichtungen frei zu machen. Lorna war nämlich Fotomodell – jedenfalls behauptete sie das trotz des nahenden Alters und der sinkenden Nachfrage nach ihrem Typ. Inzwischen war sie Ende Vierzig. Das große Geld hatte sie bereits in den Siebzigerjahren gemacht. Aber sie wurde auch jetzt noch bisweilen gebucht und hatte angeblich in Lauren Hutton eine Gönnerin. In ihrer Jugend hatte sie mit mehreren Parlamentsabgeordneten ein Verhältnis gehabt. Insofern war sie Cammo ziemlich ähnlich, der sich auch hier und da gerne mit einem Fotomodell zeigte. Lorna hatte schon so manche Geschichte über ihren Bruder gehört und war sicher, dass es sich umgekehrt genauso verhielt. Wenn die beiden einmal zusammentrafen, was selten genug der Fall war, tänzelten sie nervös umeinander herum wie zwei Boxer im Ring.
    Und natürlich hatte Cammo als Aperitif einen Whisky-Soda bestellt.
    Und dann war da noch der kleine Roddy, der inzwischen auch schon fast die vierzig erreicht hatte. Obwohl im Grunde seines Herzens ein Rebell, hatten ihn seine Lebensumstände daran gehindert, diese Seite auszuleben. Früher hatte er mal im Schottland-Ministerium gearbeitet, doch inzwischen war er als Anlageberater tätig. Auch wenn er sich zu New Labour bekannte, war er meist ziemlich ratlos, wenn sein Bruder schweres ideologisches Geschütz auffuhr. Roddy saß bei solchen Gelegenheiten einfach ruhig da und ließ sämtliche Granaten an sich abprallen. Nicht zufällig hatte ein politischer Kommentator ihn einmal als »Ausputzer« der Schottischen Labour-Partei bezeichnet. Denn tatsächlich verstand Roddy es prächtig, die vielen Landminen der Partei sorgfältig aufzuspüren und dann ebenso professionell zu entschärfen. Andere nannten ihn einen Schleimer, weil es ihm gelungen war, von Labour als Kandidat für das geplante Schottische Parlament aufgestellt zu werden. Tatsächlich hatte Roddy an diesem Tag doppelt Grund zum Feiern. Erst wenige Stunden zuvor hatte er nämlich erfahren, dass ihn seine Partei für den Wahlkreis Edinburgh West nominiert hatte.
    »Oh, verdammt«, hatte Cammo bloß gesagt und die Augen verdreht, als für die anderen Gäste vorneweg Champagner gereicht wurde.
    Roddy hingegen lächelte nur und schob sich eine dicke schwarze Haarsträhne hinters Ohr. Seine Frau Seona drückte ihm aufmunternd den Arm. Seona war nicht nur eine loyale Ehefrau, nein, sie war von beiden auch die politisch Aktivere. Sie unterrichtete Geschichte an einer Gesamtschule.
    Billary nannte Cammo sie bisweilen in Anspielung auf Bill und Hillary Clinton. In seinen Augen waren die meisten Lehrer Staatsfeinde, was ihn freilich nicht daran gehindert hatte, Seona bei mehreren ebenso festlichen wie feuchtfröhlichen Anlässen massiv anzubaggern. Lornas Vorhaltungen hatte er mit der Auskunft beschieden: »Indoktrination durch Verführung. Wenn die verdammten Sekten das dürfen, warum dann nicht die Tory-Partei?«
    Auch Lornas Ehemann war anwesend. Allerdings stand er die meiste Zeit mit dem Handy am Ohr an der Tür. Von hinten wirkte er nicht sonderlich beeindruckend: zu wohlgenährt für seinen cremefarbenen Leinenanzug und die spitzen schwarzen Schuhe. Und dann noch der langsam ergrauende Pferdeschwanz – Cammo hat laut gelacht, als er das Ding zum ersten Mal gesehen hatte.
    »Bist du jetzt endlich auch im New Age angelangt, Hugh? Oder bist du unter die professionellen Ringer

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