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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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vielleicht wenigstens eine bessere Ehefrau und Geliebte.
    Inzwischen lebte sie – von den Werken anderer Künstler und einigen schön gerahmten Bildern ihres Mannes umgeben – allein in dem riesigen Haus in Ravelston. Das Anwesen lag nur ein paar Schritte von der Galerie für moderne Kunst entfernt, wo man erst unlängst eine Retrospektive ihrer Werke gezeigt hatte. Der Eröffnung war sie zwar unter irgendeinem Vorwand ferngeblieben, einige Tage später jedoch war sie frühmorgens in die Ausstellung gegangen und hatte sich ihre Bilder in aller Ruhe angesehen. Am meisten irritiert hatte sie dabei, dass man ihr Werk in das Korsett einer ihr selbst völlig fremden thematischen Ordnung gesteckt hatte.
    »Die Polizei hat irgendwo eine Leiche gefunden«, sagte Hugh Cordover.
    »Hugh«, säuselte Cammo mit gespielter Herzlichkeit, »du wieder unter uns?«
    »Eine Leiche?«, fragte Lorna.
    »Ja, haben sie in den Nachrichten gesagt.«
    »Ich hab was von einem Skelett gehört«, sagte Seona.
    »Und wo?«, fragte Alicia und blieb stehen, um sich am Anblick der Salisbury Crags zu erfreuen.
    »In einer Wand in Queensberry House«, entgegnete Seona und zeigte auf das Haus, vor dessenTor sie gerade standen. Alle starrten wie gebannt auf das Gebäude. »Früher war in dem Bau mal ein Krankenhaus.«
    »Wahrscheinlich ein armes Schwein von der Warteliste«, sagte Hugh Cordover, doch niemand hörte ihm zu.

4
    »Wer, glaubst du eigentlich, wer du bist?«
    »Was?«
    »Du hast mich genau verstanden.« Jayne Lister warf ihrem Mann ein Kissen an den Kopf. »Das Geschirr steht schon seit gestern Abend in der Spüle.« Sie wies mit dem Kopf Richtung Küche. »Du hast doch gesagt, dass du den Abwasch machst.«
    »Mach ich doch auch.«
    »Aber wann ?«
    »Heute ist Sonntag, der Tag der Ruhe.« Nicht besonders witzig, aber er wollte sich nicht den ganzen Tag verderben lassen.
    »Wenn es nach dir ginge, ist die ganze Woche Ruhetag. Wann bist du gestern Abend nach Hause gekommen?«
    Sie stand vor dem Fernseher und nahm ihm die Sicht. Eine Jugendsendung. Die Moderatorin war ziemlich heiß. Er hatte Nic schon von ihr erzählt. Die Kleine war gerade im Bild, sprach in ein Telefon und winkte mit einer Karte. Mein Gott, was für ein Gefühl, morgens neben einer solchen Braut aufzuwachen.
    »Kannst du mal deinen Arsch bewegen?«, sagte er zu seiner Frau.
    »Du hast mir das Wort aus dem Mund genommen.« Sie drehte sich um und schaltete den Fernseher aus. Jerry schoss wie der Blitz vom Sofa hoch. Sie sah ihn erschrocken, fast ängstlich an. Um so besser. Er schob sie zur Seite und wollte schon auf den Knopf drücken, doch sie hielt ihn an den Haaren fest und zog ihn zurück.
    »Mit diesem Nic Hughes die ganze Nacht durchsaufen, das kannst du«, kreischte sie. »Glaubst du vielleicht, dass du kommen und gehen kannst, wann du gerade Lust hast, du Schwein!«
    Er umfasste ihr Handgelenk und verdrehte es. »Loslassen, verdammt noch mal!«
    »Meinst du vielleicht, ich lass mir das gefallen?« Der Schmerz schien ihr nichts auszumachen. Er drückte fester zu und drehte ihr den Arm noch kräftiger um. Doch sie krallte sich nur immer mehr in seinem Haar fest. Seine Kopfhaut brannte. Er warf den Kopf zurück und traf sie direkt über der Nase. Das reichte fürs Erste. Sie ließ ihn heulend los, und er stieß sie auf das Sofa, dabei riss sie mit dem Fuß den Kaffeetisch um: Aschenbecher, leere Dosen, die Samstagszeitung, alles landete krachend und scheppernd auf dem Boden. Die Nachbarn in der Wohnung über ihnen stampften gegen die Decke. Die Stelle an der Stirn, wo er sie getroffen hatte, war ganz rot. Aber auch sein eigener Schädel brummte, als ob der verdammte Kater vom Vorabend noch nicht reichte.
    Gleich nach dem Aufstehen hatte er nachgerechnet: Acht halbe Liter und zwei Gläser Whisky. Klar, dass er nur noch ein paar Münzen in der Tasche hatte. Und das Taxi hatte sechs Pfund gekostet. Dabei hatte Nic sogar das Essen beim Inder bezahlt. Ja, Nic war an allem schuld: Er wollte unbedingt einen draufmachen, obwohl Jerry darauf eigentlich gar keinen Bock gehabt hatte.
    »Aber ich hab Bock«, hatte Nic nur gesagt. Nach dem Essen war er dann schon etwas ruhiger geworden. Zwei oder drei Kneipen…, dann ein Taxi für Jerry. Nic selbst war zu Fuß nach Hause gegangen. Ja, das war der Vorteil, wenn man mitten in der Stadt wohnte: Um den Heimweg brauchte man sich keine Gedanken zu machen. Doch hier draußen in der Prärie war es immer ein Problem, nach Hause zu

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