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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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viel Geld ihm zur Verfügung stand. Bisher jedenfalls hatte er sich nicht lumpen lassen: Schließlich hatten sie es mit einem sensationellen Mordfall zu tun, der jeden zusätzlichen Personaleinsatz mitsamt den entsprechenden Überstunden rechtfertigte.
    Trotzdem durfte er die finanzielle Seite des Unternehmens natürlich nicht aus den Augen verlieren. Erschwerend kam noch hinzu, dass er nicht in seiner gewohnten Umgebung agieren konnte. Obwohl er die feindseligen Blicke und Kommentare tunlichst ignorierte, blieben sie nicht ganz ohne Wirkung. Dieser Fettes-Scheißer… denkt wohl, dass er uns vorschreiben kann, wie wir hier arbeiten. Rebus hingegen machte keine Probleme. Er hatte Linford bereitwillig die Leitung des Reviers überlassen und sogar eingeräumt, dass der Mann der bessere Administrator war. Wörtlich hatte er gesagt: »Derek, ehrlich gestanden, mir hat bisher noch nie jemand übertriebene bürokratische Ambitionen nachgesagt.«
    Linford unternahm einen Inspektionsgang durch den Raum: An den Wänden hingen Tabellen, Dienstpläne, Fotos vom Tatort, Telefonnummern. Drei Beamte saßen stumm an ihren Computern und tippten die neuesten Ergebnisse ein. Das Einzige, was man im Augenblick tun konnte, war, möglichst viele Daten zu sammeln und zueinander in Beziehung zu setzen. Auf diese Weise hoffte man, Querverbindungen zu entdecken, eine bisweilen unendlich mühsame Arbeit. Linford fragte sich, ob auch die anderen Polizisten in dem Raum genauso unter Strom standen wie er selbst. Die Aufgabenverteilung war klar: Detective Roy Frazer war für die Ermittlungen in der Holyrood Road zuständig und für die Befragung der Bürger in den umliegenden Häusern. Außerdem sollte er sich mit den Abriss-und den Bauarbeitern unterhalten. Ein weiterer Detective, George Silvers, bemühte sich, die letzten Stunden des Ermordeten zu rekonstruieren. Roddy Grieve hatte in Cramond gewohnt. Nach Auskunft seiner Frau war er an dem Abend mit Freunden auf einen Drink verabredet gewesen. Daran war nun wirklich nichts Auffälliges gewesen. Außerdem hatte er ja sein Handy dabeigehabt. Sie hatte also keinen Grund gehabt, ihm hinterherzuspionieren. Seona selbst war gegen Mitternacht nach Hause gekommen. Als Roddy am nächsten Morgen immer noch nicht da gewesen war, war sie zwar ein wenig beunruhigt gewesen. Doch dann hatte sie sich entschlossen, noch ein, zwei Stunden zu warten. Angeblich hatte sie angenommen, ihr Mann sei über Nacht vielleicht woanders untergekommen.
    »Ist das öfter vorgekommen?«, fragte Silvers.
    »Hier und da.«
    »Und wo schlief er bei solchen Gelegenheiten?«
    Antwort: »Bei seiner Mutter oder bei einem Freund auf dem Sofa.«
    Silvers sprühte nicht eben vor Tatendrang. In Eile konnte man sich den Mann beim besten Willen nicht vorstellen. Er nahm sich stets genügend Zeit für seine Fragen und überlegte sich seine Strategien gründlich.
    Genügend Zeit auch, um sein Gegenüber zappelig zu machen.
    Grieves Pressereferent war ein junger Mann namens Hamish Hall, mit dem Linford bereits gesprochen hatte. Als er sich das Gespräch später noch einmal durch den Kopf gehen ließ, hatte Linford das Gefühl, dass er aus der Begegnung nur als zweiter Sieger hervorgegangen war. Hall, ein gut aussehender Mann in einem perfekt geschnittenen Anzug, hatte sich vor allem durch seine Geistesgegenwart und Souveränität ausgezeichnet und dem Polizisten den Eindruck vermittelt, dass dessen Fragen sich vor allem durch Belanglosigkeit auszeichneten. Deshalb war Linford während des Verhörs immer wieder in die Defensive geraten.
    »Wie haben Sie sich mit Mr. Grieve verstanden?«
    »Gut.«
    »Nie irgendwelche Probleme?«
    »Nie.«
    »Und Miss Banks?«
    »Meinen Sie, ob ich gut mit ihr zurechtkomme oder wie ihr Verhältnis zu Roddy war?« In den Gläsern seiner runden Nickelbrille spiegelte sich das Licht.
    »Beides, glaub ich.«
    »Gut.«
    »Wie bitte?«
    »Das ist meine Antwort auf beide Fragen: Wir haben uns gut verstanden.«
    »Ach so.«
    Und so ging es immer weiter – wie aus der Pistole geschossen. Halls Persönlichkeitsprofil: Parteimitglied, ehrgeizig, Wirtschaftsdiplom. Und entsprechend ökonomisch fielen auch seine Antworten aus.
    »Pressereferent… ist das so eine Art Medienmanipulator?«
    Hall verzog den Mund. »Tut mir Leid, Inspektor, das ist wirklich unter meinem Niveau.«
    »Wer hat sonst noch für Grieve gearbeitet? Ich nehme mal an, es gab auch ein paar ehrenamtliche Wahlhelfer…?«
    »Noch nicht. Der eigentliche

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