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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Wahlkampf fängt ja erst im April an. Erst dann brauchen wir solche Leute.«
    »Fallen Ihnen dabei bestimmte Namen ein?«
    »Das ist nicht mein Bereich. Fragen Sie Jo.«
    »Jo?«
    »Josephine Banks, seine Wahlkampfmanagerin. Wir nennen sie meistens Jo.« Ein Blick auf die Uhr, ein Stoßseufzer.
    »Und was haben Sie jetzt vor, Mr. Hall?«
    »Sie meinen, wenn ich hier aufhöre?«
    »Ich meine – jetzt nach dem Ableben Ihres Arbeitgebers.«
    »Ich such mir eine neue Stelle.« Ein aufrichtiges Lächeln diesmal. »An Interessenten besteht kein Mangel.«
    Linford konnte sich Hall in fünf bis zehn Jahren gut direkt hinter einem ranghohen Politiker, ja sogar dem Premierminister vorstellen. Als Einflüsterer, der seinem hochrangigen Chef die Stichworte lieferte, die dieser seinen Zuhörern nur Sekunden später als eigene Gedanken verkaufte. Immer auf dem Sprung. Immer im Dunstkreis der Macht.
    Dann erhoben sich die beiden Männer, und Linford schüttelte Hall strahlend die Hand.
    »Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben…, tut mir Leid, dass… Und alles Gute für die Zukunft…«
    Nur für alle Fälle… Man wusste ja nie, was aus dem Mann noch werden konnte…
    »Soll das ein Witz sein?«
    Ellen Wylie sah sich in dem düsteren Raum um. Sie befanden sich in einem der Vernehmungsräume unten im Tiefparterre. Das Zimmer war zur Hälfte mit ausrangierten Sachen von gestellt: Stühle mit fehlender Sitzfläche, Kugelkopf-Schreibmaschinen.
    »Dient seit einiger Zeit als Abstellraum, wie Sie sehen.«
    Sie sah den Polizisten an, der die Tür aufgeschlossen hatte, und drehte das Licht an. »Gut, dass Sie es sagen, wäre mir sonst gar nicht aufgefallen.«
    »Und was machen wir mit dem ganzen Krempel?«, fragte Grant Hood.
    »Am besten, Sie lassen das Zeug einfach, wo es ist«, schlug der Uniformierte vor.
    »Wir bearbeiten zufällig einen Mordfall, fauchte Wylie ihn an. Dann blickte sie sich wieder in dem Raum um und sah verzweifelt ihren Partner an. »Womit haben wir das verdient, Grant?«
    »Jedenfalls können Sie hier schalten und walten, wie Sie möchten«, sagte der Polizist, entfernte den Schlüssel von seinem Bund und reichte ihn Hood. »Viel Spaß.«
    Hood beobachtete den Rückzug des Mannes und hielt dann Wylie den Schlüssel vor die Nase. »Stell dir mal vor, das alles gehört jetzt uns.«
    »Sollen wir uns bei der Verwaltung beschweren?« Wylie trat gegen einen der Stühle, dessen Armlehne prompt abbrach.
    »Klar, im Prospekt hat es zwar geheißen: ›Mit Meeresblick‹«, sagte Hood, »aber wenn wir etwas Glück haben, müssen wir es nur ein paar Tage in der Bude aushalten.«
    »Oben haben sie natürlich eine Kaffeemaschine«, sagte Wylie. Dann fing sie laut an zu lachen. »Was sag ich da? Hier gibt's ja nicht mal ein Telefon.«
    »Schon möglich«, gab Hood zu bedenken, »aber wenn mich nicht alles täuscht, haben wir hier den weltweit größten Posten an ausrangierten elektrischen Schreibmaschinen.«
    Siobhan Clarke hatte Linford als Treffpunkt »irgendein schickes Lokal« vorgeschlagen. Als sie ihm jetzt von ihrem Tag berichtete, verstand er auch, warum. Den ganzen Tag hatte sie das Elend der Obdachlosen-Szene vor Augen gehabt.
    »Stelle ich mir nicht ganz einfach vor«, sagte er. »Aber Probleme haben Sie doch hoffentlich keine gehabt?« Sie sah ihn an. »Ich meine, also… diese Leute beißen doch nicht.«
    »Nein, sie…« Die beiden hatten sich in der The Dome Bar verabredet. Siobhan blickte zu der spektakulären Decke des Lokals hinauf, als ob sie dort jeden Augenblick eine Flammenschrift erwartete. »Also, ich finde viele von denen sogar sympathisch. Nur dass sie ständig in der Vergangenheit herumwühlen.« Sie nickte. »Ja, das ist es.«
    »Wie meinen Sie das?« Er machte sich mit seinem Rührstäbchen an einer Limonenscheibe in seinem Glas zu schaffen.
    »Ich meine, all die Geschichten, die Tragödien und kleinen Missgeschicke, die diese Leute aus der Bahn geworfen haben.
    Niemand ist von Geburt dazu verurteilt, so zu leben. Kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen.«
    »Jetzt verstehe ich. Sie meinen, diese Leute müssten gar nicht obdachlos sein, jedenfalls die meisten von ihnen nicht. Außerdem gibt es ja noch das Sozialsystem.« Sie sah ihn fragend an, was ihm jedoch entging. »Von mir bekommen diese Leute aus Prinzip kein Geld. Einige dieser Penner verdienen wahrscheinlich in der Woche mehr als wir. Stellen sich mit dem Hut in der Hand in die Princes Street und sammeln mal schnell

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