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Der kalte Himmel - Roman

Der kalte Himmel - Roman

Titel: Der kalte Himmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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schlafenden Felix einen Kuss auf die Stirn und schlich sich dann auf Zehenspitzen aus dem Zimmer hinaus.
    *

» Wer drei gesunde Buben hat, wie ich, der braucht keine Erntemaschine « , stellte Bauer Andechs am Stammtisch fest.
    Allwöchentlich versammelten sich hier neben Paul der katholische Pfarrer Emeram Huber, Rektor Heinrich Meyer, Pauls Schulfreund Otto Welker, der die Filiale der Volksbank leitete, weitere Hopfenbauern wie Martin Andechs und Sepp Geisler und natürlich auch der Brauereibesitzer Friedel Schenkhofer, der die mitunter auftretenden Rivalitäten unter den Bauern geschickt für seine Zwecke zu nutzen verstand. Manchmal kam auch der Motorenhändler Fissler dazu, doch sicher war das nie.
    Pauls spontaner Kauf war natürlich auch unter den Männern des Dorfes das Thema Nummer eins. Und nicht jeder gönnte dem jungen Hopfenbauern seinen Traum von einer besseren Zukunft, vor allem dann nicht, wenn die eigenen Möglichkeiten für einen solchen Schritt in weiter Ferne lagen.
    » Wir Bauern haben dem Wirtschaftswunder lange genug zugeschaut « , redete sich Paul in Stimmung.
    » Ja, der Aufschwung « , sinnierte der Brauereibesitzer. » Solang man dabei nicht abhebt, mag sich das ausgehen. «
    » Komm, Schenkhofer « , gab Rektor Meyer zurück. » Du bist doch der Erste hier, der mit dem Fleiß unserer Bauern Geschäfte macht. Und Kinder « , jetzt wandte sich der Rektor dem Andechs zu, » Kinder habt ihr doch alle mehr als genug. «
    Der Brauereibesitzer lächelte. » Wo der Rektor recht hat, hat er recht, was Paul? Unsere Buben kommen heuer ja auch in die Schule. «
    Der Andechs grinste schief. » Na, Pauls Jüngstem müssen die Flötentöne erst noch beigebracht werden, was man so hört. «
    Paul blickte wütend auf und war kurz davor, den Andechs im Zorn zu packen. Da legte sich die rechte Hand des Rektors besänftigend auf Pauls Unterarm. » Lass gut sein « , sagte er.
    In den folgenden Wochen sollte Paul noch häufig an diese Worte denken.
    *

Zwei Nachmittage später stand Marie inmitten der Chorgemeinschaft auf der üppig verzierten Orgelempore der Barockkirche. Wie so oft, wenn sie aus dem Haus ging, hatte sie auch diesmal Felix mitgenommen. So konnte sie ihn im Auge behalten, denn in ihrer Nähe bewegte sich der Junge meist ruhig und unauffällig – es war das Beste für alle. Marie grauste noch in der Erinnerung daran, wie oft ihre Versuche, Felix einmal in der Obhut ihrer Schwiegermutter auf dem Hof zu lassen, in Tränen und Geschrei geendet waren.
    Hier auf der Empore hatte sich Felix gleich einen Platz nahe der Orgel gesucht, wo er unauffällig am Boden kauerte und gespannt verfolgen konnte, wie sich die Fußspitzen oder die Fersen der Organistin abwechselnd in die Pedale drückten.
    Die in einem Halbrund gruppierten Sänger folgten den Anweisungen ihres Chorleiters nach Kräften. Rektor Meyer dirigierte wie immer sehr bemüht und versuchte, mit seltsam gesteigerter Mimik die Aufmerksamkeit seiner Sänger bei sich zu behalten, was jedoch nicht in allen Fällen gelang. Immer wieder wanderten die Blicke der Chorsänger hin zur roten Mähne der jungen Organistin, die überraschend einfühlsam und musikalisch versiert den Laienchor begleitete, während dieser Es kommt ein Schiff geladen intonierte.
    Elisabeth tuschelte wiederholt mit Frau Andechs, und die Frau des Motorenhändlers Fissler warf der Frau des Brauereibesitzers Schenkhofer vielsagende Blicke zu. Und es dauerte nicht lange, bis der katholische Pfarrer Huber unüberhörbar aus der Sakristei trat und mit schwerem Schritt die Stufen hinauf zur Empore erklomm.
    Die zweite Strophe war gerade vorüber, da ließ Rektor Meyer den Taktstock sinken.
    » Respekt, Herr Pfarrer « , lächelte er hintersinnig, » Respekt zu Ihrer reformfreudigen, ja reformatorischen Haltung! Nicht wahr? «
    Bei seinen letzten Worten hatte er sich demonstrativ an die Runde der Sänger und Sängerinnen gewandt, von denen mancher still in sich hineinlächelte.
    » Lass gut sein, Meyer « , ranzte der Pfarrer. » Das Fräulein …. «
    » Brunner « , warf die Organistin ein, » Brunner, Hochwürden. «
    » Ja, das Fräulein Brunner hat dankenswerterweise die Vertretung für das Weihnachtskonzert übernommen « , ergänzte der Pfarrer nun. » Dann wünsche ich gutes Vorankommen! «
    Ohne auf das Zeichen des Rektors zu warten, nahm Alex Brunner erst leise, dann, als der Rektor ihr das Taktzeichen gab, lauter die Melodie des Kirchenliedes wieder auf.
    Marie konnte die

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