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Der kalte Himmel - Roman

Der kalte Himmel - Roman

Titel: Der kalte Himmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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stolz. » Jetzt schau halt, die beiden glauben an ihn « , sagte sie.
    Sie begleitete ihren Mann in den Hausflur hinaus und gab ihm einen Kuss, bevor er sich wieder mit Xaver auf den Weg zur Feldarbeit machte.
    » Also, denk daran. Du musst immer den Arm heben, ja? « Lenas Stimme klang streng, sie ahmte sichtlich den Tonfall ihrer Lehrerin nach. » Wie viel ist fünf und zehn? «
    Da musste Felix nicht überlegen. » Fünfzehn « , platzte es ohne die geforderte Geste aus ihm heraus.
    Max schüttelte den Kopf und riss Felix’ Arm mit einem Ruck in die Höhe. Das war zu viel für den Jungen. Mit einem Satz sprang Felix auf und rannte davon. Max verzog sein Gesicht und sah Lena schief an.
    » Der kapiert’s nicht. Hab ich dir doch gleich gesagt! «
    *

In dieser Nacht erwachte Marie von Felix’ Weinen. Schlaftrunken schlüpfte sie aus dem Bett und lief in sein Zimmer hinüber. Wie von schlimmen Träumen gequält, warf sich der Junge in seinem Bett hin und her. Auf seiner Stirn standen feine Schweißperlen, das Oberteil seines Schlafanzuges war völlig durchnässt.
    Vorsichtig knöpfte Marie das Hemd auf und zog es dem schlafenden Jungen aus, um ihm sofort ein frisches überzustreifen. Felix war so tief in seine Träume versunken, dass er auch durch diese Prozedur nicht erwachte. Nur sein Weinen war leiser geworden, und schließlich verebbte es ganz. Marie sah ihren Sohn ratlos an. Was quält dich denn so?, dachte sie. Ihr war kalt. Fröstelnd kehrte sie in ihr eigenes Bett zurück.
    » Was ist denn los? « , fragte Paul.
    » Schlecht geträumt hat er, der Felix « , sagte Marie.
    Paul schwieg.
    » Vielleicht dürfen wir einfach nicht so viel von ihm erwarten? « , meinte er dann. » Vielleicht müssen wir ihn einfach so nehmen, wie er ist. «
    Marie antwortete nicht. Mit offenen Augen starrte sie auch dann noch in die Dunkelheit, als Paul schon längst wieder eingeschlafen war.
    *

In der Woche vor Weihnachten gab es die ersten heftigen Schneefälle und strengen Frost. Marie deckte vor dem Haus die schon im Herbst zurückgeschnittenen Rosenstöcke mit Tannenzweigen ab, während Elisabeth auf der Holzbank vor der Haustür die Weihnachtsgans rupfte. Paul hackte das Holz für die Festtage, und Xaver schichtete die Scheite an der Hauswand auf. Aus der Ferne hörte man schon die fröhlichen Stimmen von Lena und Max, für die die Weihnachtsferien begonnen hatten.
    In der Küche saß Felix wieder einmal auf seinem Lieblingsplatz vor dem Radio. Konzentriert lauschte er dem Radiosprecher und notierte die Zahlen aus der Wettervorhersage in sein Heft.
    » In der Region Hollertau erwarten wir in den nächsten Tagen weiteren Bodenfrost. Die Temperatur erreicht am morgigen Samstag, den 20 . Dezember, einen möglichen Höchstwert von – 2 °C. In der Nacht können die Temperaturen bis – 12 °C fallen. «
    In diesem Augenblick flog ein Schneeball mit lautem Knall gegen die Küchenscheibe. Felix sprang erschrocken auf, so dass der Stuhl hinter ihm umkippte. Am Fenster schnitten seine Geschwister Fratzen und johlten. Felix hielt sich die Ohren zu, lief in den Flur und stürzte aus der Haustür hinaus.
    Als Elisabeth mit der Gans die Küche betrat und das allein vor sich hin laufende Radio anhörte, schüttelte sie den Kopf. Der Junge war ihr unheimlich. Was wohl jetzt wieder in ihn gefahren war?
    *

Wie so oft, wenn er sich bedrängt fühlte, war Felix in die Scheune gelaufen. Und wie so oft kauerte er auch diesmal am Boden und griff mit der rechten Hand nach den gestapelten Stöckchen, um eines nach dem anderen im Muster seiner inneren Bilder auf dem Boden zu gruppieren.
    Doch etwas unterbrach diesmal das Spiel des hereinfallenden Lichtes, das den Holzmosaiken erst ihre Farbe und ihren stetig wechselnden Charakter verlieh. Felix starrte auf das monströse Etwas, das alles andere in den Schatten stellte. Wie das Spielzeug eines Riesen füllte die Hopfenmaschine den Raum und zog Felix in ihren Bann. Felix ließ seine Stöckchen sinken, erhob sich von dem staubigen Boden und kletterte mit einiger Anstrengung auf den Fahrersitz der Maschine.
    *

Fast zur gleichen Zeit betrat Marie gemeinsam mit Max und Lena die Küche. Die Wangen der Kinder waren von dem langen Fußmarsch, vor allem aber von der Schneeballschlacht gerötet, wie zwei gesunde rotbackige Äpfel glänzten sie noch im gedämpften Licht der Stube.
    Elisabeth erhitzte bereits den Linseneintopf, den sie für diesen Mittag vorbereitet hatte, und Marie wusch sich am

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