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Der kalte Himmel - Roman

Der kalte Himmel - Roman

Titel: Der kalte Himmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ihrem skeptischen Blick stand. » Wir wollen Ihrem Sohn doch helfen. Wir wollen doch ein Therapieangebot entwickeln, das ihn weiterbringen kann. «
    Ein bitterer Zug lag nun in Maries Gesicht. » Sie glauben mir nicht. Genauso wenig wie die Ärzte in München « , stellte sie resigniert fest.
    Niklas schüttelte den Kopf. » Wenn Sie das wirklich ernst meinen, Marie, dann kann ich nichts für Felix tun « , sagte er und drückte seine Zigarette aus.
    Für einen Moment maßen sie sich mit Blicken.
    Aufgewühlt wippte Marie auf ihrem Stuhl hin und her. » Wie viel Zeit würden Sie denn brauchen? « , presste sie schließlich heraus.
    » Zwei bis drei Monate mindestens. «
    Maries Gesicht verlor jede Farbe. Alles in ihr überschlug sich.
    » Sie dürfen jetzt nicht die Nerven verlieren « , sagte der Arzt behutsam. » Wir stehen erst am Anfang. «
    *

Im Foyer der Psychiatrischen Klinik hielt Felix seine Lippen an eine Glasscheibe gepresst und formte mit seinem Atem die wunderlichsten Gebilde. Aufmerksam betrachtete er diese flüchtigen Erscheinungen, stets darauf bedacht, das Verschwinden der einen mit dem Erschaffen einer neuen zu verbinden. Marie hatte sich tief über den Patientenbogen der Anmeldung gebeugt und versuchte, jede Frage gewissenhaft zu beantworten. Als sie den Bogen endlich im Schubfach unter der Glasscheibe hindurchschob, warf die am Schalter sitzende Schwester einen kurzen Blick auf das Blatt und sah auf.
    » Sie wissen, dass Sie die Kosten für die Behandlung selber tragen müssen? «
    » Nein « , antwortete Marie konsterniert. » Aber wir zahlen doch seit Jahren Beiträge an die Krankenkasse. «
    Die Schwester ging routiniert die Unterlagen durch. Sie machte sich noch nicht einmal die Mühe, zu der aufgeregten Mutter an ihrem Schalter hochzusehen.
    » Bei psychischen Erkrankungen und Entwicklungsstörungen zahlt die Kasse nicht « , sagte sie mit monotoner Stimme.
    Marie glaubte sich verhört zu haben. Das Blut rauschte ihr in den Ohren, ihr war zum Ersticken zumute.
    » Bitte? « Flehend sah sie ihr Gegenüber an. » Bitte, das verstehe ich nicht. «
    Doch die Schwester blickte noch immer nicht auf. Solche Gespräche führte sie jeden Tag, wo käme sie denn hin, wenn sie das ganze Elend immer gleich persönlich nehmen wollte. Marie aber stand der Schock ins Gesicht geschrieben.
    » Wollen wir ihn trotzdem anmelden? « , fragte die Schwester, nachdem Marie einfach nur noch teilnahmslos vor sich hin starrte.
    Sie fühlte sich wie gelähmt bei der Vorstellung, dass ihre Hoffnung umsonst und ihr Bemühen vergebens sein würde. Sie hatte keine Ahnung, wie sie die Klinikkosten bezahlen sollte. Trotzdem nickte sie.
    Die Schwester spannte einen neuen Bogen in ihre Schreibmaschine. Endlich registrierte sie, wie tief die Frau vor ihrer Glasscheibe von ihrer Ansage getroffen war.
    » Manchmal helfen auch die Geschwister der Eltern oder die Großeltern, hm? « flüsterte sie ihr durch die Sprechscheibe zu.
    *

Als das Telefon auf dem Moosbacher Hof läutete, waren Paul und sein Vater Xaver gerade draußen damit beschäftigt, neue Holzpfosten für den Hopfenanbau mit schützender Lasur zu bestreichen. Elisabeth nahm den Hörer ab, um den Apparat nach einem kühlen » Grüß dich « quer durch die Küche an das Fenster zum Hof zu tragen.
    » Paul « , rief Elisabeth auf den Hof hinaus. » Telefon! Marie! «
    Paul ließ den Pinsel fallen und rannte über den Hof zum Fenster hin. » Ja, Marie « , sagte er schließlich keuchend.
    Elisabeth trat vom Fenster wenige Schritte zurück, gerade weit genug, um von Paul nicht mehr gesehen zu werden, aber alles noch mit anhören zu können. Auf dem Hof hatte auch Xaver seinen Pinsel sinken lassen. Er sah, wie sich die Stirn seines Sohnes kräuselte, hörte, wie er immer heftiger atmete.
    » Drei Monate, spinnst du? « , platzte es aus Paul heraus. » Wie soll ich das verstehen? Wir haben doch eine Krankenversicherung? «
    Angestrengt hörte er seiner Frau zu. » Marie, das können wir uns gar nicht leisten. Wie stellst du dir das vor? « , fragte er schließlich.
    Doch was immer Marie ihm von Berlin aus sagte, es war nicht zu übersehen, wie in Paul langsam aber stetig die Wut hochkochte, um schließlich in einem wütenden Aufschrei zu explodieren.
    » Marie, pass auf, das Geschäft kannst du mir überlassen. Da verstehst du nichts davon! «
    Empört knallte er den Hörer auf.
    *

Es war sinnlos. Jedes Gespräch mit Paul war sinnlos, er verstand einfach nicht. Erschöpft

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